Mobilitätsplan:

Radnetz Schwabach: "Angebot erzeugt Nachfrage"

16.6.2021, 11:00 Uhr
Aufbruchstimmung auf zwei Rädern: Das war im Sommer 2020 bei einer Fahrrad-Demo in Schwabach. Doch der Ausbau von Radwegen ist oft schwierig.

© Foto: Gunther Hess Aufbruchstimmung auf zwei Rädern: Das war im Sommer 2020 bei einer Fahrrad-Demo in Schwabach. Doch der Ausbau von Radwegen ist oft schwierig.

Den Stadtverkehr neu denken: Das ist das große Ziel des künftigen Schwabacher Mobilitätskonzepts. Aktuell läuft die erste Runde der umfangreichen Bürgerbeteiligung. Die nächste Veranstaltung ist am Donnerstag, 17. Juni, der Vortrag von Wolfgang Aichinger aus Berlin. Der Raumplaner arbeitet für die Klimaschutzstiftung Agora und berät freiberuflich unter anderem das Umweltbundesamt in Sachen "nachhaltige Mobilität". Ab 19 Uhr spricht er zum Thema "Öffentliche Räume als Ressource in der Stadt und Verkehrsplanung". Der Vortrag wird live über www.schwabach.de gestreamt. Im Chat können Fragen gestellt werden. Wir haben schon vorab mit dem Referenten gesprochen.

Radnetz Schwabach:

© privat, NN

Herr Aichinger, was erwartet die Zuschauer am Donnerstag, was ist Ihre zentrale Botschaft?

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir uns loslösen vom Autoverkehr, wie er heute ist. Wir sollten auch nicht bei jedem Vorschlag zur Verkehrsberuhigung immer fragen, wo die Autos denn dann fahren können. Ziel ist es, weniger Autos zu haben und nicht nur woanders. Und das geht auch.

Wie sehr geht es in Ihrem Vortrag konkret um Schwabach?

Ich habe mit der Stadtverwaltung ein Vorgespräch geführt und bekomme auch noch eine Stadtführung. Aber ich bin kein Experte für Schwabach. Meine Aufgabe wird deshalb sein, positive Beispiele zu nennen, die vielleicht auf Schwabach übertragbar sein könnten.

An welche Stadt denken Sie vor allem?

Konstanz ist ein gutes Beispiel. Dort ist es gelungen, den Autoverkehr zumindest zu reduzieren und den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen. Ein wichtiges Mittel ist der Ausbau des Radwegenetzes.

Das will man grundsätzlich ja auch in Schwabach, aber die Stadt ist klein, es fehlt der Platz. Was tun?

Fläche neu verteilen. Das ist am Anfang natürlich ein sehr großer Schritt. Aber Radfahrer und Fußgänger sind auch Menschen. Wenn die sich nicht sicher fühlen auf den Straßen, weil die Autos an ihnen vorbeirauschen, dann bringt keine Maßnahme etwas.


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Auch in Schwabach gibt es Radschutzstreifen. Was halten Sie davon?

Die sind wohl nur etwas für die ohnehin hartgesottenen Radfahrer, weniger die Oma mit ihrem Enkel. Am besten, man trennt den Fahrrad- vom Autoverkehr.

Viele Menschen sind auf das Auto angewiesen. Wie wollen Sie sie zum Umsteigen aufs Rad motivieren?

Viele würden ja gern Fahrrad fahren, wenn sie es denn sicher könnten. Das ist das Problem. Für sie muss man ein durchgängiges und damit attraktives Netz schaffen. Das kann 10 bis 15 Jahre dauern, aber wichtig ist das Ziel: ein benutzerfreundliches Angebot, denn gutes Angebot erzeugt Nachfrage. Der Autoverkehr ist ja auch nicht vom Himmel gefallen. Auch er ist gezielt so bequem ausgebaut worden.

Aber das ist doch der Punkt: Kunden wollen nah an die Geschäfte fahren, und der Einzelhandel will erreichbar sein.

Auch für den Einzelhandel ist wichtig: Welche Qualität bekomme ich als Besucher einer Stadt? Ist es laut? Ist es gefährlich? Ist es unangenehm? Kunden wollen sich beim Einkaufen wohlfühlen und nicht nur schnell rein- und wieder rausfahren.

Wie viel Autoverkehr ließe sich realistisch einsparen?

Bundesweite Untersuchungen haben ergeben, dass die Hälfte aller Fahrten nicht länger als fünf Kilometer sind, viele noch kürzer. Da ist es schwer zu erklären, wieso man unbedingt so viele Autos braucht. Wir müssen Angebote schaffen, um kurze Wege sicher und bequem auch zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen, statt automatisch ins Auto zu steigen.

Schwabach geht einen neuen Weg bei der Bürgerbeteiligung. Es wird nicht erst geplant und dann diskutiert, sondern umgekehrt. Ist das der richtige Weg?

Das macht in der Tat Sinn. Erst sollte man die Probleme identifizieren. Wo ist es zu laut? Wo zu gefährlich? So bekommt man einen gemeinsamen Grundstock. Darauf lassen sich dann die Lösungen aufbauen.

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