Sturm auf eine Männerbastion

19.7.2007, 00:00 Uhr
Sturm auf eine Männerbastion

© Gerner

Zum Beispiel Katharina Hahn. Die Haundorferin mit den hoch gekrempelten Jeans und den langen, blonden Haaren werkelt auf dem Hof von Klaus Hörndler im Schwabacher Stadtteil Unterbaimbach an einer Sämaschine. Nur wer richtig dosiert, wird später optimal ernten können. Katharina Hahn kommt aus einem Bauernhof. Brüder hat sie nicht. «Also mache ich weiter, wenn meine Eltern einmal aufhören», sagt sie.

Über Umwege

Nicht alle beschreiten den klassischen, geradlinigen Weg über Berufsgrundschuljahr und eine zweijährige betriebliche Ausbildung. Die aus der Oberpfalz stammende Melanie Meier hat zum Beispiel eine Ausbildung zur Arzthelferin abgeschlossen. Doch sie wollte eigentlich «immer etwas mit Pferden machen.» Also bemühte sie sich erst um eine Lehrlingsstelle zur angehenden Pferdewirtin. Und als daraus nichts wurde, wurde sie eben angehende Landwirtin, Schwerpunkt Pferdehaltung.

Seit zwei Jahren lebt und arbeitet sie auf der Otter-Creek-Ranch in Ottersdorf bei Büchenbach. Und diese Woche in Unterbaimbach bei Klaus Hörndler, der nicht nur 26 Milchkühe im Stall, sondern auch 18 Pferde in den Boxen stehen hat, durfte und musste sie zeigen, was sie drauf hat in ihrem Spezialgebiet und in all den anderen Berufsfeldern, die sich hinter dem profanen Begriff Landwirt verbergen.

Die Abschlussprüfungen haben es in sich. Die Theorie haben die gut 100 mittelfränkischen Absolventen schon Anfang Juli in Triesdorf absolviert. Die Praxis ist noch aufwändiger. Acht Prüfer, vier Prüflinge, ein Tag, lautet die Losung. Düngen, Säen, Werkzeug- und Maschinenkunde, Futterrationberechnung, Bestandsbeurteilung und vieles mehr stehen auf dem Stundenplan. Und wenn der ganze praktische Kram absolviert ist, dann gibt es zu jedem der zwei Schwerpunktfächer noch ein jeweils halbstündiges Fachgespräch mit den jungen Leuten. «Kolloquium» würde man im Gymnasium dazu sagen. «Es wird heutzutage wahnsinnig viel verlangt», sagt Karl-Heinz Fries, Ausbildungsberater am Amt für Landwirtschaft und Forsten in Roth.

Fries ist in diesen Tagen in Sachen Prüfung im Dauereinsatz. «Es gibt eine kleine Renaissance des landwirtschaftlichen Berufs», freut sich der Wassermungenauer. Einige schlagen den Weg zwar eher aus der Not ein, weil sie anderweitig auf der Suche nach Lehrstellen nicht fündig wurden, während es in der Landwirtschaft ausreichend Ausbildungsbetriebe gibt. Insgesamt, sagt Fries, gibt es jedoch ein Umdenken. «Landwirt zu sein liegt fast wieder ein bisschen im Trend.»

Das Wörtchen «fast» betont der Ausbildungsberater ganz bewusst. Denn noch immer geben mehr alte Bauern auf als junge nachwachsen. Doch der Strukturwandel hat sich zuletzt verlangsamt. «Ein ermutigendes Zeichen», findet der Fachmann.

Manuela Fleischmann ist jemand aus der neuen Generation der jungen, angehenden Landwirte. Für die bäuerliche Seiteneinsteigerin aus Schwabach ist ebenfalls der Hörndler-Hof in Unterbaimbach Prüfungsort.

Sie muss für eine bestimmte Fläche Düngemengen ausrechnen und den Traktor dann bereit machen. Sie hat am meisten mit Prüfungsangst zu kämpfen. Ihre zwei Prüfer geben hin und wieder Hilfestellung. «Man sieht ja, ob jemand etwas kann und nur nervös ist», erklärt Karl-Heinz Fries.

Unter dem Strich muss jedoch die Leistung stimmen. Den berühmten kleinen Unterschied mag es geben zwischen Mann und Frau. Zwischen Landwirt und Landwirtin gibt es ihn nicht. Nicht am Tag der Abschlussprüfung.