Tanja Kinkel eröffnet die Schwabacher "LesArt"

4.11.2019, 16:19 Uhr
Tanja Kinkel eröffnet die Schwabacher

© Foto: Robert Schmitt

Zum Auftakt des Lesefestivals in Schwabach hat die 1969 in Bamberg geborene und nun in München lebende Autorin knapp 300 Besucherinnen und Besucher mit einem Werk aus dem Jahre 2011 in ihren Bann gezogen.

"Das Spiel der Nachtigall" setzt dem berühmtesten Minnesänger des Mittelalters ein Denkmal: Walther von der Vogelweide. Auf seinem Rückweg vom Dritten Kreuzzug war er Gast am Hofe Herzogs Leopold. Hier in Wien befand er sich nicht nur im Zentrum des Minnesangs, sondern auch mitten im Intrigenspiel der Mächtigen. Walther preist viele Herrscher durch seine Musik, aber er dient nur einem Herrn, und das ist er selbst. Die Gefangennahme des englischen Königs erlebt er in Erdberg bei Wien selbst hautnah mit.

Diese Szene trägt Kinkel auf der Bühne des Markgrafensaals in mehreren Leseabschnitten vor und macht dabei eine Stärke des Romans deutlich: Ihr gelingt es, psychologisch glaubwürdige Charaktere zu schaffen. "Mach Worte zu Waffen" und "Riskier dein Leben für die Liebe", scheinen Walthers Grundsätze zu lauten. Kinkel formt ihn als selbstbewussten, forschen Zeitgenossen, der sich von niemandem den Mund verbieten lässt, gibt ihm aber auch weniger positive Eigenschaften mit: Walther kann sehr wohl eitel, selbstgefällig und feige sein.

"Aus solchen Widersprüchen bezieht der ungemein farbenfrohe Roman um Macht, Geld und die Kraft des Wortes seine Spannung", hat ein Rezensent geschrieben. Sowohl seine Minnelieder als auch seine Eigenschaften bringen Walther mehr als einmal auf den Weg vom Regen in die Traufe.

"Lust auf Literatur"

Doch der LesArt-Auftakt in diesem Jahr erfüllte nicht nur seine Hauptaufgabe: "Lust auf Literatur zu machen", wie Oberbürgermeister Matthias Thürauf ihn beschrieb. Er brachte dem Markgrafensaal das Mittelalter auch musikalisch näher.

Die historischen Musikinstrumente der "Capella Antiqua Bambergensis" entführen die Zuhörer auf eine musikalische Reise in die Zeit Ende des zwölften Jahrhunderts. Das originalgetreue Klangbild der Musik des Hochmittelalters versetzte das Publikum durchaus in die Wirtshäuser der Wiener Vorstädte jener Zeit oder an den Hof Leopolds.

Das Ensemble aus Schloss Wernsdorf war verstärkt durch den Percussionisten David Mayoral aus Madrid, der zu den besten Trommelvirtuosen Europas zählt. Er nützt die Elemente der alten und neuen Musik des Okzidents und verbindet sie mit Rhythmen und Melodien der traditionellen arabischen Musik. Ein LesArt-Start, der tatsächlich Lust auf mehr gemacht hat. Lust auf mehr Autoren und noch mehr Leseerlebnisse.

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