Seit 20 Jahren rettet sie Kreuze vor dem Mülleimer

6.4.2019, 05:58 Uhr
Seit 20 Jahren rettet sie Kreuze vor dem Mülleimer

© Foto: Gössnitzer

Alles begann im Februar 1999 mit einem Kreuz, das der damalige evangelische Pfarrer Gottfried Renner auf dem Recyclinghof in Schwabach fand und es im Schaukasten am Vogelherd ausstellte, versehen mit der Unterschrift, dass jetzt die Kreuze schon in den Müll geworfen werden. "Dies war für mich als Christin und ehrenamtliche Mesnerin der Vogelherdkirche der Anlass, mich sofort mit Pfarrer Renner in Verbindung zu setzten und die ökumenische Aktion ,Keine Kreuze in den Müll’ zu starten. Das Kruzifix wurde für mich eine Lebensaufgabe", sagt Marianne Lachmann.

Allerdings zog Pfarrer Renner nach seiner Pensionierung nach Roth um, und so blieb Lachmann keine andere Wahl, als die Aktion alleine weiterzuführen.

Durch die Medien

Die eigentliche Erfolgsstory begann, als Arno Heider, Mitarbeiter des Schwabacher Tagblatts, Marianne Lachmann für die Zeitung ablichtete: an einer offenen Mülltonne, ein Kreuz in der Hand. Den Artikel fand man nicht nur im Tagblatt, sondern auch in der Nürnberger Zeitung und im Fränkischen Tag. Wenig später stand auch Andreas Herler von der Bildzeitung vor der Türe, und so ging die Aktion praktisch um die ganze Welt. Auch im Rundfunk lief eine Reportage und es folgten Telefon-Interviews ohne Ende.

Das Schwabacher Tagblatt stöhnte über die Menge an Rückmeldungen ebenso wie die stadtbekannte Pfarrschwester Marianne, zusammen mit Domkapitular Alois Ehrl, der erst kurz davor die Pfarrei St. Sebald übernommen hatte. Das Pfarramt engagierte sich übermenschlich – und Lachmann ist bis heute der Satz von Pfarrschwester Marianne in Erinnerung geblieben, die mit einem schelmischen Lächeln und augenzwinkernd bemerkte: "Jetzt bringt die Marianne Lachmann wieder Wirbel ins Pfarrbüro, aber wie immer in hervorragender christlicher Verantwortung!".

Sogar ins Gefängnis

Lachmann räumte in ihrem Haus ein Zimmer aus, um alle Kreuze, die ihr geschickt wurden, aufzubewahren und all die Anliegen zu erledigen. "Bis nach Tansania in Afrika verbreitete sich die Aktion und so meldete sich Pater Beda Grießl mit der Bitte um Kreuze, die ich auf dem Schiffsweg nach Tansania schickte. Sogar ins Gefängnis gingen Rosenkränze", so eine strahlende Marianne Lachmann.

Die Menge an Kreuzen stieg ständig an und so beschloss Lachmann, Ausstellungen zu organisieren und Kreuze, Rosenkränze oder auch Heiligenfiguren gegen eine gute Spende an die neuen Besitzer abzugeben. So fand die erste Ausstellung in Rednitzhembach statt und der Erlös ging an die Familien- und Konfliktberatung der Diözese Eichstätt mit damals 2225 D-Mark. Es folgten Ausstellungen mehrfach in St. Sebald und St. Peter und Paul in Schwabach sowie Wendelstein, Büchenbach und Wolkersdorf. Erlöse gingen dabei nicht nur an die Pfarreien, sondern auch an die Familien- und Altenhilfe Schwabach, Kolping, Lebenshilfe oder an die Partnergemeinde Gossas. "So kann ich stolz feststellen, dass ich in den vergangenen Jahren viele Spendengelder übergeben konnte", freut sich Lachmann.

Marianne Lachmann mit dem Kreuz, mit dem alles anfing. Pfarrer Gottfried Renner hatte es im Februar 1999 aus dem Müll gefischt – Lachmann konnte es nicht glauben, dass Menschen so etwas wegwerfen: „Das Kreuz wurde für mich zur Lebensaufgabe.“

Marianne Lachmann mit dem Kreuz, mit dem alles anfing. Pfarrer Gottfried Renner hatte es im Februar 1999 aus dem Müll gefischt – Lachmann konnte es nicht glauben, dass Menschen so etwas wegwerfen: „Das Kreuz wurde für mich zur Lebensaufgabe.“ © Foto: rhrg

Anfangs fand sie für die Kreuze viele Abnehmer bei Russland-Deutschen, doch das hat sich sehr verändert. Die Nachfrage ist drastisch gesunken, Kreuze wollen nur noch wenige, und als Folge davon sinken natürlich auch die Erlöse für die Spenden.

Alljährlicher Gang

Nicht nur für die Aktion "Keine Kreuze in den Müll" nimmt sich Lachmann der Zeichen der Frömmigkeit an. Auch um die Aufstellung der drei Flurkreuze in Albersreuther Weg, Leitelshofer Weg und am Wolkersdorfer Radweg an der B2 sowie des Kreuzes im Schwabacher Stadtpark bemühte sie sich. Dass im Schwabacher Krankenhaus Kreuze hängen, geht auf ihre Initiative zurück. Der vor 15 Jahren von ihr ins Leben gerufene Kreuzweg findet, mittlerweile ökumenisch, weiterhin alljährlich statt. Dabei gehen die Gläubigen betend, singend und abwechselnd das Kreuz tragend, auch in diesem Jahr wieder in Begleitung des katholischen Stadtpfarrers Robert Schrollinger und des Unterreichenbacher Ortsteilpfarrers Werner Konnerth von der evangelischen Kirche in Unterreichenbach zum Feldkreuz am Albersreuther Weg.

Neben ihrer Aktion „Keine Kreuze in den Müll“ rief sie auch – gemeinsam mit dem damaligen Kaplan Thomas Stübinger – den Schwabacher Kreuzweg ins Leben, der mittlerweile ökumenisch begangen wird. Auf dem Foto rechts ist Marianne Lachmann beim Kreuzweg in der vorderen Reihe ganz rechts zu sehen.

Neben ihrer Aktion „Keine Kreuze in den Müll“ rief sie auch – gemeinsam mit dem damaligen Kaplan Thomas Stübinger – den Schwabacher Kreuzweg ins Leben, der mittlerweile ökumenisch begangen wird. Auf dem Foto rechts ist Marianne Lachmann beim Kreuzweg in der vorderen Reihe ganz rechts zu sehen. © Foto: rhrg

Gemäß ihrem Leitspruch "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben" geht Marianne Lachmann – sozial eingestellt und christlich – weiterhin unbeirrt ihren Weg zum Wohle hilfsbedürftiger Menschen und Vereine.

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