Sorge um Ernteerträge: Standortschere klafft auseinander

3.8.2019, 06:07 Uhr
Sorge um Ernteerträge: Standortschere klafft auseinander

© Foto: Jürgen Leykamm

Auch der Mais auf den Feldern gleicht einem Trauerspiel, wie beim Pressegespräch in Hauslach deutlich wird.

Empfindlich getroffen wurden auch die Sonderkulturen, wie Tobias Merkenschlager vom Kreisvorstand des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) erläutert. Spätestens wenn das Thermometer über 28 Grad klettert, "steht der Hopfen richtig unter Stress". Sagt der Gastgeber, der selbst Hopfen anbaut, im Mai habe er auch noch unter dem Frost gelitten.

Druck durchs Wetter

Das Wetter sorge für zunehmenden wirtschaftlichen Druck. "Wir Pflanzer haben im Frühjahr hohe Fixkosten und müssen im Sommer zuschauen, wie die Bestände zusammenbrechen." Das sorge ähnlich wie bei den Mosbacher Kirschbauern, die heuer viele Kunden verloren hätten, für Lieferunsicherheit. "Der Hopfen, der hätte wachsen sollen, ist schon verkauft", so Merkenschlager.

Nur künstliche Bewässerung könne hier einen Ausweg weisen. Beim Wasser seien die Feldfrüchte heuer doppelt in Bedrängnis geraten, so BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt. Zum Wenigen, was als Regen herab tröpfelte, habe sich das Defizit in den Böden gesellt. Die hohen Temperaturen aber, die das bisherige Jahr prägten, seien das eigentliche Problem. All dies "führte oft zur Notreife" und damit zu schwacher Ertragslage.

Keine Chance für Soja

Einzelne Kulturen hat es laut Schmidt besonders stark erwischt. Soja "ist komplett vertrocknet". Insgesamt aber ergebe sich ein heterogenes Bild. Wie etwa bei der Wintergerste. Einige Bauern könnten hier auf bestimmten Feldern sogar auf eine hervorragende Ernte verweisen, andere Berufskollegen berichteten von Ergebnissen, die Totalausfällen nahe kämen. Ausschlaggebend sei immer stärker der Standort. Die Pflanzen trotzten den Witterungsbedingungen auf guten Böden erstaunlich gut, auf schlechten aber nahezu gar nicht mehr. "Da wird die Spanne immer größer", stellt der Kreisobmann klar.

Auch auf den Feldern innerhalb eines Betriebs treten die Unterschiede zu Tage. Auf dem Betrieb Merkenschlager schwanken die Erträge zwischen 24 und 58 Doppelzentner pro Hektar. Unter guten Bedingungen wären aber bei den besseren Böden auch 80 realistisch.

Ein Dauertrend? 

Da zu befürchten sei, dass Trockenheit und Hitze auch künftig immer stärker das Wetter bestimmten, denkt Schmidt schon weiter: Viele Standorte "werden für den Ackerbau einfach nicht mehr interessant". Auf diesen Feldern könnten dann Blühflächen angelegt werden, die allerdings manches Ackerwildkraut verschwinden ließen.

Die Statistiken, die BBV-Fachberater Daniel Meier mitbrachte, verheißen nichts Gutes. In den letzten Jahren seien die Temperaturen signifikant in die Höhe geschnellt, die Niederschlagsmenge aber nicht so eklatant nach unten gefallen. Doch nicht nur die Witterung macht den Bauern zu schaffen, auch die Verschärfung der Düngeverordnung, was ebenso für schlechtere Erträge und weniger Backqualität des Brotgetreides sorge. Hier fehle es an Eiweißgehalt, der heuer bei der Braugerste relativ hoch sei – was sich aber ungünstig aufs Brauen auswirke.

Kampf gegen die Futterknappheit

Beim Grünland sehe die Situation ebenso wenig rosig aus. Der erste Schnitt sei recht dürftig ausgefallen, "der zweite auch nicht überragend, und der dritte ist ausgefallen", so Schmidt. Um einer Futterknappheit entgegenzuwirken, hätten viele Bauern schon 2018 (bei ähnlichen Witterungsbedingungen) verstärkt auf Kleegras und Mais gesetzt. Was das Defizit aber bei weitem nicht habe ausgleichen können.

Erschwerend komme hinzu, dass immer engere bürokratische Vorgaben die Landwirte in ihrer Flexibilität einengen. Getreide für die Ganzpflanzen-Silage zu verwenden, sei nicht ohne Weiteres möglich. Ausnahmeregelungen erfüllten nicht immer ihren Zweck. So wisse man beim Ansäen von Zwischenfrüchten auf Stilllegungsflächen nie, ob die Pflanzen als Futter verwendet werden dürften. Zudem hätten sie ohnehin nicht viel Futterwert. Einen hohen hat der Mais, doch auch der blieb heuer "deutlich hinter den Erwartungen zurück", bedauert Schmidt. Die Schäden seien jetzt schon zu deutlich, "da reicht keine Woche Regen mehr, um das aufzuholen". Für die Futtersituation heuer bedeute das: Zukaufen oder abstocken, sprich ausgewählte Milchkühe dem Verzehr zuführen.

Kartoffeln machen Sorgen

In Sachen Tabak habe man heuer mit Hagelschaden zu tun gehabt, aber jetzt "steht er wieder ganz gut da", so Kreisbäuerin Annette Götz. Laut BBV-Vorstandsmitglied Richard Götz haben die Kartoffeln da mehr Probleme. Die frühen Sorten seien abgestorben, die späten trieben erneut aus. Unterm Strich rechnet Schmidt bei der Ernte mit Verlusten in Höhe von zehn Millionen Euro, die die Bauern im Landkreis wie 2018 hinzunehmen hätten. Ernüchtert zeigt er sich auch darüber, dass er keine "Blühpaten" gefunden habe – für eigens angelegte 3000 Quadratmeter Blühfläche, auf der so auch kein Futter wachsen konnte.

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