Tag des Bieres: Der Einzelhandel muss die Brauereien retten

23.4.2021, 06:00 Uhr
Tag des Bieres: Der Einzelhandel muss die Brauereien retten

© Archivfoto: Claudia Weinig

"Corona ist natürlich für Brauereien eine große Herausforderung", erklärt Udo Weingart, Chef der Spalter Brauerei und Bürgermeister des Städtchens in Personalunion. Die betriebswirtschaftliche Konzeption der Spalter beruhe auf drei Säulen: Handel, Gastronomie und Veranstaltungen. Wenn, wie zurzeit, Gastronomie und Veranstaltungen wegbrechen, müsse man halt die Säule Handel stärken.


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"Wir gehen jetzt mit voller Dynamik in den Handel rein und hoffen, dass im Mai oder Juni die Außengastronomie wieder öffnen darf", meint Udo Weingart mit Blick auf die wärmere Jahreszeit.

In der Region bekannt

Spalter Bier sei mittlerweile eine Marke, die in der Region bekannt sei und sich auch durchgesetzt habe, so der Brauerei-Chef. "Die Marke ist so stark, dass wir damit viele Verluste auf den anderen Sektoren auffangen können", sagt Weingart. Deswegen setze man bei den Produkten aus der Brauerei auch auf Regionalität und "liegen damit im Gesamttrend. Wir konzentrieren uns auf den heimischen Markt".

Anders als einige Brauereien habe man in Spalt den Focus nicht schwerpunktmäßig auf die Gastronomie gelegt. Mit der Konsequenz, dass "wir nicht schlecht unterwegs sind". Unternehmen, die vor Corona 50 oder mehr Prozent ihrer Einnahmen aus dem Verkauf an die Gastronomie erwirtschafteten, hätten jetzt "richtige Probleme". Dennoch: Insgesamt sei Corona "natürlich eine große Herausforderung für Brauereien".

"Zurzeit die Hände gebunden"

In einer ähnlich kommoden Situation befindet sich die Pyraser Landbrauerei, wie Christina Mc Mullin, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, erklärt. Was den Verkauf an die Gastronomie anbelange, "sind uns zurzeit die Hände gebunden". Insofern sei der wirtschaftliche Focus auf den Verkauf an den Einzelhandel gerichtet.


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"Im Einzelhandel sind wir – im Gegensatz zu anderen Brauereien – sehr gut aufgestellt", sagt Christina Mc Mullin. "Und das ist unser Glück und hält uns am Leben", zumal Mc Mullin davon ausgeht, dass es "auch 2021 keine Veranstaltungen geben wird". Und damit auch kein Burgfest in Hilpoltstein. Zum Trost für alle, denen dieses Traditionsfest fehlen wird: Die Brauerei aus einem kleinen Dorf in Franken, so der Werbeslogan, wird trotzdem ein Festbier auf den Markt bringen.

Hoffen auf Sonne

Die Pyraser Brauerei hofft jetzt auf ein schönes Pfingsten – mit reichlich Sonne, damit wenigstens die Außengastronomie wieder anspringt. Je heißer, desto größer der Durst. Genau wie die Spalter Brauerei hat auch die Pyraser Landbrauerei viele alkoholfreie Getränke im Angebot, die im Einzelhandeln sehr gefragt seien.

Auf dem digitalen Sektor wartet man in Pyras unter anderem mit Verkaufstagen online auf. Mit dem Ziel, die Kunden (noch) stärker an die Brauerei zu binden.

"Sogar etwas mehr geworden"

Dass die Gaststätten geschlossen haben oder Essen nur nach Bestellung zubereiten, fällt bei der Brauerei Gundel in Barthelmesaurach nicht so sehr ins Gewicht. "Andere haben 60 bis 70 Prozent Gastronomie-Kunden, bei uns sind es gerade mal um die 15 Prozent", sagt Brauerei-Chef Jörg Gundel.


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Dennoch: "Ich hoffe, dass die mal wieder aufmachen. Irgendwann…" Seiner Brauerei gehe es gerade ganz gut, "es ist sogar etwas mehr geworden, trotz Corona", sagt Gundel. Gleichwohl ist die Lage nicht einfach: "Das Sommergeschäft ist halt wieder mal weg. Da verdienen wir wieder nichts. Es gibt keine Kirchweihen, keine Betriebsfeiern und keine Firmenfeste. Aber wir sind breit aufgestellt. Wir verkaufen auch Wasser und Limonaden und andere Fremdprodukte."

Saisonbiere, das funktioniert

Viel Geschäft mache die Brauerei auch mit Saisonbieren, derzeit zum Beispiel mit dem "Jubelbier". Gesonderte Werbung sei nicht notwendig, die laufe über Mundpropaganda.

"Wir kommen gerade so durch mit dem Heimdienst und dem Verkauf ab Rampe. Wir können die Kosten decken, unsere Mitarbeiter bezahlen und Kredite bedienen. Wir kommen zwar über die Runden, aber das Geld, das wir für Investitionen brauchen, verdienen wir eigentlich im Sommer", erklärt Jörg Gundel. Anderseits sei er aber ganz froh, denn sein Arbeitspensum sei gesunken: "auf 60 Stunden pro Woche".

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