Thürauf gegen Reinecke und einen grünen Unbekannten

28.9.2013, 08:36 Uhr
Thürauf gegen Reinecke und einen grünen Unbekannten

© Wilhelm

Die SPD wird heute auf ihrer Mitgliederversammlung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Doris Reinecke zu ihrer OB-Kandidatin wählen.

Am nächsten Samstag zieht die CSU nach: Dann ist Amtsinhaber Matthias Thürauf der einzige Kandidat.

Die Grünen kündigen an, am 16. November ebenfalls einen Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters ins Rennen zu schicken, verstummen aber noch bei der Frage nach Namen.

Keine Bewerber von Freien Wählern und FDP

Die Freien Wähler dagegen verzichten auf einen Kandidaten, weil sie mit der jetzigen Konstellation sehr zufrieden sind.

Und die zuletzt so gebeutelte FDP? „Wir sind nicht so vermessen, einen eigenen OB-Kandidaten aufzustellen“, sagt Kreisvorsitzender Erik M. Schmauser. Von Schockstarre aber könne keine Rede sein. „Bei uns heißt es: Jetzt erst recht.“ Deshalb arbeite man an einer attraktiven Liste.

Nein zu Großer Koalition

Doris Reinecke genießt die einmütige Unterstützung des Schwabacher SPD-Vorstandes, der sie den Mitgliedern zur Wahl vorgeschlagen hat (wir berichteten). Weitere Kandidaten gibt es bislang nicht und sind auch nicht zu erwarten. In ihrer Vorstellungsrede wird die frühere Jugendpflegerin der Stadt Schwabach ihre kommunalpolitischen Ziele erläutern.

Doch auch die Bundespolitik dürfte auf der Mitgliederversammlung Thema werden. Große Koalition oder Opposition? Vor dieser Frage steht die SPD und wirkt noch sehr unentschlossen.

Doris Reinecke aber hat eine klare Haltung: „Ich tendiere überhaupt nicht in Richtung Große Koalition. Da müsste schon viel kommen.“

Ein Türchen reicht nicht

Gemeint ist inhaltliches Entgegenkommen der Union. Die ersten Hinweise, dass Finanzminister Schäuble einen Spitzensteuersatz von 49 Prozent für denkbar halte, seien zwar „ein erstes Adventstürchen, das sich öffnet“. Aber an die große Bescherung glaubt Reinecke nicht. Kanzlerin Merkel stehe für „eine Politik des Aussitzens“.

Deshalb könne die SPD die eigenen Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit kaum umsetzen. „Nach meinem Eindruck ist auch die große Mehrheit der SPD-Basis einer Großen Koalition nicht zugeneigt.“

Ob Schwarz-Grün nicht erst recht unrealistisch sei? „Wenn Merkel niemanden findet“, sagt Doris Reinecke, „dann spricht das nur gegen ihre Kompromissbereitschaft und Dialogfähigkeit.“ Nichts am Hut hat Doris Reinecke mit den Linken: „Mit ihnen gibt es keine gemeinsame Basis.“

Versprechen gehalten

Eine sehr gute Ausgangsbasis für die CSU sind die jüngsten Wahlerfolge. Kreisvorsitzender Karl Freller sieht der Kommunalwahl selbstbewusst entgegen und setzt erwartungsgemäß wieder auf Matthias Thürauf, der 2008 als erster CSU-Bewerber in Schwabach eine OB-Wahl gewonnen hat. „Er hat exzellente Arbeit geleistet“, lobt ihn Freller.

„Die Sanierung von Schulen und Straßen, der Ausbau der Kinderbetreuung, die neue Dreifachhalle: Er hat seine Versprechen gehalten. Seine Bilanz kann sich sehen lassen.“

Und die Stadtratsliste der Christsozialen? Bis auf Peter Gooss werden alle amtierenden Stadträte wieder antreten. Mit 17 Mandaten ist die CSU stärkste Fraktion vor der SPD mit 13. „Wir wollen diesen Status festigen“, erklärt Freller.

