Tobias Schmid setzt auf „Local Heroes“ im Stadtmuseum

12.3.2016, 09:13 Uhr
Tobias Schmid setzt auf „Local Heroes“ im Stadtmuseum

© Foto: Wilhelm

Wer unter 130 Bewerbern ausgewählt wird, der kann keinen schlechten Eindruck hinterlassen haben. „Er hat uns einfach überzeugt“, sagt Kulturbürgermeister Dr. Roland Oeser. „Mit seinen bisherigen Tätigkeiten, seinen Ideen, seinen Lösungsvorschlägen.“

Und durch seinen persönlichen Stil. „Er ist nicht akademisch abgehoben, sondern sehr pragmatisch“, ergänzt Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero. „Damit passt er gut ins Team.“ Der Start jedenfalls scheint geglückt. Seit Anfang Februar ist er in Schwabach tätig. „Ich bin wunderbar aufgenommen worden“, sagt Tobias Schmid.

Sein Steckbrief: Er ist 37 Jahre alt, verheiratet, die Familie hat zwei Kinder und wohnt in der Nähe von Würzburg. An einen Umzug ist noch nicht gedacht. Seine Frau ist beruflich in Würzburg gebunden. Auch sie ist im Museumsbereich tätig.

„Highlight Goldbox“

Tobias Schmid hat in Bamberg Geschichte und Archäologie studiert und nach dem Studium vielfältige Erfahrung in verschiedenen Museen gesammelt. Im „Haus der bayrischen Geschichte“, im Mainfränkischen Museum, zuletzt in den Museen der Stadt Bamberg. Nun ist Schwabach die neue Herausforderung, für die er die lange Anfahrt gerne auf sich nimmt.

Was ihm am Stadtmuseum gefällt? „Die Goldbox ist das Highlight“, sagt Tobis Schmid. Für sehr gelungen hält er die Präsentation von Schwabachs Metall- und Blattgoldindustrie.

Beeindruckt ist er zudem vom Besucherzustrom. 17.300 Gäste haben sich 2015 für das Stadtmuseum interessiert. „Für eine Stadt mit 40.000 Einwohnern ist das sensationell“, findet Schmid. „Von den 6500 Museen in Deutschland hat nur rund ein Viertel solchen Zuspruch.“

„Rund zwei Drittel unserer Besucher kommen von außerhalb“, sagt Sandra Hoffmann-Rivero. Das Stadtmuseum ist also durchaus ein Anziehungspunkt für Schwabach. Ein Grund dafür dürfte auch in der überregionalen Bedeutung der Fleischmann-Sammlung liegen. Gleichzeitig aber zeigt diese Zahl, dass es auch in Schwabach selbst noch Entwicklungspotenzial gibt.

Hier will Tobias Schmid ansetzen: „Die Bürger sollen sich ja mit ihrem Museum identifizieren. Deshalb wollen wir die Stadtgeschichte umfassender präsentieren. Von den 900 Jahren sind im Museum etwa eineinhalb Jahrhunderte präsent.“

Schätze schlummern im Depot

Mit wertvollen Gobelins, einem Schlachten-Banner aus mittelalterlicher Zeit und einem rund 300 Jahre alten Markgrafenstuhl schlummern noch absolut vorzeigbare Exponate im Depot.

Zudem will er versuchen, Stadtgeschichte am Beispiel historischer Personen zu erklären. „Solche Local Heroes sind wichtig“, findet Tobias Schmid. „Ein gutes Beispiel ist das Henselt-Zimmer.“ Darin wird Leben und Werk des in Schwabach geborenen Komponisten nachgezeichnet.

Eine zentrale Rolle für ein lebendiges Museum spielen Sonderausstellungen. Heuer reichen die dafür zur Verfügung stehenden 15.000 Euro nur für eine: „Phänomenale Welten“ startet im Juni. „Die Kürzungen der vergangenen Jahre können so nicht bleiben“, sagt Bürgermeister Oeser.

Pläne für Stadtjubiläum

Schon jetzt laufen bereits die Vorplanungen für das Stadtjubiläum 2017. „Da wird es eine Ausstellung zum Thema Migration über die Jahrhunderte bis zur Gegenwart geben“, blickt Tobias Schmid nach vorne.

Zuwanderer haben auch in der Schwabacher Stadtgeschichte eine wichtige Rolle gespielt. Von den Hugenotten über die Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den sogenannten „Gastarbeitern“ und — ganz aktuell — den Flüchtlingen. „Zuwanderung ist eigentlich fast der Normalfall.“

Begeistern will Tobias Schmid in noch stärkerem Maß als bisher Schulklassen. „Denn ein Museum ist ein spannender Lernort.“

Von der aktuelle Hauptaufgabe aber werden die Besucher zunächst gar nichts mitgekommen: Das Stadtmuseum sucht neue Räume für das auf mehrere Standorte verstreute Depot. „Diese Frage steht an allererster Stelle“, betont Tobias Schmid.

Eine Lösung dieses Dauerthemas scheint zumindest in Sicht. „Wir sind in Gesprächen“, verrät Sandra Hoffmann-Rivero, ohne aber Details nennen zu wollen.

Klar ist: Eine neue Struktur des Depots ist auch Grundlage für die weitere inhaltliche Planung. Einige Stücke wie die Gobelins aus Schwabacher Manufakturen der Hugenotten drängten sich geradezu auf, auch dauerhaft gezeigt zu werden.

„Entsammeln“

Von anderem aber wird man sich trennen. „Darüber reden Museen nicht so gerne“, sagt Tobias Schmid. Aber es mache einfach keinen Sinn, Dinge aufzubewahren, die nicht in ein zeitgemäßes Museumskonzept passen. Das heißt natürlich nicht, dass der große Müllcontainer bestellt wird.

Der Fachbegriff im Museums-Jargon heißt vielmehr „Entsammeln“. Ein Beispiel: Stücke einer alten Schmiede aus Unterreichenbach wurden an einen Sammler in Sperberslohe abgegeben und werden dort in dessen Privatmuseum gezeigt. Auch für die Afrikasammlung ist man im Gespräch mit einem Interessenten.

Zukunft mit Fleischmann?

Eine offene Frage ist zudem die Zukunft der Fleischmann-Sammlung. „Rund 75 Prozent der Stücke sind befristete Leihgaben“, so Bürgermeister Oeser.

Die Firma ist aber in wirtschaftlichen Turbulenzen. Deshalb sei nicht völlig auszuschließen, dass wertvolle Teile der Ausstellung Teil einer Insolvenzmasse werden könnten. Die Verträge aber laufen immerhin noch bis 2020.

www.schwabach.de/de/schwabach-erleben/kultur/einrichtungen/stadtmuseum

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