Die Stadt schießt kräftig zu

Schwabach: iPads für fast alle Lehrer

10.8.2021, 11:00 Uhr
Tablets gehören zu einem modernen Unterricht. Die Stadt Schwabach nimmt deshalb 307 000 Euro Fördergelder des Freistaats in Anspruch und legt sogar noch rund 70 000 Euro drauf. Damit werden für fast alle Lehrkräfte in Schwabach iPads angeschafft.  

© Armin Weigel, dpa Tablets gehören zu einem modernen Unterricht. Die Stadt Schwabach nimmt deshalb 307 000 Euro Fördergelder des Freistaats in Anspruch und legt sogar noch rund 70 000 Euro drauf. Damit werden für fast alle Lehrkräfte in Schwabach iPads angeschafft.  

Mit staatlichen Förderprogrammen ist das so eine Sache. Grundsätzlich sind die Städte und Gemeinden sehr froh darüber, ja sie sind sogar darauf angewiesen. Gelegentlich allerdings ist man nicht ganz so glücklich mit dem, was an Vorgaben kommt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der Debatte über die Luftreinigungsgeräte in Schulen. Ministerpräsidenten Markus Söder will sie in allen Klassenzimmern, doch bisher ist keine Stadt bekannt, die das für sinnvoll hält.

Reiß: Unzureichende Förderung des Freistaats

Und es gibt noch ein bayerisches Förderprogramm für Schulen, das in Schwabach Stirnrunzeln hervorgerufen hat: das "Sonderbudget Lehrerdienstgeräte", kurz "SoLD". Dessen Ziel ist ein doppeltes: zum einen zeitgemäßer Unterricht, zum anderen die - falls wegen der Pandemie wieder nötig - bessere Umsetzung des Distanzunterrichts.

Anders als bei den Luftreinigungsgeräten zweifelt hier niemand an Sinn. Deshalb schlug OB Peter Reiß dem Stadtrat auch vor, "von dieser Förderung Gebrauch zu machen". Allerdings ist die finanzielle Ausstattung nicht ganz so wie zumindest erhofft. Reiß wurde deshalb deutlich: "Das Förderprogramm des Freistaats liegt nur knapp über der Tauglichkeitsschwelle. Wir müssen mehr tun."

Stadt legt 70.000 Euro drauf

Und genau das macht die Stadt. 307.000 Euro bekommt die Stadt vom Freistaat, 1000 Euro pro Gerät. Rund 70.000 Euro legt die Stadt nochmal drauf. "Für eine nutzbringende Investition", so Reiß. Dadurch wird es möglich, qualitativ bessere Geräte anzuschaffen: iPad Pro 12.9. Dieses Vorgehen hatte die Stadt mit den Schulleitungen der Schwabacher Schulen besprochen und dafür einhellige Zustimmung erhalten.

Es wird mit einer Lieferzeit von drei Monaten gerechnet. Bereit stehen werden die Geräte somit nicht zum Schuljahresbeginn, aber voraussichtlich Anfang 2022.

Investition mit Einspareffekt

Mittelfristig erwartet die Stadt sogar eine Spareffekt. Denn durch die neuen iPads könnten die in den Unterrichtsräumen vorhandenen Arbeitsplatzgeräte und Dokumentenkameras wegfallen. Sie werden zwar nicht abgebaut, sollen aber nicht mehr erneuert werden.

Warum aber nur eine 93-prozentige Abdeckung? Die Nutzung der Geräte ist freiwillig und einige Lehrkräfte bevorzugten ein eigenes Gerät, hieß es. Auch die Referendarinnen und Referendare sowie die kirchlichen Religionslehrer sind in diesem Förderprogramm noch nicht berücksichtigt. "Es wird sich im Laufe des Jahres 2022 zeigen, ob eine 93-prozentige Abdeckung den Ansprüchen der Schulen genügt oder eine Nachsteuerung notwendig ist", heißt es deshalb im Sachvortrag des Schul- und Sportamts.

CSU: "Riesenschritt"

Die Abstimmung im Stadtrat verlief einstimmig, die Reaktionen fielen allerdings doch etwas unterschiedlich aus. Heiner Hack von der CSU lobte das Programm des Freistaats als "Riesenschritt nach vorne", darüber könne man sich nur freuen. Ausdrücklich unterstützte die CSU aber die zusätzliche Investition der Stadt: "Dafür bekommen wir eine fast komplette Abdeckung mit wirklich guten Geräten."

SPD: "Aufstockung unausweichlich"

SPD-Fraktionschef Werner Sittauer sieht den Förderumfang dagegen kritisch und empfindet es als "großes Ärgernis, dass der Freistaat uns so im Regen stehen lässt". Die Folge: "Die Aufstockung durch die Stadt ist unausweichlich." Zudem müsse das Schulamt für Administration der Geräte personell besser ausgestattet werden.

Grüne: "Nachhaltiges Konzept der Stadt"

Klaus Neunhoeffer, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, hielt der Staatsregierung vor, "wie so oft Schlagzeilen zu produzieren", bei der Umsetzung die Kommunen aber nicht hinreichend zu unterstützen. Umso mehr lobte er die Stadt: "Sie greift den Ball auf und macht ein nachhaltiges Konzept daraus." Allerdings müsse er die Euphorie etwas bremsen. Denn die Geräte müssen in den Klassenzimmer funktionsfähig. Deshalb müsse man für die entsprechende WLAN-Ausstattung sorgen. Sein Fazit: "Aus einem wenig tauglichen staatliche Förderprogramm macht die Stadt ein praktikables."

FW: "Eigentlich staatliche Aufgabe"

Dr. Markus Hoffmann (Freie Wähler) kritisierte: "Wir übernehmen an sich die Aufgabe des Staates." Auch er unterstützte des Konzept der Stadt, allerdings hätte er eine Wahlmöglichkeit zwischen Apple und Windows für sinnvoller gehalten. Andere Gemeinden räumte diese ja ein.

"Das ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Windows-Geräte haben meist erheblich mehr Wartungsaufwand. Apple bietet die Updates kostenlos", entgegnete Reiß. Zudem griff der OB Hoffmanns Hinweis auf die eigentlich staatliche Aufgabe mit einer kleinen Spitze auf: "Ich würde mich freuen, wenn die Freien Wählen diese Nachricht an den parteieigenen Kultusminister übermitteln würden." Markus Hoffman nahm Kultusminister Michael Piazolo aber in Schutz und gab den Schwarzen Peter indirekt an die CSU weiter: "Wir stellen nicht den Finanzminister."

Am Ende stand ein einstimmiger Beschluss für die neuen iPads. "Die Lehrer werden es uns danken", zeigte sich OB Reiß überzeugt.