Schwabach: Kein Gießroboter im Waldfriedhof

7.10.2020, 15:23 Uhr
Schwabach: Kein Gießroboter im Waldfriedhof

© Foto: Günther Wilhelm

Sein Schreiben an Oberbürgermeister Peter Reiß ist so höflich wie unmissverständlich. Zunächst bedankt sich Gärtnermeister Heino Schwarz für die Zeit, die sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung genommen hatte, um über einen möglichen Dauerbetrieb seines selbst fahrenden Gießroboters mit Solarantrieb ausführlich zu beraten.

Wie berichtet, hatte der Stadtrat einen Dauerbetrieb abgelehnt und lediglich einer weiteren Testphase bis Ende 2021 zugestimmt. Und auch das nur mit Auflagen, zum Beispiel einer Beweisumkehr bei etwaigen Schadensfällen und dem Verbot, Rasenwege mit dem Roboter zu befahren.

Schreiben an OB Reiß

Für Heino Schwarz geht das zu weit. Seine Reaktion ist deshalb deutlich: "Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen", so schreibt er an Reiß weiter, "dass wir das Projekt mit den jetzigen von Ihnen gestellten Bedingungen nicht mehr weiterverfolgen werden und von unserer Seite kein weiterer Testbetrieb stattfinden wird."


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Sensibel ist dieses Thema aus zwei Gründen. Zum einen gibt es in Teilen des Stadtrats grundsätzliche Bedenken, ob der Waldfriedhof der geeignete Ort für den nächtlichen Einsatz eines Gießroboters ist.

Gleichzeitig geht es aber auch um die Frage, wie der Stadtrat mit einer innovativen Idee eines Schwabacher Unternehmers umgeht. Freie Wähler und FDP-Stadtrat Axel Rötschke waren deshalb für den Dauerbetrieb. Eine Mehrheit gab es aber nur für eine verlängerte Testphase.

50 000 Euro investiert

"Rund 50 000 Euro und enorm viel Arbeitszeit" hat Heino Schwarz in den "Robotic" investiert. Auf Grundlage seiner Idee hat eine Firma Prototypen entwickelt. In Rahlstedt bei Hamburg und in Pforzheim werden sie bereits eingesetzt, bei sich zuhause in Schwabach aber überwiegen in der Friedhofsverwaltung und im Stadtrat die Bedenken.

Hauptkritikpunkt: Der Gießroboter sei "technisch nicht ausgereift", unter anderem da er Hindernisse erst ab einer Größe von 40 Zentimetern erkennen kann — Igel oder auch Grabumrandungen zum Beispiel somit wohl nicht immer.

Heino Schwarz kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Auf den zwei anderen Friedhöfen fahre der Gießroboter bereits "ohne ernste Probleme", die Serienreife stehe kurz bevor.

"Kein Interesse der Stadtspitze"

Die Auflagen für weitere Tests in Schwabach hält er für nicht fair. "Wir glauben, dass tatsächlich für alle Probleme gute Lösungen gefunden
werden könnten, vorausgesetzt ein Wille dazu ist vorhanden", schreibt Schwarz.

Den aber vermisst er bei Friedhofsverwaltung und Stadtrat: "Wir haben den Eindruck, dass die Schwabacher Stadtspitze kein Interesse daran hat, modern, umweltschonend und zukunftsweisend auf dem Friedhof arbeiten zu lassen."

Deshalb werde er die rund 600 Gräber, für die er einen Pflegeauftrag von Angehörigen hat, eben weiter mit einem Wasserfass auf einem Traktor gießen. Allerdings werde es immer schwerer, dafür geeignetes Personal zu bekommen. Dies war überhaupt der Ausgangspunkt für seine Idee mit dem Roboter gewesen. Es ging also keineswegs um eine Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen.

Wie weiter? "Jetzt schlängeln wir uns halt weiter durch", sagt Schwarz im Gespräch mit dem Tagblatt. "Irgendwann muss es vielleicht sogar einen Annahmestopp für weitere Aufträge zur Grabpflege geben." Dabei ist der Friedhof für seine Gärtnerei ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Allerdings weiterhin ohne Gießroboter.

Entwicklung geht weiter

"Das ist für Schwabach vom Tisch", bekräftigt Heino Schwarz. Aber nur für Schwabach. "Wir werden uns sicher nicht aus der Gießroboter-Entwicklung rausziehen", fügt er hinzu. Mit der Entwicklungsfirma werde er weiter eng zusammenarbeiten. Der Blick richtet sich nun auf Friedhöfe in anderen Städten und auf "alternative Anwendungen", etwa in Firmen mit großen Flächen.

Und wie reagiert die Stadt? Auf eine Tagblatt-Anfrage lässt Oberbürgermeister Peter Reiß durch Pressesprecher Jürgen Ramspeck mitteilen: "Die Meinungen im Stadtrat schwankten zwischen einer Komplettablehnung und einer regulären Inbetriebnahme. Insofern ist der Stadtratsbeschluss ein guter Kompromiss.

Es hat sich auch während der Sitzung die Meinung herauskristallisiert, dass der Gießroboter eher für Friedhöfe mit langen, ebenen Wegen geeignet sein dürfte als für einen Waldfriedhof. Insofern hoffe ich, dass der Gießroboter dort zur Serienreife gebracht werden kann." Im Schwabacher Waldfriedhof aber wohl nicht mehr.

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