Schwabach: Fünf Jahre Integrierte Leitstelle

1.7.2017, 13:58 Uhr
Schwabach: Fünf Jahre Integrierte Leitstelle

Hierzu stehen ein modernes, bayernweit einheitliches Einsatzleitprogramm sowie neueste Funk- und Telekommunikationselektronik zur Verfügung. Der Umbau der ehemaligen "Rettungsleitstelle Schwabach" zur "Integrierten Leitstelle Mittelfranken-Süd" dauerte 21 Monate und schlug mit rund 5,2 Millionen Euro zu Buche. Wurde in der Anfangszeit der "ILS" die Einsatzabwicklung noch per Analogfunk durchgeführt, so hat seit 1. April 2016 der digitale Behördenfunk Einzug gehalten.

Eine weitere Innovation stellt die GPS unterstützte Fahrzeugortung im Rettungsdienst dar. Hierdurch wird seit mittlerweile drei Jahren sichergestellt, dass automatisch immer der nächstgelegene Rettungswagen oder Notarzt per Satellit geortet und zum Einsatzort geschickt wird.

Anweisungen per Telefon

Pro Fahrzeug hat die Einführung der Technik rund 1800 Euro gekostet. Insgesamt wurden 35 Fahrzeuge des Rettungsdienstes hiermit nachgerüstet.

Ebenfalls als Erfolgsmodell kann die Einführung der sogenannten Telefonreanimation gelten: Hierbei erhält der Notrufteilnehmer bei Bedarf gezielte Anweisungen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung. Seit Beginn der Telefonreanimation im Oktober 2013 wurden hierbei etwa 500 Anrufer zur Wiederbelebung angeleitet, im Schnitt neun Mal im Monat. Etwa in einem Drittel der Fälle konnte der Patient im Anschluss lebend ins Krankenhaus eingeliefert werden. Erst im Mai konnte ein Arbeiter in einem Gunzenhausener Betrieb mit telefonischer Unterstützung seine Kollegin erfolgreich wiederbeleben.

G7-Gipfel und Challenge

Von echten Großschadensfällen blieb die ILS in den vergangenen fünf Jahren glücklicherweise verschont. Besonders erwähnenswert aus Sicht der Disponenten war jedoch der G 7-Gipfel im Schloss Elmau. Hier wurden von der ILS Mittelfranken Süd insgesamt sieben Mitarbeiter zur Unterstützung in die ILS Oberland nach Weilheim entsendet.

Einen besonderen Kraftakt stellt jedes Jahr der "DATEV Challenge Roth" dar. Hier wird für ein Wochenende – heuer am 9. Juli – der halbe Landkreis zur Marathonstrecke mit 3400 Einzelstartern und 650 Staffeln, sowie rund 260 000 Zuschauern. An diesem Tag laufen alle Fäden in Schwabach zusammen. Um das an diesem Tag etwa doppelt so hohe Einsatzaufkommen bewältigen zu können, befinden sich über 20 haupt- sowie nebenamtliche Mitarbeiter im Dienst.

Immer mehr Einsätze

Die Einsatzzahlen insgesamt stiegen seit dem Start der ILS im Jahr 2012 stetig an. Waren es anfänglich 50 946 Einsätze für den Rettungsdienst und für die Feuerwehr pro Jahr, mussten 2016 schon 56 515 Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze abgearbeitet werden. Dies stellt eine Einsatzsteigerung um immerhin elf Prozent dar.

Dass diese Zahlen sich auch in Zukunft weiter nach oben entwickeln, ist sich Michael Hayko, Leiter der ILS, sicher: Demographischer Wandel, Veränderungen in der Kliniklandschaft und eine geringere Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, sind nur ein paar Gründe, die hierfür anzuführen wären. Auch bei der Feuerwehr könnte es unter Umständen, bedingt zum Beispiel durch die Rauchwarnmelderpflicht in allen Haushalten, zu einem Anstieg der Einsatzzahlen kommen.

Wo gibt es "Defis"?

Einige weitere Neuerungen stehen laut Hayko kurz vor ihrer Einführung. Mit Hochdruck arbeitet die Integrierte Leitstelle an einer Übersicht über die verfügbaren Laiendefibrillatoren in ihren Zuständigkeitsbereich. Künftig soll so dem Anrufer aus einer Datenbank der nächst verfügbare öffentlich zugängliche Defibrillator genannt werden können.

Ab dem Jahr 2018 wird — bedingt durch eine Vorgabe der Europäischen Kommission — der sogenannte E-Call, ein nach einem Unfallgeschehen durch das Auto automatisiert abgesetzter Notruf, direkt bei der ILS aufgeschaltet. Was bisher zunächst über ein Callcenter der jeweiligen Fahrzeughersteller lief, wird dann direkt an die jeweils zuständige ILS weitergeleitet. Natürlich muss hierbei zunächst erst einmal geklärt werden, ob jemand durch den Unfall verletzt, möglicherweise sogar eingeklemmt ist, oder ob nur ein Abschleppwagen benötigt wird. Im Zweifel wird man sich als Disponent dennoch dazu entscheiden, erstmal einen Rettungswagen los zu schicken, meint Hayko.

Ein weiterer Meilenstein stellt die bevorstehende Einführung der digitalen Alarmierung dar. Zwar steht derzeit noch kein konkretes Datum fest, dennoch gehen Michael Hayko und sein Team von einer raschen Umsetzung innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre aus.

Der technische Fortschritt macht auch vor einer ILS nicht Halt, so werden in den nächsten fünf Jahren noch weitere Neuerungen anstehen, heißt es aus der Weißenburger Straße.

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