Rednitzhembach: Das halbe Filmtheater

3.11.2020, 18:00 Uhr
Rednitzhembach: Das halbe Filmtheater

© Foto: Robert Gerner

Die ganzen Blockbuster wie der neue Bond, der neue Marvel-Film oder die mit Spannung erwartete Neuverfilmung von Frank Herberts Kultroman "Der Wüstenplanet" sind zwar ins Jahr 2021 verschoben. Aber man kann sich ja auf die kleinen Kinodinge des Lebens freuen. Sich mit der Familie den neuen Jim-Knopf-Film reinziehen, über französische Komödien lachen ("Mein Liebhaber, der Esel & Ich") oder anspruchsvolles, spannendes Polit-Kino aus Deutschland bestaunen ("Und morgen die ganze Welt").

Nicht mehr viel Auswahl

Wer Filmtheater liebt, der hat in der Region aber nicht die ganz große Auswahl. Das Schwabacher Lichtspielhaus hat schon vor Jahren dichtgemacht, das Schwabacher "Scala" ist längst einem Wohnkomplex gewichen. Geblieben sind das "Luna" in Schwabach, eines der ältesten Kinos in Deutschland, und das "Bavaria" in Roth.

Und: Es gibt ein, naja, noch ein halbes weiteres Kino, das jetzt im November 10. Geburtstag gefeiert hat: das Rednitzhembacher Kino-Museum.

Ein richtiges Lichtspielhaus ist das allerdings nicht, denn dort lief noch nie ein aktueller Kinofilm. Vorführer Jörg Deffner hat zwar einige erstaunliche Streifen im Tresor wie den Karl-May-Klassiker "Der Schatz im Silbersee" mit Pierre Brice, Lex Barker und dem jungen Götz George und den allerersten Frankenstein-Stummfilm.

Rednitzhembach: Das halbe Filmtheater

© Foto: Robert Gerner

Doch die sind kein einziges Mal durch den voll funktionsfähigen Projektor, Baujahr 1938, gerattert. Stattdessen zeigt Deffner hin und wieder Wochenschauen aus den 1960er-Jahren. Auch Markus Dörnbergers wirklich sehenswerter 14- minütiger Imagefilm über die Rednitzhembacher Kirchweih hatte vergangenes Jahr standesgemäß im Kino-Museum Weltpremiere.

Aus einem Nachlass

Die Frage ist: Wie kam die Gemeinde eigentlich zum Kino-Museum? Ein bisschen liegt das vermutlich am Bürgermeister. Jürgen Spahl bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Filmfan. Auf sein Betreiben hin erstand die Gemeinde aus dem Nachlass von Horst Hippe 2010 den funktionsfähigen Projektor und viele Filmschätze auf Zelluloid.

Hippe hatte in seinem Haus im Schaftnacher Weg ebenfalls ein kleines privates Nostalgie-Kino eingerichtet. Nach dessen Tod konnten die Erben damit nicht mehr viel anfangen und verkauften es an die Gemeinde.

Dass das Kino nur einige hundert Meter weiterzog, vom Schaftnacher Weg in die Schule, das ist auch eine ganz nette Anekdote. Der vordere Teil der Schule wurde damals saniert. Der Freistaat erachtete einige Räume jedoch nicht als förderfähig.

Die Gemeinde wollte sie aber trotzdem haben – und so wurde aus einem ehemaligen Klassenzimmer ein kleiner Kinosaal. Vom Schwabacher Luna-Kino, das seinerzeit neu be-
stuhlte, bekam man knapp 30 ausgemusterte Original-Kino-Sessel. Und im Laufe der Jahre sind viele weitere Devotionalien von anderen Filmliebhabern aus ganz Deutschland hinzu gekommen.

Kino zum Geburtstag

Man muss allerdings sagen: Richtig oft öffnet das Kino-Museum nicht. Etwa ein Dutzend Mal im Jahr wirft Jörg Deffner den Projektor an. Zum Beispiel wenn die Gemeinde einlädt, aber auch mal für einen Verein oder für eine private Geburtstagsfeier.

Manchmal wird der kleine Kino-Saal aber auch zweckentfremdet. Neulich tagte darin der Rednitzhembacher Sozial- und Kulturausschuss. Keine Frage: So bequem waren die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker bei Sitzungen noch nie gesessen.

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