"Schwabacher Herbst": Vergnügen mit Vernunft

23.9.2020, 14:44 Uhr

© Foto: Günther Wilhelm

Die wichtigste Botschaft sagt er gleich im ersten Satz: "Wir Schausteller sind froh, dass wir hier sein dürfen und die Stadt uns das ermöglicht", betont Georg Bernhard beim "Zwischenbilanzgespräch" zum "Schwabacher Herbst".

In Schwabach zu sein, das ist eigentlich für ihn eine Selbstverständlichkeit. Georg Bernhard stammt aus einer Nürnberger Schaustellerfamilie. "In unserer Branche sind Familienbetriebe üblich, die von einer Generation auf die nächste übergehen", erklärt er. So haben ihn seine Eltern bereits im Kinderwagen mit auf ihren Stand auf der Schwabacher Kirchweih genommen. "Seit über 50 Jahren bin ich dabei. Ich komme gerne nach Schwabach."

Neuer Name als Signal

Und zwar auch dann, wenn die Kirchweih keine Kirchweih ist, sondern eine Premiere: der "Schwabacher Herbst". Der neue Name soll signalisieren, dass im Corona-Jahr 2020 vieles leider nicht geht, aber dennoch gefeiert werden kann.

Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wünscht man sich viele Besucher, gleichzeitig aber hofft man, dass es nicht zu viele werden. Niemand will einen Corona-Hotspot riskieren.

Am vergangenen Freitag hat der "Herbst" begonnen, dauern wird er bis kommenden Sonntag. Ein Drittel weniger Schausteller, mehr Abstand, Maskenpflicht und Desinfektionsmittel an jedem Stand, kein Rahmenprogramm. Das sind Eckpunkte des Konzepts.

"Sehr gut geglückt"

Seine Halbzeitbilanz? "Das ist sehr gut geglückt. Die Leute sind immer in Bewegung", sagt Bernhard. "Natürlich lebt ein solches Volksfest vom Rahmenprogramm. Vom Festzug, vom Baumaufstellen, vom Kindernachmittag. Wenn das wegfällt, fehlen Besucher."

Doch Klagen will Georg Bernhard nicht. "Ich verstehe die Coronamaßnahmen hundertprozentig. Und die Umsätze sind angesichts der Rahmenbedingungen auch ok."

Georg Bernhard spricht dabei nicht nur für sich und seine beiden Eis- und Mandelstände. Er ist Vizepräsident des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und der Schausteller. "Durch Corona hatten wir acht Monate Berufsverbot. Für uns ist das erst der zweite Auftritt heuer, sonst wären es bis jetzt zwölf gewesen. Ich glaube nicht, dass unsere Berufsgruppe noch so ein Jahr verkraftet."

Beitrag zur "Schadensbegrenzung"

Marktmeister Christian Lehmann sieht im "Schwabacher Herbst" deshalb auch ein Stück "Schadensbegrenzung". Bislang sei alles sehr gut gelaufen. Der beauftragte Sicherheitsdienst gebe schon mal Hinweise, wirklich eingreifen musste er nicht. "Es gab nie riesige Menschentrauben."

"Wir können bisher sehr zufrieden sein, dass alle so vernünftig sind", freut sich auch Oberbürgermeister Peter Reiß. "Wir wollten den Schaustellern helfen und den Bürgern eine kleine Budenlandschaft bieten. Beide Ziele sind erreicht."

Zumal bisher auch das Wetter mitgespielt hat. Die Vorhersage ist zwar nicht so sonnig, aber das nimmt Georg Bernhard gelassen: "Mit dem Wetter kämpfen wir Schausteller auch ohne Corona."

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