„Gemeinschaftsleistung“

Oberbürgermeister Matthias Thürauf selbst übt sich in diplomatischer Zurückhaltung und betont „die Gemeinschaftsleistung“ von Verwaltung und Stadtrat, dank derer „die Bilanz unterm Strich ordentlich war“.

Gleichzeitig warten noch „große Brocken“, wie etwa das Alte DG. „Diese Projekte würde ich gerne weiter begleiten.“ Und zwar mit dem jetzigen Team in der Stadtspitze. „Es ist kein Geheimnis, dass ich mich in der jetzigen Konstellation sehr wohl fühle.“ Der Oberbürgermeister würde sich also wünschen, dass Dr. Roland Oeser (Grüne) und Dr. Thomas Donhauser (Freie Wähler) Bürgermeister bleiben.

Zur Nominierung seiner härtesten Rivalin Doris Reinecke will sich Matthias Thürauf nicht äußern. „Es wird aber einen respektvollen Umgang geben, das ist ganz normal.“

Keine Konkurrenz wird Thürauf diesmal von den Freien Wählern bekommen. „Wir werden voraussichtlich von einem eigenen OB-Kandidaten absehen“, erklärt Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser.

„Unlogisch“

Grund: „Wir glauben, dass die Dinge so, wie sie sind, in Ordnung sind.“ Deshalb sei eine Kandidatur gegen Thürauf schlicht „unlogisch. Wir sind zufrieden mit dem OB.“ Mit ihm würde Donhauser auch gerne weiterhin zusammenarbeiten. Ebenso wie mit Grünen-Bürgermeister Dr. Roland Oeser. „Wir verstehen uns fachlich wie menschlich gut. Wenn es nach mir geht, kann es so weitergehen.“

Donhauser will Bürgermeister und zuständig für das Beschwerdemanagement der Stadt bleiben. Die Liste für den Stadtrat werden die Freien im November nominieren. Derzeit sind sie zu dritt im Stadtrat. Neben Thomas Donhauser wollen auch Bruno Humpenöder und Erwin Eberlein weitermachen.

„Thürauf ist sehr offen“

Anders als die Freien Wähler werden die Grünen „in jedem Fall“ einen OB-Kandidaten oder eine Kandidatin aufstellen, kündigt Vorsitzender Bernhard Spachmüller an.

Wen? „Es laufen noch Gespräche. Deshalb kann ich keinen Namen nennen.“ Weshalb die eigene Kandidatur? „Das ist ein Zeichen an die Bevölkerung, dass wir geeignetes Personal auch für so eine Position haben.“

Ist es auch ein Zeichen der Unzufriedenheit mit Thürauf? So will Spachmüller das nicht verstanden wissen. „Er macht seine Sache überraschend gut. Er ist sehr offen und dialogbereit. Das gefällt uns schon.“

Bewährtes Trio

Bekanntlich gibt es schwarz-grüne Berührungsängste in Schwabach nicht mehr. Wesentlich dazu beigetragen hat Bürgermeister Dr. Roland Oeser. Er wird aber ganz sicher nicht als OB-Bewerber ins Rennen gehen. Zum einen aus rechtlichen Gründen: Als 65-Jähriger dürfte er wegen des bayerischen Wahlgesetzes ohnehin nicht mehr OB werden. Zum anderen aus dem selben Grund wie sein Bürgermeisterkollege Thomas Donhauser.

Auch Oeser würde gerne in diesem Trio weitermachen. Wie sein Parteifreund Bernhard Spachmüller ist Oeser mit Thürauf zufrieden, davon allerdings nicht überrascht. „Schwabach hat an Ausstrahlung gewonnen“, findet Oeser. „Das zeigt die Zuzugsintensität von Familien wie von Unternehmen.“ Für Oeser ist Thürauf deshalb auch „im Augenblick klarer Favorit“.

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