Thema Flüchtlinge: „Wir schaffen es – in Rednitzhembach“

4.3.2016, 06:47 Uhr
Thema Flüchtlinge: „Wir schaffen es – in Rednitzhembach“

© Foto: Steinberg

Nach kurzen Einführungsstatements der Podiumsteilnehmer nutzten viele Bürger die Gelegenheit, ihre Sorgen, Nöten und Fragen zu äußern. Derzeit sind in Rednitzhembach 48 Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Ukraine, Äthiopien, Georgien, Ägypten und Kuba untergebracht.

„Bei Zwischenfällen verschließen wir nicht die Augen. Es ist falsch wegzuschauen“, betonte Spahl. Ferner machte er deutlich, dass sich alle „an die Regeln halten müssen“.

Erika Mathes, Leiterin Awo-Kita Rappelkiste, warb für mehr Verständnis und kritisierte die teilweise kursierenden ungerechtfertigten Vorurteile: „Gebt den Jugendlichen eine faire Chance.“

Dr. Manfred Korth, Abteilungsleiter Pädagogik im Landratsamt Roth, lobte das Engagement des Helferkreises, des Sicherheitsdienstes und der Schule. Korth ging insbesondere auf die im Igelhof untergebrachten jugendlichen unbegleiteten Minderjährigen ein und fordert ebenfalls mehr Verständnis für die von Einzelschicksalen schwer getroffenen jungen Menschen.

„Der Wille zu lernen ist lobenswert“, sagte Korth. „Die kindlichen Spinnereien sollten nicht überbewertet werden.“ Korth sprach auch den Ausnahmefall mit der „Messergeschichte“ (wir berichteten ausführlich) an und versicherte, dass dieser junge Mann nicht mehr in Rednitzhembach sei.

„Ängste abbauen“

Hildegard Löffler-Dammer vom Arbeitskreis Asyl gab einen Rückblick und lobte unter Applaus der Zuhörer, das ehrenamtliche Engagement der zwischenzeitlich über 65 Helfer. Sie bedankte sich beim Bürgermeister für die „sehr viele und große Hilfe“. Löffler appellierte eindringlich, „Ängste und Vorurteile abzubauen“ und stattdessen die Kommunikation mit den Flüchtlingen zu suchen. Sie empfahl allen Zuhörern, die eigens geschaffene Homepage www.hembach-hilft.de zu besuchen. In bewusster Anlehnung an die schon fast berühmten Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel beschwor sie die Zuhörer: „Wir schaffen es – in Rednitzhembach.“

Susanne Rohrmüller (Rummelsberger Diakonie) sprach „ein großes, dickes Lob an den Helferkreis aus“ und befürwortete das auch in Rednitzhembach angewandte „Patenschaftsmodell“. André Sewald, Chef der Polizei Roth, unterstrich, dass das „subjektive Sicherheitsgefühl uns sehr wichtig ist“. Die Polizei bittet darum, im Bedarfsfall direkt bei ihr anzurufen. Gerüchte auf Facebook etwa lösten keine Probleme. Sewald machte ferner deutlich: „Straftat ist Straftat, egal wer diese begeht.“

„Kein Maulkorb“

Zudem betonte er: „ Es gibt keinen Maulkorb für die Presse“. Wenn es für die Aufklärung von Straftaten von Nöten ist, werden die notwendigen Angaben – beispielsweise über Herkunft der Täter – der Presse mitgeteilt. Wilhelm Kraft, der Asylkoordinator der Polizeiinspektion Roth, appellierte an die Bürger: „Wenn Sie Probleme haben, gleich mit uns sprechen, bevor Gerüchte in die Welt gesetzt werden.“

Christian Babel, Werkschutzmeister WSW Wach- und Sicherheitsdienst Nürnberg-Wendelstein-Weißenburg, machte gleich klar, dass die Jugendlichen eigentlich „keinen Sicherheitsdienst“ sondern lediglich Betreuung benötigen. Babel ist zuversichtlich, dass die jungen Menschen zu „Stützen unser Gesellschaft“ heranreifen können. Man dürfe es nicht überbewerten, wenn die Jugendlichen „teilweise über die Stränge schlagen“. Babel forderte: „Reden Sie mit den Jungs und nicht über die Jungs“.

Nach den Kurzvorträgen hatten die Bürger das Wort. Eine Hembacherin wollte wissen, was „die Jugendlichen den ganzen Tag so machen“. Rohrmüller konnte die Fragestellerin beruhigen, da die Jugendlichen schließlich alle die Schule besuchen, nachmittags Hausaufgaben machen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen.

„Droh-Mails“ von Eckstein

Ein weiterer Bürger fragte nach dem aktuellen Stand der „mobilen Unterkünfte“ (wir berichteten über die diesbezüglichen Planungen) für Flüchtlinge. Ob es „Container oder was anderes wird“, so Spahl, konnte er noch nicht sicher sagen, aber aufgrund der „Zuweisungen“ komme er nicht umhin, hier zu handeln. Per Beamer warf Spahl eine der „wöchentlichen Droh-Mails“ vom Landrat auf die Leinwand.

Eine weitere Frage zielte darauf ab, ob der sogenannte „Königsteiner Schlüssel“ zur Verteilung der Flüchtlinge eine „Verpflichtung“ oder ein „Gentlemens‘ Agreement“ sei. Spahl meinte hierzu: „Wenn der Landrat damit droht, mir 20 Flüchtlinge vors Rathaus zu stellen, kann es wohl kein Gentlemens‘ Agreement sein“.

SPD-Gemeinderätin Ulrike Fink wollte Klarheit, ob es stimme, dass deutsche Kinder daheim bleiben müssten, weil Asylantenkinder bei der Awo-Kita bevorzugt würden. Erika Mathes räumte diesen Vorwurf postwendend aus und stellte heraus, „dass allenfalls Kinder mit Migrationshintergrund und im übrigen kein einziges Asylantenkind“ bei der Kita sind. Spahl versicherte: „Alle Kinder haben einen Kindergartenplatz und das wird auch so bleiben“.

Eine weitere Hembacherin möchte Sicherheit darüber, dass mit den Jugendlichen dahingehend gearbeitet wird, dass die Themen wie „kurze Röcke“ und „knappe Tops“ bei der Bekleidung junger Frauen aufgegriffen werden. Mathes erläuterte hierzu, dass genau diese Themen „Freizügigkeit“, „Anstand“ und „Annäherungsversuche“ regelmäßig in Gruppen besprochen werden. Mathes warnt vor ungerechtfertigten Pauschalisierungen, schließlich handelt es sich um „ganz normale Jugendliche“.

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