Wirtschaftsstandort

Schwabach: So steht es um die Gewerbeansiedlung

19.6.2021, 06:00 Uhr
Im Schwabacher Gewerbepark West stehen noch vier Flächen zum Verkauf: 1, 2, 8 und 9. Die mögliche Ausweisung weitere Gewerbeflächen wollen OB-Reiß und Wirtschaftsreferent Sascha Spahic  im Sommer im Wirtschaftsauschuss besprechen.  

© Luftbild : Bayerische Vermesungsgesellschaft, NN Im Schwabacher Gewerbepark West stehen noch vier Flächen zum Verkauf: 1, 2, 8 und 9. Die mögliche Ausweisung weitere Gewerbeflächen wollen OB-Reiß und Wirtschaftsreferent Sascha Spahic  im Sommer im Wirtschaftsauschuss besprechen.  

Es ist das größte fränkische Lob. "Kurzfassung: Bassd scho", sagt Rudolf Kemptner schmunzelnd. "Es ist richtig gut gelaufen", fügt der Geschäftsführer des Textil- und Modeunternehmens "mister*lady" hinzu. "Schwabach war unsere beste Entscheidung", betont auch Gerd Lämmermann, Gründer und Chef von "Lämmermann Insektenschutzsysteme". Die beide sind Nachbarn. Vor wenigen Jahren haben beide Firmen im neuen Gewerbegebiet West gebaut.

Zwei Paradebeispiele für die Ansiedlung neuer Firmen in Schwabach. Die ist lebenswichtig für eine Stadt. Wegen der Arbeitsplätze vor Ort und wegen der Gewerbesteuer, die eine wichtige Einnahmequelle jeder Kommune ist. Nach sehr guten Jahren geht das Gewerbesteueraufkommen als Folge der Corona-Pandemie aber schmerzhaft zurück. Oberbürgermeister Peter Reiß und Sascha Spahic, der Kämmerer und Wirtschaftsreferent, fordern deshalb mehr Hilfen vom Bund. Gleichzeitig geht es darum, den Wirtschaftsstandort Schwabach weiter zu stärken.


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Zuletzt aber gab es eine schlechte Nachricht: Mercedes Rieger wird Schwabach verlassen, weil es in der Stadt keine geeignet große Fläche für den geplanten Neubau gibt, und quasi vor die Schwabacher Haustür nach Haag in der Gemeinde Kammerstein ziehen. Die Freien Wähler hatten die Stadtspitze deshalb scharf kritisiert, weil sie Rieger ziehen lasse. Reiß und Spahic haben diese Kritik umgehend zurückgewiesen.

Gute Anbindung, gute Gespräche

Läuft etwas falsch in Sachen Gewerbeansiedlung? Wie viele Flächen stehen aktuell überhaupt zur Verfügung? Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?Diese Woche im Goldenen Saal, ein Pressegespräch: Peter Reiß und Sascha Spahic haben dazu auch die Geschäftsführer eingeladen, um das Thema auch aus Sicht der Unternehmen zu beleuchten.

Warum sie sich für Schwabach entschieden haben? Rudolf Kemptner nennt gleich mehrere Gründe, weshalb die "mister*lady"-Zentrale im Gewerbepark West entstanden ist. Da ist zunächst die sehr gute Verkehrsanbindung. Zum einen durch die A6, zum anderen aber auch durch die Nähe zum Nürnberger Hafen, der für die Logistik der Firma mit den 300 Filialen in Deutschland Österreich ebenso wichtig sei. "Das ist ideal", betont Kemptner.


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Punkt zwei: Mitarbeiter schätzen die gute Anbindung durch S-Bahn und Bus. "Das ist wichtig, um gute Leute zu bekommen", weiß der Geschäftsführer.

Drittens: "Wir konnten die Flächen mitgestalten. Bei den Verhandlungen mit der Stadt haben wir uns sofort wohl gefühlt." Rudolf Kemptners Fazit: "Wir sind hier sehr zufrieden und unsere 120 Mitarbeiter sind es auch." Durch Corona sei die Firma zwar "ganz massiv gebeutelt" worden. "Aber des läuft wieder sehr gut an."

"Da ist Schwabach ganz anders"

ie konstruktiven Gespräche mit dem damaligen OB Matthias Thürauf, mit Sascha Spahic und Stadtbaurat Ricus Kerckhoff betont auch Gerd Lämmermann, der 2017 in Schwabach gebaut hat. Von Verhandlungen mit der Nürnberger Verwaltung sei er "nicht verwöhnt", wie er sagt. "Da ist Schwabach ganz anders."

