Stromtrasse: Bürger im Zwieseltal wollen mitreden

12.12.2018, 15:19 Uhr
Stromtrasse: Bürger im Zwieseltal wollen mitreden

© Foto: Wilhelm

P53 ist eine bestehende 220 kV Wechselspannungs-Freileitung in Bayern zwischen Raitersaich, Ludersheim, Sittling und Altheim (Landkreis Landshut). Für die Umsetzung der Energiewende hat die Bundesregierung 2015 per Gesetz die deutliche Erhöhung der Übertragungskapazität beschlossen.

Die Folge für Schwabach: Die im Norden verlaufende 220-kV-Leitung soll auf 380 kV aufgerüstet werden. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Projekt, der Mindestabstand zur Wohnbebauung stellt ein großes Problem dar.

Um sich mit den Auswirkungen vor Ort zu beschäftigen, luden die SPD-Stadträte Martin Sauer, Peter Reiß, Saskia Bergmann und Dr. Gerhard Brunner Vertreter der "Bürgerinitiativen-Allianz P53", die hier schon länger aktiv sind, in das Feuerwehrhaus in Dietersdorf ein.

Mindestabstände als Pflicht

Ziel der BI-Allianz ist die Einhaltung des bislang nur als Soll-Vorschrift definierten Abstandes von 400 Metern zu innerörtlicher und 200 Metern zu außerörtlicher Wohnbebauung. Bei der BI-Allianz P53 handelt es sich um ein Bündnis von zehn Bürgerinitiativen entlang der Stromtrasse. Vor den rund 50 Gästen des Informationsabends erklärte der Sprecher der Allianz, Markus Reuter aus Burgthann, dass die künftige Leitung mit 380 kV die sechsfache Stromstärke aufweisen werde. Die Masten würden hierfür von 30 bis 35 auf 55 bis 75 Meter erhöht.

Überspannung des Waldes?

Reuter betonte, es gehe nicht mehr um die Verhinderung der Planung: "Der Zeitpunkt dafür ist wohl ver-
strichen – wir beschäftigen uns mit der Umsetzung in die richtigen Bahnen. Wir wollen die 400-Meter-Linie als verpflichtenden Mindestabstand, nicht nur als Soll."

Zudem stellte Reuter die Frage: "Warum ist zur Schonung von Bevölkerung und Waldbestand nicht auch die Überspannung von Wäldern möglich, um die Rodung von rund 135 Hektar Wald an der derzeitigen Trasse zu verhindern?"

"Wir freuen uns, dass heute BI-Vertreter aus Burgthann, Raitersaich, Katzwang, Wendelstein und Winkelhaid nach Dietersdorf gekommen sind – danke für diesen Input", so Martin Sauer. "Leider hat die Stadt Schwabach hinsichtlich der Information der Bürger noch nichts veranlasst."

"In der Diskussion stellte sich heraus, dass die anwesenden Bürgerinnen und Bürger tatsächlich mitreden und sich einbringen wollen", so die SPD in einer Pressemitteilung.

Reiß: "Keine Parteipolitik"

Auf allseitigen Zuspruch stieß daher der Vorschlag des Vorsitzenden der Schwabacher SPD, Peter Reiß: "Es wäre sicher sehr zu begrüßen, wenn die Lücke zwischen Raitersaich und Katzwang geschlossen wird und sich vor Ort eine Gruppe von Anwohnern organisiert. Diese kann sich dann in die komplexen Planungen einmischen." Die BI-Allianz P53 erklärte sich auch bereit, eine Bürgerinitiative aus Schwabach mit einzubinden.

"Wir werden als SPD deshalb im kommenden Jahr noch einmal zu einem Treffen einladen, um das zu ermöglichen — nicht parteipolitisch, sondern weil es hier um die Sache und die Interessen von vielen Schwabacherinnen und Schwabachern geht", betonte Reiß. Danach soll die so ins Leben gerufene Bürgerinitiative sich selbst einbringen können.

Konkrete Planung beginnt erst

Von der Stromleitung sind auch Rohr und Wendelstein betroffen. Deshalb hat sich im Sommer auch der Rother Kreistag damit befasst. Er unterstützt die Forderung der Bürgerinitiativen nach den Mindestabständen. Auf die beharrte im Oktober auch der Umweltausschuss des Schwabacher Stadtrats.

Vertreter des Netzbetreibers Tennet erklärten, dass die konkreten Planungen erst beginnen und man den Dialog ausdrücklich wünsche. Der erste Schritt folgte im November, als Tennet mit seinem "Bürgermobil" auf dem Marktplatz war.

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