Rohr: Bürger machen mobil gegen Stromtrasse

28.6.2019, 13:21 Uhr
Rohr: Bürger machen mobil gegen Stromtrasse

© Foto: Norbert Wieser

Es war kein vorgezogener Kirchweihauftakt in Kottensdorf, als sich vor dem Feuerwehrhaus in Kottensdorf größere Menschentrauben bildeten. Die zehn Bürger Christian Strobel (Sprecher), Dieter Müller, Richard Bauer, Harald Hummel, Eva Truxa, Susanne König, Sandra Hechel, Petra Neubauer, Jürgen Rosskopf und Manfred Winkler jun., die in den Rohrer Ortsteilen Gustenfelden, Kottensdorf und Leuzdorf wohnen, hatten unter dem Motto "Stromtransit im Schwabachtal?" eingeladen.

Riesiges Interesse

Als der Initiativen-Sprecher Christian Strobl aus Gustenfelden mit seinem Powerpoint-Vortrag begann, waren fast 150 Menschen in der vollbesetzten Fahrzeughalle und ebenso viele vor dem Feuerwehrhaus, die durch Außenlautsprecher informiert wurden. Unter ihnen auch Bürger aus den Nachbargemeinden Kammerstein, Büchenbach, Schwabach-Unterreichenbach und Wendelstein.

Strobl führte aus, dass das Schwabachtal Lebensqualität und Artenvielfalt, Regionalität, kurze Wege, Wirtschaftskreisläufe vor Ort sowie eine intakte Kulturlandschaft mit einer moderaten Wohnbebauung bietet.

Bei der Umsetzung des seit vier Wochen bekannten Vorschlages "Südtrasse", die von Nordwesten nach Südosten quer durch die Gemeinde Rohr verlaufen würde, werde dieser wertvolle Lebensraum für Mensch und Tier bedroht, erläuterte der Sprecher. Die in der Planung befindliche 380-kV-Höchstspannungsleitung soll auf Masten, die bis zu 65 Meter hoch sein können, verlaufen. Die neue "Südtrasse" wäre zehn Kilometer länger als der bisherige Leitungsverlauf, erklärte Strobl. "Unser Ziel ist es, das Schwabachtal zu retten", so der Sprecher.

"Wir zweifeln an, dass die 380-kV-Leitung notwendig ist. Damit wir unsere Interessen bündeln, sollten wir eine Bürgerinitiative gründen", schlug Christian Strobl im Namen seiner neun Mitstreiter vor. Mit einem Beitritt zur BI bekommen die betroffenen Menschen Informationen aus erster Hand. Christian Strobl machte darauf aufmerksam, dass neben passiven jedoch auch aktive Unterstützer benötigt werden.

Ballone und Banner

Nach Gründung der BI sollen die geplanten Masten-Standorte und deren Höhen aufgezeigt werden. Dazu sollen Ballone zur Veranschaulichung in den Himmel ragen. Ebenso sollen Banner aufgestellt werden. Eine Beteiligung an der Fahrradaktion der Gemeinde Rohr wird ebenfalls angestrebt. Vorstellen kann sich der Sprecher, dass man Protest-Aktionen und Themenabende organisiert.

Damit man die Aktionen finanzieren kann, soll ein Förderverein gegründet werden. "Wir brauchen eure Unterstützung, denn gemeinsam erreichen wir mehr", rief der Sprecher in die Halle. Er regte an, dass möglichst viele ihre Bedenken gegen die geplante Stromtrasse beim Bürgerbeteiligungsmodul des Übertragungsnetzbetreibers Tennet im Internet (karte.p53.eu, anleitung.p53.eu) zum Ausdruck bringen. Dies ist noch bis 31. Juli möglich.

Rohrs Bürgermeister Felix Fröhlich erklärte, dass die Gemeinde Rohr mit den fünf ebenfalls von der "Südtrasse" betroffenen Nachbarkommunen aus dem Landkreis Roth in engerer Kooperation steht. Zudem will die Gemeinde mit juristischen Mitteln gegen die geplante 380-kV-Höchstspannungsleitung vorgehen.

Bei den Fragen und Anregungen aus der Runde der Anwesenden wurde deutlich, dass die Begrenzung auf das Schwabachtal zu kleinteilig gedacht ist. Zudem bekundeten Anwesende ihren Unmut, das plötzlich Trassenvarianten auf dem Gebiet der Gemeinde Rohr aufgetaucht seien, die wohl von Dritten nach dem "Sankt-Florians-Prinzip" eingebracht wurden. Jeder solle auf seinem Territorium Alternativen erarbeiten und die Trasse nicht in Nachbargemeinden verschieben, war aus der Versammlung zu hören.

280 Unterstützer

Christian Strobl erklärte, dass man keine neuen Trassenvorschläge machen will. "Wir sind der Meinung, dass die 380-kV-Leitung nicht benötigt wird." Angesprochen wurde auch, dass die Gemeinde Rohr ein Spezialfall sei, da sich im Norden die Bestandstrasse der 220-kV-Leitung befindet und die neu vorgeschlagene "Südtrasse" quer durch das Gemeindegebiet verlaufen würde.

Etwas stolz waren die zehn Initiatoren, dass sich im Laufe des Abends 280 Personen in die Unterstützerlisten zur Gründung einer Bürgerinitiative eingetragen hatten. "Dies ist ein guter Anfang für unsere Bürgerbewegung", so der Sprecher. Die Listen liegen in den Hofläden in Gustenfelden aus. Die Initiatoren werden die Versammlung zur Gründung der BI vorbereiten und in Kürze dazu einladen.

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