Vor 27 Jahren hat Gerd Lämmermann "als Ein-Mann-Firma angefangen". Heute hat er rund 70 Mitarbeiter an drei Standorten: 30 in Schwabach und noch 35 beziehungsweise 5 an den alten Standorten in Krottenbach und Rohr. Der Standort Schwabach wird aber weiter ausgebaut. Aktuell entsteht ein Erweiterungsbau für die Pulverbeschichtung der Rahmen der Insektenschutztüren, ein weiterer Neubau ist bereits geplant.


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Das Unternehmen ist auf Wachstumskurs. Ein Erfolgsfaktor: "Bei der Entwicklung der Technik sind wir in Deutschland führend. Die Qualität unserer Produkte ist sehr, sehr gut", erklärt Lämmermann. Sein Technischer Geschäftsführer Philipp Bäuerlein beschreibt die Strategie: "Wir betreiben Insourcing statt Outsourcing, wir zentrieren die Kompetenzen. Das macht uns so schlagkräftig."

Auch die Corona-Zeit hat die Firma gut überstanden, der Absatz ist sogar gestiegen. "Die Leute sind mehr zuhause, wollen es sich schön machen und investieren mehr in ihre Häuser. Das spürt man", erklärt Gerd Lämmermann.

Noch vier Flächen im Gewerbepark West

Neben mister*lady und Lämmermann hat auch die Firma Bergner ein neues Werk im Gewerbepark West errichtet. Alle Flächen des ersten Bauabschnitts mit 8,5 Hektar gehören der Stadt. Aktuell stehen noch vier Flächen zwischen knapp 0,3 und rund 1,5 Hektar Baufläche zur Verfügung. Für weitere Bauabschnitte gibt es ein Entwicklungskonzept. Die Gesamtgröße könnte 25 Hektar betragen.

"Darüber hinaus helfen wir aber auch bei der Vermittlung privater Flächen", erklärt Spahic. "Dafür gibt es viele Beispiele, das funktioniert sehr gut." Nennen möchte er keine. Bei solche Verhandlungen sei Diskretion Gesprächsgrundlage.

Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sei "ganz, ganz unterschiedlich", so Spahic weiter, "vom zaghaften Anklopfen bis Aussage: Wir wollen bauen".

"Flächen sind nicht unendlich"

Das Grundproblem in Schwabach: Die Stadt ist klein - und damit auch die möglichen Gewerbeflächen. "Die Handlungsspielräume sind begrenzt, wir haben nicht unendlich Flächen. Ab einem Hektar wird es immer schwieriger. Gewerbeansiedlungen sind deshalb nie ein leichtes Geschäft", sagt OB Rieß. "Man wird nicht jedes Unternehmen in jeder Größenordnung hier ansiedeln können", ergänzt Wirtschaftsreferent Spahic.

Was also tun? "Wir haben zwar nur begrenzte Flächen, aber eine leistungsfähige Verwaltung. Das zeichnet uns aus", sagt Reiß. "Es ist ganz wichtig, dass man sich intensiv mit den Firmen beschäftigt, um auf einer Ebene diskutieren zu können. Das mache ich immer", betont Spahic.

FDP beantragt neue Gewerbeflächen

Und neue Gewerbeflächen? Die FDP hat in einem aktuellen Antrag an den Stadt neue Flächen in Nasbach und nördlich des Pointgrabens sowie westlich der Straße An der Aich vorgeschlagen. "Wir werden das prüfen", sagt Peter Reiß, warnt aber vor "Schnellschüssen". Es gehe um komplexe Abwägungen unterschiedlichster Interessen. "Entwicklungen dauern und dürfen auch Zeit brauchen, damit man wirklich vernünftig planen kann."

Gespräch mit der Wirtschaft

Dennoch: "Das Thema hat hohe Priorität", sagt Sascha Spahic. Der letzte Flächennutzungsplan ist inzwischen elf Jahre alt. "Zeit, wieder draufzuschauen", findet der OB. Reiß und Spahic werden deshalb noch im Sommer das Gespräch mit Schwabacher Wirtschaftsvertretern suchen. "Der Wirtschaftsausschuss bietet dafür einen guten Rahmen", so Reiß. "Wir werden die Bedarfe abfragen und über Entwicklungspotenziale reden. Wir haben das auf dem Schirm."

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