Studenten werben für Semesterticket

27.7.2012, 08:20 Uhr
Studenten werben für Semesterticket

© Gerner

Das gibt es jedoch nur für Nürnberger und Erlanger. „Das Umland schaut in die Röhre“, beklagt Peter Reiß, Jura-Student und Juso-Unterbezirksvorsitzender aus Schwabach.

Vor dem Bahnhof haben Reiß, der Rother SPD-Kreisvorsitzende und Sozialökonomie-Student Sven Ehrhardt, weitere Studenten aus Schwabach und aus dem Landkreis sowie Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger gestern Morgen ab 7 Uhr an Pendler Handzettel verteilt und auf die Nöte der Studenten aufmerksam gemacht.

Theoretisch könnte Sven Ehrhardt natürlich nach Erlangen ziehen, wenn er schon in Erlangen studiert. Doch in einem Studentenwohnheim bekommt er keinen Platz, weil er in einer zumutbaren Entfernung, in Roth, lebt. Studenten aus anderen Bundesländern werden hier bevorzugt. Also ist Ehrhardt studentischer Pendler. Für das Monatsticket zahlt er mittlerweile 93,80 Euro, im Jahr also 1125 Euro. Auch in den Semesterferien muss er für Klausuren und ähnliches an die Hochschule. 1125 Euro für das Zugticket, 1000 Euro Studiengebühr. „Über 2000 Euro Fixkosten, das ist ein Beispiel dafür, dass Bildung bei uns auch vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, klagt der 23-Jährige.

Andere schaffen es auch

Für Peter Reiß und Paul Kaltenegger ist es zwar ein wenig günstiger, weil sie aus Schwabach kommen und deshalb eine andere Tarifstufe haben. Doch selbst wer von hier nur zur Ohm-Hochschule nach Nürnberg pendelt, der zahlt pro Jahr immerhin 638 Euro.

Seit Jahren fordern deshalb Studenten für ihre Zunft ein „Semesterticket“. Die VGN hat so etwas auch im Angebot. Allerdings nur für Schüler und Studenten aus Nürnberg und Erlangen. Der Preis: 243 Euro pro Semester. „Es ist zwar das teuerste Semesterticket in ganz Deutschland, aber immerhin, es ist ein spezielles Angebot für Studenten“, findet Peter Reiß.

Eine Ausweitung auf das gesamte Verbundgebiet hat der Verkehrsverbund bislang aber abgelehnt. Begründung: Der Finanzierungsvorschlag der Studenten hält möglicherweise einer gerichtlichen Überprüfung nicht stand. Der Vorschlag der Studenten: Alle Studierenden sollten einen etwas höheren Beitrag als die jetzigen 43 Euro an das Studentenwerk bezahlen. Die zusätzlichen Einnahmen könnten dann an den VGN abgeführt werden, der damit ein bezahlbares Angebot speziell für Studenten zurechtschneidern könnte.

Die Befürchtung des VGN: Würde nur ein Student gegen diese Finanzierung nach dem Solidarprinzip klagen, weil er beispielsweise kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, würde das System wieder in sich zusammenfallen.

Die Begründung ist für Sven Ehrhardt und Peter Reiß aber nicht stichhaltig. „In anderen Bundesländern sind Semestertickets obligatorisch, selbst in Würzburg und Regensburg funktioniert das reibungslos“, sagen sie. „Nur München und Nürnberg bringen es nicht auf die Reihe.“

Alleine haben die Studenten womöglich nicht genug Lobby, um ihre Wünsche und Forderungen durchzusetzen. Aber zumindest haben sie den richtigen Zeitpunkt gewählt, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, findet Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger. „Im allmählich beginnenden Landtagswahlkampf hört vielleicht so mancher Politiker doch eher hin“, hofft die Schwabacher SPD-Vorsitzende.

Zug, Auto oder Anhalter

Wenn nicht, dann wird sich beispielsweise Jana Beck auch künftig überlegen, mit dem Zug zu fahren oder doch vielleicht das Auto zu nehmen. „Mit dem Auto ist es von mir zu Hause aus fast günstiger als mit dem VGN“, klagt die Regelsbacherin. „Trotz der extrem hohen Spritpreise.“ Wobei: Wenn der Tank leer ist, dann kann Jana Beck immer noch das tun, was sie mit schwarzer Farbe auf ihr Plakat gepinselt hat: „Per Anhalter in die Uni.“

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