Radsport: Karrierestart im Krankenhaus

27.8.2020, 09:03 Uhr
Radsport: Karrierestart im Krankenhaus

© Archiv: Manfred Marr.

Sehr genau erinnert sich Werner Löw noch an sein erstes Radrennen: "Meine Karriere begann 1949 mit einem Krankenhaus-Aufenthalt nach einem schweren Sturz und 1957 endete sie auch im Krankenhaus", erzählt der Jubilar, der 1949 als mit 14 Jahren zunächst für den Tourenclub Nürnberg startete. Steil bergauf ging seine Karriere nach seinem Wechsel zum RC Herpersdorf ab 1951. Neben zahlreichen Siegen bei Jugendrennen gewann Werner Löw 1952 und 1953 mit dem Team des RCH zweimal die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft über 50 Kilometer auf der Straße.

Seinen dritten Deutschen Meistertitel holte er sich sich ebenfalls 1953 bei den Bahnmeisterschaften im Sprint der Junioren. Bereits in seinem ersten Jahr als Amateur sorgte Werner Löw 1954 für weitere Schlagzeilen, als er zusammen mit dem Herpersdorfer Team Platz zwei bei der Mannschafts-DM über 100 Kilometer belegte. Bei der Bahn-DM in Nürnberg startete Werner Löw erstmals zusammen mit Rekordmeister Fritz Neuser auf dem Tandem. Vor rund 10 000 Zuschauern gewann das Duo auf der ASN-Bahn klar den Titel vor Potzernheim/Badstübner (Hannover) und Hochgeschurzt/Remagen (Köln). Ein neues Erfolgsteam war geboren, das im folgenden Jahr den Tandem-Meistertitel locker verteidigte!

Aufregendes Jahr 1956

Radsport: Karrierestart im Krankenhaus

Als "aufregendstes Jahr seiner Karriere" bleibt Werner Löw die Saison 1956 in Erinnerung, als man beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die Olympischen Spiele in Melbourne neben Fritz Neuser den sechsfachen deutschen Meister Günther Ziegler aus Schweinfurt als Tandempartner stellte. Werner Löw war darüber, dass man nicht ihn mit Fritz Neuser nominiert hatte, so sehr enttäuscht, dass er seine erfolgreiche Karriere sofort beenden wollte. Doch dann siegte doch seine große Kämpfernatur: "Ich wollte es nun erst recht wissen."

Mit dem erst 18-jährigen Holger Hermann fand er im Verein einen talentierten und sehr spurtstarken neuen Partner. "Wir trainierten jede Woche extrem hart und hatten uns vorgenommen bei der DM in Köln wenigstens unter die ersten Drei zu kommen", erinnert sich der Jubilar. Doch dort sorgten die beiden Youngster Löw/Herrmann dann für eine riesengroße Überraschung: Locker gewannen sie alle Vorläufe und kämpften sich beherzt bis ins Finale durch. Hier trafen sie auf die Top-Favoriten Neuser/Ziegler und auf die beiden Kölner Trost/Kleinsorg. Die Sensation der Tandem-DM 1956 war perfekt als Werner Löw und Holger Herrmann im rasanten DM-Finale die Olympia-Teilnehmer Neuser/Ziegler und die beiden Kölner sicher bezwingen konnten!

Kein Zufall

Dass dieser Sieg kein Zufall war zeigte sich eine Woche später als Löw/Herrmann auch eine DM-Revanche am Reichelsdorfer Keller vor Neuser/Ziegler gewannen, die zwei Monate später bei den Olympischen Spielen in Melbourne nach einem schweren Sturz ausschieden. Bei der Bahn-DM 1956 in Köln war der RC Herpersdorf – wie fast immer in den 1950-er-Jahren – der erfolgreichste Verein. Neben dem Tandem-Titel holten die "Heperer" Werner Löw, Fritz Neuser, Georg Singer und Willi Renn auch noch den DM-Titel im Bahn-Vierer!

Radsport: Karrierestart im Krankenhaus

© Archiv: Manfred Marr.

1957 gewann Werner Löw bei der Bahn-DM erneut zwei Medaillen. Mit Fritz Neuser, Willy Renn, Georg Singer wurde Werner Löw zunächst Dritter im Vierer. Bei der Tandem-DM, bei der Werner Löw nun wieder gemeinsam mit Fritz Neuser starete, waren beide vom Pech verfolgt. Neuser/Löw hatten sich zwar fürs Finale qualifiziert, konnten jedoch nach einem schweren Sturz nicht mehr antreten. Die DM 1957 endete für sie im Krankenhaus.

"Nach diesem schweren Unfall stand für mich fest, dass ich meine Karriere beenden und mich in Zukunft nur noch um meine berufliche Weiterbildung kümmern werde", sagt Werner Löw rückblickend. Damals machte er nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Werkzeugmacher eine Umschulung für das Schreiner-Handwerk und legte wenige Jahre später seine Meisterprüfung ab. Dem RC Herpersdorf und dem Radsport-Bezirk Mittelfranken, für den er als Fachwart und 2. Vorsitzender viele Jahrzehnte unermüdlich im Einsatz war, blieb Löw danach weiterhin eng verbunden.

Gerne gab er seine reiche Erfahrung an den ehrgeizigen Nachwuchs im RCH weiter, auch an seinen Sohn Robby, der 1983 als deutscher Junioren-Tandemmeister erfolgreich in seine Fußstapfen trat. Den jungen Radsportlern von heute gibt Werner Löw stets einen guten Rat: " Viel wichtiger als der Sport sind Beruf und Familie. Deshalb sollte sich jeder Sportler sehr gut überlegen , wie lange er aktiv sein will. Ich habe mit 22 Jahren zwar relativ früh aufgehört, doch ich habe das nie bereut!"

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