Schwabach: Die Söder-Show

3.3.2020, 11:30 Uhr
Schwabach: Die Söder-Show

© Foto: Günther Wilhelm

Dann zieht das Trio unter dem Beifall der rund 450 Besucher in den Markgrafensaal ein. Flotter Pop-Sound begleitet sie nach vorne, Freller bleibt unten in der ersten Reihe, Söder und Fraas nehmen auf der Bühne Platz. Dort empfängt sie Anna Freyberger zum Wahlkampf-Talk.

Die Rechtsanwältin kandidiert auf Platz drei der Stadtratsliste. Sie ist neu in der Kommunalpolitik, verkörpert ein Stück Zukunft der Schwabacher CSU, die jünger und weiblicher werden will. Für Anna Freyberger ist es der erste große öffentliche Auftritt für die CSU, der ihr fehlerlos gelingt. Knallhärteste Fragen darf man bei einem Interview unter Parteifreunden nicht erwarten, charmant spielt Freyberger Söder und Fraas Bälle zu, die die beiden gerne aufnehmen.

 

Ernster Einstieg

 

In der ersten Frage geht es um ernste Themen: Corona, den Anschlag in Hanau, die Lage der CDU. Zu diesem Zeitpunkt ist Schwabachs erster Corona-Fall noch nicht bekannt. Im Zweifel müsse man sogar an die Absage etwa von Messen denken. "Wirtschaft ist wichtig, aber der Schutz der Bevölkerung steht an erster Stelle", betont Söder und wirbt für Hygienemaßnahmen wie Händewaschen.

Zum rechten Terror findet er deutliche Worte: "Das braune Gift sickert durch." Man müsse auch das Umfeld sehen und handeln. "Wer auf Demos Galgen zeigt, der muss vor Gericht landen." Klare Kante auch gegen den "politischen Arm" der rechten Szene: "Man muss die AfD stellen und bekämpfen. So etwas wollen wir nicht in unserer Demokratie."

Zur CDU-Personaldiskussion ist ein mildes Lächeln die Antwort: "Ja, was soll ich dazu sagen?"

 

Zwischen Kabarett und Kabinett

 

Was im weiteren Verlauf des Abends folgt, ist eine Mischung aus Boulevard und Politik. Dabei zieht Söder alle Register. Mal locker und lässig, mal seriös und staatstragend, immer schlagfertig und selbstironisch, in pointensicherer Plauderlaune. Amüsiert erzählt er von seinem ersten Abend als Jugendlicher bei der CSU, wo viele alte Männer das Bild bestimmten: "Da hab’ ich mir gesagt: Entweder ich geh’ da nicht mehr hin, oder ich übernehm’ den Laden." Für was er sich entschieden hat, ist bekannt.

Auch in die Geheimnisse der Koalitionsbildung weiht er die Basis anschaulich ein: "Mit den Grünen gibt es unüberbrückbare Differenzen, und die Freien Wählen haben schon tagelang vor der Staatskanzlei gezeltet — da war die Sache klar."

Bestens gelaunt lässt er Kabarett und Kabinettspolitik ineinander fließen. Stolz verweist er auf die neue Uni in Nürnberg, auf 100 bayerischen Lehrstühle für künstliche Intelligenz. Selbstbewusst stellt er sich der "größten Herausforderung": "Klimaschutz und Wohlstand miteinander verbinden. Das ist die größte Denksportaufgabe." Verzicht sei nicht die Lösung. "Innovation ist entscheidend", betont der CSU-Chef. "Ich bin für ökologischere Autos." Denn: "Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis jedes Dorf einen U-Bahn-Anschluss hat."

 

Fraas’ wichtigste Ziele

 

Und Michael Fraas? Schwabachs CSU-OB-Kandidat brennt kein Pointenfeuerwerk ab. Bisher hatte man gelegentlich den Eindruck, als würde er mit Podiumsdiskussionen etwas fremdeln, doch auch ihn erlebt man entspannt wie vielleicht noch nie in diesem Wahlkampf. Launig erzählt er, dass sein Bruder Bob Dylan gehört habe, während er als Jugendlicher lieber brav Cembalo gespielt hat.

Und ganz konzentriert fasst er seine wichtigsten Ziele als OB zusammen: Mehr Wohnraum, von bezahlbaren Mietwohnungen bis zum "Traum vom Eigenheim". "Keine Verbote gegen das Auto", sondern bessere Alternativen im ÖPNV. Ausbau der Kinderbetreuung. Auch das wenig seniorenfreundliche Pflaster in der Altstadt will er "sukzessive erneuern".

Nun ist es für Söder an Zeit, die Trommel für Fraas kräftig zu schlagen. Zur Einleitung ein dickes Lob an den scheidenden OB Matthias Thürauf: "Er hat in den zwölf Jahren einfach eine super Arbeit gemacht." Sogar Hartwig Reimann (SPD) erhält indirekte Anerkennung, ohne dass sein Name fällt: "Egal welche Partei, Schwabach hat Glück mit seinen OBs gehabt", findet Söder.

 

"Er hat Stil und Kompetenz"

 

Keinen Zweifel lässt er daran, dass dies mit Michael Fraas genauso wäre: "Er interessiert sich auch für die scheinbar kleinen Dinge und denkt konzeptionell in die Zukunft. Er hat Stil, Kompetenz und mit seiner Erfahrung als Nürnbergs Wirtschaftsreferent ein Netzwerk."

Ganz nebenbei wischt er auch die Kritik an Fraas’ Wohnort Moorenbrunn beiseite: "Postleitzahlen sind was Interessantes, aber entscheidend ist, was im Hirn drin ist." Dann wartet Söder den großen Beifall ab und sagt schmunzelnd: "So, das war jetzt der Werbeblock."

 

Fränkische Euphorie

 

Es passt zu diesem Abend, dass Markus Söder mit dem Schlusssatz den letzten Gag setzt. Als ihm Karl Freller als Dankeschön eine vergoldete Muschel — "Symbol fürs gute Zuhören" — schenkt, reagiert Söder mit betont fränkischer Euphorie. "Aha", sagt er trocken, macht eine Kunstpause, während der er schon die nächsten Lacher bekommt, dann bedankt er sich ganz bescheiden: "Ein Fresskorb hätt’s auch getan."