Schwabachs Ampeln: Mehr grünes Licht für Fußgänger

11.10.2019, 15:55 Uhr
Schwabachs Ampeln: Mehr grünes Licht für Fußgänger

© Foto: Günther Wilhelm

Gute Nachricht für Fußgänger: Die Wartezeiten an den Ampeln in Schwabachs Südlicher und Nördlicher Ringstraße sollen spürbar kürzer werden, vor allem am Postplatz. Einstimmig hat der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Stadtrats dafür — im wahrsten Sinne — grünes Licht gegeben.

Zusammen mit dem Staatlichen Bauamt Nürnberg soll die Schaltung verbessert werden. Das Staatliche Bauamt ist deshalb ein wichtiger Partner, weil auch die Bundesstraßen 2 und 466 betroffen sind und ihm die Ampel am Postplatz gehört. Ein wenig Geduld aber müssen die Fußgänger noch haben. Die Neuerung kann bis ins Frühjahr dauern, sagt Stefanie Pauly vom Stadtplanungsamt.

Teils über zwei Minuten

Es ist ein Thema, das selbst so erfahrene Stadträte wie Detlef Paul richtig überrascht: "Es war mir nicht bewusst, welch großes Fass wir aufmachen, wenn wir ein paar Sekunden für Fußgänger herausholen wollen. Ich staune schon über Kosten und Konsequenzen", gab der CSU-Fraktionsvorsitzende in der jüngsten Stadtratssitzung zu — und so wie ihm ging es wohl allen Kollegen.

Das Problem: In Extremfällen müssen Fußgänger an der Ampel am Postplatz bis zu 140 Sekunden warten, also über zwei Minuten. "Das dauert schon lange", sagt auch Stadtbaurat Ricus Kerckhoff im Gespräch mit dem Tagblatt.

"So leicht ist es nicht"

Die Lösung? "Man denkt, da schalte ich etwas um und alles ist gut", fährt Kerckhoff fort. "Aber so ist es leider nicht. Das Thema ist komplex." Es ist wie bei einer Kettenreaktion. Denn die Ampeln an der Ringstraße sind alle miteinander verknüpft. Zudem muss man die Auswirkungen auf Autos, Radfahrer und Busse beachten.

Am Postplatz ist die Situation besonders kompliziert. Das hat zwei Gründe. Erstens: das sehr hohe Verkehrsaufkommen von bis zu 17 000 Fahrzeugen täglich. Zweitens: Hier kreuzen mehrere Buslinien. Und wenn die Busse kommen, schaltet die Ampel für sie auf Grün. Diese Busbeschleunigung führt immer wieder zu längeren Wartezeiten.

Was aber tun? Um darauf eine Antwort zu bekommen, hat die Stadt eine Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag gegeben. Die hat Stefanie Pauly für den Stadtrat auf neun Seiten zusammengefasst und zwei Konzepte vorgestellt: eine "große Lösung" sowie eine kleine.

Die große Lösung würde unter anderem die Erneuerung der teils veralteten Ampelanlagen beinhalten. Mit moderner Technik könnten Detektoren in die Straßen eingebaut werden, die erkennen, wie stark der jeweilige Verkehr ist. Die Ampeln könnten dann bedarfsgerecht gesteuert werden. Die Gesamtkosten der großen Lösung werden auf 217 000 Euro geschätzt.

Start mit "kleiner Lösung"

Die kleine Lösung erfordert keine großen Investitionen. Für 42 000 Euro soll die bestehende Anlage optimiert werden. Das ist nicht nur billiger, sondern auch in zumindest absehbarer Zeit machbar. Deshalb hat sich der Stadtrat zunächst für diese kleine Lösung entschieden.

Ein weiteres wichtiges Argument: "Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für eine große Lösung", so Eckhard Göll (Grüne). Denn Ende Oktober wird im Stadtrat das Konzept für die künftige Nutzung des ehemaligen Prell-Areals im Bereich Zöllnertorstraße vorgestellt. Die geplanten Einkaufs- und Wohnmöglichkeiten werden den Verkehr auch in der Ringstraße zusätzlich erhöhen. Wie sehr, das soll ein Verkehrsgutachten klären, das derzeit in Arbeit ist. Der Stadtrat wollte deshalb keine voreiligen Entscheidungen treffen.

Umfassendes "Mobilitätskonzept"

Vom Tisch ist das Thema damit aber nicht. Im Gegenteil: Im kommenden Jahr will man ein "Mobilitätskonzept" erarbeiten.

"Das soll ausdrücklich alle Verkehrsteilnehmer einbeziehen. Wir wollen neue Wege denken und einen neuen Kompromiss finden. Wir wollen das ausführlich mit der Bürgerschaft diskutieren", kündigt Ricus Kerckhoff an.

Ein wichtiges Ziel dabei ist die Herabstufung der Bundesstraßen 2 und 466 zu Staatsstraßen. Ziel: "Wir wollen den Durchgangsverkehr reduzieren", erklärt Kerckhoff.

"Den Autos was wegnehmen"

Im Stadtrat scheint man parteiübergreifend zu neuen Weichenstellungen bereit: "In der Innenstadt hat der Fußgänger Priorität", gab Detlef Paul als Ziel aus.

"Er darf nicht länger Verkehrsteilnehmer fünfter Klasse sein", bekräftigten auch der für Umwelt zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht.

"In Zukunft müssen wir den Verkehrsraum neu aufteilen und Radfahrer von Autofahrern stärker trennen", sagte Bürgermeister Thomas Donhauser (FW), der Vorsitzende des Ausschusses.

Martin Sauer (SPD) machte schon mal deutlich, dass die Mobilität der Zukunft zu Lasten des Individualverkehrs gehen werde. Wenn man mehr für Umwelt, Radfahrer und Fußgänger machen wollen, dann heiße das: "Wir müssen den Autos was wegnehmen und das auch klar sagen."

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