Nils Kremling: Erst gezittert, dann gefeiert

5.2.2020, 15:12 Uhr
Nils Kremling: Erst gezittert, dann gefeiert

© Foto: Ralf Görlitz

Kremling hatte sich erst im September buchstäblich in letzter Sekunde für die nationalen Meisterschaften qualifiziert. Nachdem der 15-Jährige seit Jahresbeginn als jüngerer Jahrgang in der Doppelaltersklasse U18 starten muss, waren die Erwartungen ohnehin nicht allzu hoch. Ziel war ein Platz unter den Top-8. Das schaffte er auch.

Der Wettkampf begann für Kremling mit einem Paukenschlag über die 60m-Sprint-Strecke. Der Wendelsteiner zeigte sich von seiner besten Seite. Am Ende blieben die Uhren nach 7,38s und der viertschnellsten Laufzeit aller Teilnehmer stehen. Dies bedeutete gleichzeitig die erste neue persönliche Bestleistung für ihn.

Als zweite Disziplin des ersten Tages folgte der Weitsprung. Kremling, der vor zwei Wochen erst mit 6,31m Nordbayerischer Hallenmeister geworden war, wollte sich auch hier nicht verstecken. Doch nach einem knapp übertretenen Versuch, der wohl bei 6,50 m landete, musste er ein bisschen Gas rausnehmen und kam "nur" noch auf solide 6,18 m.

In der dritten Disziplin des ersten Tages, dem Kugelstoßen, musste Kremling ein neues Wettkampfgewicht in die Hand nehmen. Durfte er im Vorjahr noch mit der 4-kg-Kugel stoßen, muss er seit Anfang des Jahres die 5-kg-Kugel möglichst weit wuchten. Gleich im ersten Versuch stellte er mit 12,12m seine zweite neue persönliche Bestleistung auf, gleichwohl technisch noch viel Luft nach oben war.

"Salto Nullo" drohte

Nach drei von vier Disziplinen lag Kremling überraschend auf Platz fünf der Gesamtwertung, sogar in Schlagweite zum Podium, doch es folgte mit dem Stabhochsprung die vierte und letzte Disziplin des ersten Tages, Kremlings schwächste Gesamtdisziplin. Ihm fehlt hier einfach die Routine. Nachdem die Hochsprunganlage auf der Wendelsteiner Kreissportanlage seit über einem Jahr defekt ist, war ein Stabhochsprungtraining nur bedingt möglich. Kremling kam mit der Anlage in Leverkusen überhaupt nicht zurecht. Es sollte eine regelrechte Zitterpartie werden. Nach zwei Fehlversuchen über 3,00 m drohte ihm ein gefürchteter "Salto Nullo".

Im dritten Anlauf übersprang er doch noch seine Anfangshöhe, fing sich und steigerte sich sogar noch über 3,10 m, 3,20 m und 3,30 m noch auf seine nächste persönliche Bestleistung von 3,40 m. Doch in der Gesamtwertung wurde der Wendelsteiner damit am Ende des ersten Tages von Platz fünf auf Rang zehn durchgereicht. Denn: Die deutsche Mehrkampfspitze ist im Stabhochsprung schlichtweg einen Meter weiter, besser gesagt: höher.

Tag zwei begann über die 60-m-Hürdenstrecke wie Tag eins: mit einem Paukenschlag. Mit der fünftschnellsten Zeit von 8,72s stellte Kremling die vierte neue persönliche Bestleistung auf. In der Gesamtwertung konnte er sich wieder auf Rang acht verbessern.

Mit der sechsten Disziplin, dem Hochsprung, folgte die zweite Zitterdisziplin des Siebenkampfes. Kremling hatte noch vor Jahresfrist 1,81m überwunden. Doch seit einigen Wochen ist in dieser Disziplin der Wurm drin. Ob Anlauf, Absprung oder Flugphase, nichts passte mehr zusammen. Selbst der nordbayerische Stützpunkt-Hochsprung-Trainer konnte nicht helfen. Immerhin: Kremling stieg ganz niedrig ein (1,56 m) und steigerte sich noch auf 1,71 m – und behielt damit seinen achten Rang im Zwischenklassement.

Es folgte als siebte Disziplin der abschließende 1000-m-Lauf. Eigentlich angepeilt war eine Zeit von 2:55 Minuten, doch hatte der Wettkampf zuvor wohl doch zu viele Körner gekostet. Am Ende waren es dann 3:05,36 Minuten. In der Gesamtwertung verbesserte sich der Wendelsteiner damit noch von Platz acht auf Platz sieben mit einer Gesamtpunktzahl von 4423 Punkten.

Hochzufrieden mit dem Ergebnis und vier neuen persönlichen Bestleistungen traten Sportler und Begleiter die Heimreise an. Die Baustellen, an denen dieses Jahr gearbeitet werden muss, hat man aber deutlich gesehen: Stabhochsprung war klar, der Hochsprung ist noch hinzugekommen. Verstecken braucht sich Kremling dennoch nicht. Als Allrounder war er immerhin der zweitbeste Starter aus Bayern. Und im inoffiziellen Ranking des jüngeren Jahrganges der U18-Wertung belegte er gar Platz drei – und das unter Deutschlands Mehrkampf-Nachwuchs. Es bleibt also zu hoffen, dass die ausgemachten Defizite beseitigt werden können, dann ist bei dem Super-Talent noch mit mehr zu rechnen.

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