Open Air Schwabach

Schwabach: Der Open-Air-Kulturstart

13.6.2021, 16:09 Uhr
Andreas Feith und Survival Flower Quartett bei "Gebt der Musik eine Bühne". 

© Matthias Hertlein, NN Andreas Feith und Survival Flower Quartett bei "Gebt der Musik eine Bühne". 

Es war ein gelungener Auftakt in die musikalische Freiluft-Saison nach dem Lockdown. Freude pur bei Künstlern, Machern über den geglückten Neubeginn mit der zweitägigen Wiederbelegung kulturellen Schaffens. „Gebt der Musik eine Bühne“, so das Motto am Samstag und Sonntag im Alten DG.

Anspruchsvolles Programm

Die Lust auf ein Treffen mit Freunden und Bekannten war enorm, die Lust auf ein anspruchsvolles Programm nicht minder. Zum Auftakt am Samstag, geboten von Vater und Sohn Erwin (Gesang) und Andreas Feith (Klavier), von Klarinettistin Rebecca Trescher in Conversation mit dem Schwabacher Komponisten und Klavier-Virtuosen Peter Fulda, Andreas Feiths Surviving Flower Quartett samt Lutz Häfner (Saxofon), Christian Diener (Bass) und Silvio Morger (Schlagzeug).

Klassische Stücke wurden garniert mit Opernarien voller Pep und Humor; Klarinette und Klavier erklangen im Duett und am Ende folgte Modern Jazz vom Feinsten – feinfühlige Inspirationen, gepaart mit Feuerwerk-Wirbel des Surviving Flower Quartetts. Wunderbar auch Erwin Feiths Interpretation von Rudolf Schocks heiterem Stück „Ich bin nur ein armer Wandergesell“.

Und das alles vor Publikum! Es gab verdienten Applaus von 80 und mehr Besuchern in den einzelnen Konzerten.

Konzept ging auf

Das Sicherheitskonzept und die Schutzauflagen wurden hervorragend umgesetzt. Kulturamt und alle daran Beteiligten hatten ganze Arbeit geleistet, unaufgeregt, aber perfekt. Kurze Regen-Attacken wurde weggesteckt, der Wind wirbelte bisweilen Notenblätter auf der Bühne durcheinander und die Schulglocke donnerte im Viertelstunden-Rhythmus durch den Hof.

Die Künstler nahmen es mit Humor, am Ausgang stand eine Spendenbox für die Musiker, die Holzkisten wurden reichlich gefüllt. Die Auftritte wurden zudem durch Spendengelder von Mitgliedern des Stadtrates und von Privatpersonen finanziert.

Rebecca Trescher und Peter Fulda. 

Rebecca Trescher und Peter Fulda.  © Matthias Hertlein, NN

Musik im Freien, davon war auch Oberbürgermeister Peter Reiß sehr angetan, der den Auftritt des Jazz-Duos Trescher und Fulda sehr genoss. „Das haben wir schon sehr lange nicht mehr erleben dürfen, deshalb bin ich froh und dankbar, dass wir so fulminant kulturell in Schwabach zurückkommen konnten - ein ganzes Wochenende lang. Das Kulturamt hatte Organisation und der Terminauswahl es sehr gut hingekriegt und vom Programm her ist es sehr gelungen.“

Das Stadtoberhaupt hatte für den Sonntag den Auftritt der Schwabacher Blues-Combo von Muddy What? favorisiert. Peter Reiß: „Es ist vom Programm für jeden etwas dabei und es ist ja auch schön, dass aufgrund der Spenden kein Eintritt verlangt wurde - und die Location ist auf jeden Fall ein Traum.“

„Ihr seid nicht vergessen“

Stadträtin Evi Grau-Karg bemühte in ihrer Laudatio den Komponisten Robert Schumann: „Licht senden in die Tiefe des menschlichen Herzens - des Künstlers Beruf“. Wie wahr.

Erwin Feith und sein Sohn Andreas. 

Erwin Feith und sein Sohn Andreas.  © Matthias Hertlein, NN

Und weiter: „Wir haben doch alle gemerkt, wie viel ärmer unser Leben ist, so ohne Konzerte, Kinos, Theater, Ausstellungen. Nun aber meldet sich die Kultur zurück.“ Die SPD-Frau, selbst Betreiberin eines Kultur-Cafes („Evis Auszeit“) weiß, wovon sie redet, weil auch sie durch Corona betroffen war.

Die Planungen für das Projekt „Gebt der Musik eine Bühne“ fingen vor einem Jahr an, Stadträte hatten parteiübergreifend in einen Kulturfond für Künstler eingezahlt, externe Spenden kamen hinzu. Grau-Karg: „Ein Zeichen dieser Aktion war, den Kulturschaffenden zu zeigen: ,Ihr seid nicht vergessen, wir wollen euch nicht alleine lassen‘.“

Blumen als Dankeschön

Der beste Beweis, das Freiluft-Wochenende im Alten DG. Der Termin musste einige Male verschoben werden. Deshalb auch die nette Geste der Stadträtin: Einen Blumenstrauß als Dankeschön für alle Beteiligten, „die ihr engagiert und unter erschwerten Bedingungen das hier alles ermöglicht habt, neben der normalen Arbeit und den Vorbereitungen für Ortung“, so Evi Grau-Karg.

Am Sonntag verpasste sie die Auftritte von Geraldino, des Gitarren-Trios Kamolz, Graef, Kalisch beziehungsweise Kamolz, Lippert, Riegauf und eben Muddy What? Aus privatem Grund. Die Stadträtin feierte da ihren 65.Geburtstag

„Um die Uhrzeit geht man zu Edeka zum Einkaufen oder man kommt hierher zu uns“, scherzte Opernsänger Erwin Feith zum Auftakt des fünfstündigen Spektakels am Samstag. Nach jedem der drei Konzerte mussten die Besucher den Hof verlassen und auf das nächste Event warten. Ebenso am Sonntag. Gewöhnungsbedürftig und ungewohnt, aber Zeit genug für einen Schnell-Einkauf, einen Kaffee oder eben ein Eis. Aber: Es war ein perfekter Start in die neue Freiluft-Kultur-Ära.