Nürnberg bekräftigt: Juraleitung soll südlich von Schwabach verlaufen

18.11.2019, 16:25 Uhr
Hier die Bestandstrasse im Schwabacher Baimbachtal.

© Günther Wilhelm Hier die Bestandstrasse im Schwabacher Baimbachtal.

Die Nürnberger Stadtverwaltung und der Nürnberger Stadtrat sind weiterhin strikt gegen den Bau einer neuen Höchstspannungs-Stromleitung durch das Nürnberger Stadtgebiet. Bereits im August hatte man sich dementsprechend positioniert. Die Mitglieder des Stadtplanungsausschusses sprachen sich einmütig gegen die sogenannte "Juraleitung P53" aus, die der Netzbetreiber Tennet im Stadtsüden plant.

Dabei handelt es sich um eine rund 160 Kilometer lange 220-Kilovolt-Leitung zwischen Raitersaich und Altheim, die das südliche Stadtgebiet durchläuft. Der Netzbetreiber Tennet will die aus den 1940er Jahren stammende Leitung auf 380 Kilovolt (kV) aufrüsten – was allerdings bedeutet, dass eine neue Trasse gebaut werden muss. Die Frage ist: Neubau auf der alten oder auf einer neuen Strecke.

Genaue Infos zu den vorgeschlagenen Trassenverläufen und die damit verbundenen Probleme finden Sie hier.

Schaden wäre nicht mehr heilbar

Nachdem das bayerische Landesentwicklungsprogramm Mindestabstände zu Wohngebäuden von 400 Metern fordert, würde diese Trasse mindestens 800 Meter breit werden. Dadurch würde im Rednitztal "ein nicht mehr heilbarer Schaden" entstehen, so Baureferent Daniel Ulrich
im Stadtplanungsausschuss. Zudem würde Kornburg faktisch von Nürnberg abgeschnitten. Eine Trasse durch Wohngebiete hindurch sei vollkommen ausgeschlossen, so Ulrich. Die elektromagnetische Strahlung nehme bei einer Aufrüstung exponentiell zu. Daher sei eine 380-kV-Leitung "eine ganz andere Nummer" als die bestehenden 220-kV-Netze.

Auch ein Erdkabel sei keine Alternative, unterstrich Gerald Raschke (SPD) als Ausschussvorsitzender. Bislang gebe es keinerlei Erfahrungen mit 380-kV-Erdkabeln. Auf der Oberfläche müsse über dem Erdkabel eine breite Asphalttrasse gelegt werden, damit die unterirdische Leitung jederzeit für Reparaturen etc. zugänglich bleibe. Nicht zuletzt schlage ein Erdkabel mit den sechs- bis achtfachen Kosten einer normalen Höchstspannungstrasse zu Buche, so Raschke: "Die Stadt kann hier eigentlich nur einen Abwehrkampf führen."

Wie eine sechsspurige Autobahn

Auch CSU-Stadtrat Andreas Krieglstein unterstrich, dass ein 380-kV-Erdkabel im Rednitzal eine Schneise so breit wie eine sechsspurige Autobahn erfordern würde. Dies sei "für Natur und Mensch inakzeptabel". Harald Dix (SPD) sprach von einem "überdimensionierten Netzausbau", der bis zu 120 Milliarden Euro verschlingen werde. Nach Gesprächen unter anderem mit der N-Ergie sei er sich sicher, dass es in der Zukunft möglich sein werde, den in der Region benötigten Strom "selbst herzustellen".

Einstimmig folgten die Ausschussmitglieder dem Vorschlag des Baureferenten, den Netzbetreiber Tennet auf die Flächen südlich von Schwabach zu verweisen. Dort könne die neue Stromtrasse durch Areale geführt werden, in denen keine Menschen lebten und in denen die 400 Meter Mindestabstand problemlos realisierbar sei. Bei dieser Variante sei es zudem möglich, eine Höchstspannungsleitung durch Waldstücke bzw. über Waldstücke hinweg zu führen, so Ulrich.

Das ist natürlich eine Aussage, die so nicht ganz haltbar ist. Südlich von Schwabach ist das Land zwar dünner besiedelt als im Nürnberger Süden. Aber den 400-Meter-Abstand zur Wohnbebauung hält Tennet beim derzeitigen Trassenvorschlag auch dort nicht ein.

Genau gegenteilig hatte sich kürzlich die CSU-Kommunalpolitiker des Landkreises Roth, allen voran Kreisvorsitzender Volker Bauer geäußert. Man lehne die "Südumfahrung" ab und spreche sich für den Neubau auf der Bestandstrasse aus - mit Erdverkabelung.

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