Bundestagswahl Schwabach

Sonja Mack (Freie Wähler): Rechtsanspruch auf kostenlose Ganztagsschule

3.9.2021, 09:13 Uhr
Sonja Mack sind vor allem drei Themen wichtig: der Ausbau der Gnaztagsbetreuung an Schulen, Maßnahmen gegen den Pflegenotstand und eine Aufwertung des Handwerks.

© Günther Wilhelm, NN Sonja Mack sind vor allem drei Themen wichtig: der Ausbau der Gnaztagsbetreuung an Schulen, Maßnahmen gegen den Pflegenotstand und eine Aufwertung des Handwerks.

Es ist eine entwaffnend ehrliche Antwort. Eine Karriere als Politikerin? „Kein Gedanke“, sagt Sonja Mack. „Ich habe schon den schönsten Beruf der Welt. Mir macht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr großen Spaß“, betont die 42-jährige Erzieherin aus Schwabach. Und wer die Begeisterung erlebt, mit der sie darüber spricht, hat daran auch keinen Zweifel.

Warum sie kandidiert? Sonja Mack geht es vor allem um drei Ziele: „Ganz wichtig ist der Ausbau der Ganztagsbetreuung an Schulen.“ Zweitens fordert sie wirksame Maßnahmen gegen den Pflegenotstand. Und drittens möchte sie das Handwerk aufwerten.

Kooperation mit 45 Schulen

In Sachen Ganztagsbetreuung ist sie Expertin. Beim gemeinnützigen Träger „Schulhaus“ mit Sitz in Forchheim ist sie Regionalbeauftragte. Für 45 Schulen erarbeitet sie Konzepte und berät die jeweilige Schulleitung. „Es geht darum, für die Schulfamilie das passende Angebot und das passende Team zusammenzustellen“, erklärt sie. Sonja Mack trägt Personalverantwortung für rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Große berufliche Erfahrung

Dabei kann sie auf vielfältige Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen zurückgreifen. Nach der Mittleren Reife an der Schwabacher Realschule folgte die fünfjährige Ausbildung zur Erzieherin an der Evangelischen Fachakademie in Nürnberg, wo sie auch ihr Abitur erwarb.
Bereits mit 21 Jahren wurde sie Leiterin der „Villa Kunterbunt“ der Schwabacher Johanniter. „Ich wollte viele Erfahrungen sammeln“, blickt sie zurück. Weitere Stationen waren deshalb die Lebenshilfe Schwabach, das Nürnberger Jugendhaus Stapf und schließlich die Leitung der Kita St. Martin in Schwabach.

Zudem hat sie sich immer weitergebildet. Zunächst in Motopädagogik, mit der Heilprozesse über Bewegung gefördert werden, später in einem zweijährigen berufsbegleitenden Kurs „Leitung und Management“ des Evangelischen Landesverbands.

rotz ihrer heutigen Leitungsfunktion als Regionalkoordinatorin ist ihr die Arbeit mit den Mädchen und Jungen wichtig: „Ich werde immer noch auf die Kinder losgelassen“, sagt sie und lacht.

„Da war ich echt sauer“

Aus ihrer beruflichen Erfahrung weiß sie, wie wichtig die Ganztagsbetreuung geworden ist. Die Bundesregierung plant einen gesetzlichen Anspruch ab 2026 für Grundschüler. Allerdings hat der Bundesrat das Gesetz in den Vermittlungsausschuss verwiesen. „Als ich gelesen habe, dass sich das vielleicht verzögert, da war ich echt sauer“, erzählt Sonja Mack.

Ihr Hauptziel: „Ganztagsbetreuung muss ausgebaut werden und weiterhin für Eltern kostenfrei bleiben. Zudem brauchen die Schulen eine vernünftige Ausstattung. Ganz wichtig ist auch der Fachkraftanspruch für qualifizierte Betreuung. Da ist der Bund gefordert“, betont Sonja Mack. „Die Eltern brauchen diese Sicherheit. Die Kinder, um die es geht, sind ja schon geboren.“

"Verpflichtendes Gesellschaftsjahr"

Ein ebenso wichtiges Anliegen ist ihr die Pflege. „Am Nürnberger Hauptmarkt halten Pflegekräfte jede Woche eine Mahnwache gegen den Pflegenotstand.“ Die Gespräche mit den Pflegekräften haben sie sehr berührt. „Die kriegen von der Politik zu hören, dass die Tarifgehälter doch erhöht wurden. Das ist ja schön. Aber es gibt einfach zu wenig Personal. Denn die Pflege hat ein Imageproblem“, sagt Sonja Mack.

„Die Freien Wähler haben ihn ihrem Wahlprogramm deshalb einen sehr guten Vorschlag: ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle Schulabgänger, für Mädchen und Jungen. Das tut niemandem weh und gibt uns allen was“, ist Sonja Mack überzeugt.

Zum einen würde es die Personalsituation in den Heimen entlasten, so wie früher durch die Zivis. „Und es würde langfristig das Image der Pflege verbessern. Viele denken ja, da gehe es vor allem darum, Exkremente zu beseitigen. Sie können sich nicht vorstellen, wie schön der Beruf ist, weil sie ihn nicht erleben. Deshalb muss er erlebbar werden.“

"Wer baut denn die Häuser?"

Aufgewertet werden müsse auch das Handwerk. „Bisher heißt es in den Mittelschulen oft: Da sind die, die das Gymnasium nicht geschafft haben. Ja und?“, fragt Sonja Mack. „Es geht nicht immer nur ums Studium. Wer baut denn die Häuser und installiert die Solaranlagen?“

Mit diesen Themen fühlt sie sich bei den Freien Wählern sehr gut aufgehoben. „Die Freien Wähler sind bürgernah. Niemandem wird ein Programm übergestülpt. Jeder kann seine Meinung sagen. Das schätze ich“, erklärt Sonja Mack.

Zweite Kandidatur

Hinzu kommen sehr gute persönliche Erfahrungen: An den früheren „Beschwerde-Bürgermeister“ Dr. Thomas Donhauser von den Freien Wählern hatte sie sich mit einem Anliegen gewandt. „Da habe ich mich wirklich abgeholt gefühlt“, sagt sie. Aus diesem Kontakt entwickelte sich ihre erste Kandidatur bei der Stadtratswahl 2020 und der Beitritt zu den Freien Wählern. Angetreten war sie bewusst weit hinten. „Ich möchte mich langsam reinarbeiten. Aber das war eine sehr spannende Erfahrung.“

Koalition? Vorbild Bayern

Deshalb war sie nun zur auch Kandidatur für die Bundestagswahl bereit. „Die Freien Wähler sollten auch im Bund vertreten sein“, findet sie. Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger könnte sie sich durchaus als neuen Wirtschaftsminister vorstellen. Auch wenn sie nicht in jedem Punkt einer Meinung mit ihm ist.
Sie, ihr Mann und die drei Töchter sind gegen Corona geimpft. „Für mich war das gar keine Frage. Aber auch Aiwanger ist ja kein Impfgegner. Er hat nur Angst davor, wie viele andere auch. Das ist legitim“, sagt Sonja Mack.

Wenn es die Freien Wähler tatsächlich schaffen sollten, erstmals in den Bundestag zu kommen: Mit wem würden sie dann koalieren wollen? „In Bayern gibt es ja bereits eine Koalition, die gut funktioniert“, findet Sonja Mack. „Ich denke, dass das auch im Bund mit der Union gut gangbar wäre.“

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