Schach während Corona: Kontaktfrei ist trotzdem viel zu nah

26.5.2020, 12:58 Uhr
Schach während Corona: Kontaktfrei ist trotzdem viel zu nah

Dies gilt auch für den Schachsport, der einerseits kaum im Freien ausgeübt wird, andererseits aber auch jeglichen Körperkontakt vermeidet. Auf die besondere Problematik dieser Sportart hat nun Hartmut Täufer, der Vorsitzende des Allersberger Schach-Clubs 2000, in einem Schreiben an den Landtagsabgeordneten Volker Bauer hingewiesen.

So gehe man gegenwärtig in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens von einem Mindestabstand von 1,50 Meter aus. Eine solche Distanz sei bei einem Schachspiel auch bei größter Anstrengung nicht realisierbar. Schachspieler sitzen sich mit gebeugten Köpfen gegenüber. Schach ist zudem ein "kontaktfreier" Sport und in der Regel ohne Zuschauer.

Schachbretter haben eine Kantenlänge von 50 bis 60 Zentimeter; Tische in der Regel eine Tiefe von 70 bis 80 Zentimeter. Wären Spielfläche oder Tische größer, könnten die Figuren nicht mehr bewegt werden: Wer hat schon so lange Arme . . . Dies gilt noch mehr bei Jugendlichen und vor allem Kindern, die zum Teil nicht mal eine Körpergröße von 1,50 Metern aufweisen.

Ein für alle Spieler geltender seitlicher und rückwärtiger Abstand von 1,5 Metern zu anderen Spielern könnte von den Vereinen – auch im Kreis Roth – nicht gewährleistet werden. Die Räume, in denen Schach gespielt wird, sind nicht so ohne weiteres vergrößerbar. Selbst der Allersberger SC mit seinem großzügigen Spielraum könnte keinen Mannschaftskampf mehr mit acht Brettern ausrichten.

Turniere auf Vereins- oder Kreisebene — beispielsweise Kreismeisterschaften mit bis zu 30 Teilnehmern — auch Sitzungen oder Vereinsversammlungen sind völlig unvorstellbar. Und dies wären beileibe keine Großveranstaltungen wie zum Beispiel im Fußballstadion oder bei Volksfesten. Unmöglich wären auch alle schachlichen Veranstaltungen vor allem im Jugendbereich. Man dürfe zudem auch nicht unberücksichtigt lassen: Schach ist nicht nur Sport und Spiel, sondern ein mehr als tausend Jahre altes Kulturgut, eine Lebensschule für Kinder.

So bedeutet für einen Verein mit einem Jugendanteil von über 50 Prozent, dass er seiner satzungsmäßigen Aufgabe und Verantwortung für die junge Generation nicht mehr nachkommen könne. Wenn dem Schachsport unmöglich zu erfüllende Rahmenbedingungen auferlegt werden, geht also nicht nur das Leben auf den 64 Feldern verloren, sondern auch ein Ort der sozialen Erfahrung sowie der menschlichen Begegnung.

Im Schach ist das Miteinander der Generationen wesentlich stärker ausgeprägt als in den meisten anderen Sportarten: hier treffen – gerade im Wettkampf – Spieler aus dem Kindes- und Jugendalter auch mit Senioren und älteren Menschen aufeinander. Dies gilt auch hinsichtlich der völligen Gleichberechtigung der Geschlechter.

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