So kommen Schwabachs Jugendliche durch die Krise

24.6.2020, 14:31 Uhr
So kommen Schwabachs Jugendliche durch die Krise

© Foto: Thomas Correll

Die Sonne brennt, doch die Terrasse des Jugendzentrums Aurex liegt nachmittags um drei bereits angenehm im Schatten. Es ist wenig los, drei Jugendliche haben es sich in den tiefen Stoffsesseln bequem gemacht. Mit dabei ist Katarina Stein, pädagogische Fachkraft im Aurex. Warum so wenig los ist? "Die sind im Schwimmbad", erklärt Stein – bei wolkenlosem Himmel und 27 Grad absolut nachvollziehbar.

Es ist aber generell weniger los, seit das Jugendzentrum wieder offen ist. Das liegt vor allem an den Corona-Vorgaben. Mehr als 15 Jugendliche auf einmal können nicht ins Haus, wenn der Mindestabstand gewahrt werden soll. Darüber wachen drei Mitarbeitende – eine Person sorgt am Eingang dafür, dass sich alle die Hände desinfizieren, eine passt innen auf, dass Abstand gehalten wird. Ach ja, ein pädagogisches Programm gibt es auch noch, das macht dann Person Nummer drei. So sieht Jugendarbeit in Zeiten von Corona aus.

"Wann macht ihr endlich wieder auf?"

Aber es gibt sie wieder, und das ist für Katarina Stein die Hauptsache. "Wir hatten viele Anrufe: Wann macht ihr endlich wieder auf?", berichtet sie. Gleich bei der ersten Öffnung kam das Maximum von 15 Jugendlichen zusammen, es wurde ein "Demo-Abend". "Verschwörungstheorien sind etwas, das die Jugendlichen während Corona beschäftigt hat, aber auch die ,black lives matter‘-Bewegung", so Stein. "Wir haben viele Jugendliche, die geflüchtet sind und selbst Erfahrungen mit Verfolgung, Gewalt und Krieg gemacht haben." Diskriminierungserfahrungen, etwa als willkürlich wahrgenommene Polizeikontrollen, seien auch keine Seltenheit.

Bei der ersten Öffnung wurde über diese Themen gesprochen, Gefühle, Ängste und Forderungen aufgeschrieben. "Es war ein Abend voller Diskussionen, es hat gebrodelt. Man hat gemerkt, wie wichtig es ist, dass endlich wieder jemand da ist, der zuhört", erinnert sich Stein.

"Es gab Verstimmungen, es gab Angst"

Sie habe zwar nicht den Eindruck, dass Jugendliche durch den Lockdown in Depressionen geschlittert sind, aber "es gab Verstimmungen, es gab Angst". Einige Jugendliche hätten rein sprachlich Probleme, die Krisenkommunikation von Regierung und Behörden zu verstehen. Viele hat es belastet, ihre Freunde nicht sehen zu können. Die Aurex-Leute haben sich deshalb viel Mühe und Gedanken gemacht, wie man auch während des Lockdowns den Kontakt halten kann. Es gab eine Fülle von digitalen Angeboten. "Wir haben unter anderem daraus gelernt, dass unsere Jugendlichen mal eine Veranstaltung zum Thema Medienkompetenz brauchen könnten", berichtet Stein.

An Schwarzlicht-Partys wie vor Corona ist derzeit noch nicht zu denken.

An Schwarzlicht-Partys wie vor Corona ist derzeit noch nicht zu denken. © oh

Geht man ins Aurex hinein, bemerkt man sofort die Pandemie-Vorkehrungen. Desinfektionsmittel-Spender flankieren den Eingang, die Tische sind mit Kreuzen markiert, an denen die Jugendlichen Platz nehmen dürfen. Auch das Programm hat sich verändert, wie Katarina Stein erzählt. Offene Nachmittage mit Angeboten auf freiwilliger Basis funktionieren nicht mehr, gemeinsames Kochen oder Basteln ebenso wenig. Die Hygienevorschriften sind klar: Niemand soll etwas in die Hand nehmen, was zuvor ein anderer angefasst hat. "Wenn sich tatsächlich jemand infizieren würde und wir nachlässig waren, könnten wir persönlich dafür haftbar gemacht werden", sagt Stein.

Es geht dennoch weiter, neben den wieder angelaufenen Treffen und Gruppen ist zum Beispiel ein Graffiti-Workshop geplant, jeweils am späten Nachmittag des 8. und des 15. Juli – mit Staffeleien, Markern und Sprühdosen im Hof des Aurex. Und auch Konzerte sollen wieder stattfinden, das sei unter den derzeitigen Vorgaben allerdings nicht ganz einfach zu organisieren – noch steht kein Termin fest.

www.sjr-schwabach.de

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