Tourismus in der Region: Es wird wieder hochgefahren

13.6.2020, 05:58 Uhr
Tourismus in der Region: Es wird wieder hochgefahren

© Archivfoto: Tobias Tschapka

"Coronakrise zwingt Tourismus in Bayern in die Knie", so lautet die Überschrift der Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik, in der die Anzahl der Übernachtungen im Monat April veröffentlicht wurden. Nur etwa die Hälfte der Beherbergungsbetriebe hatte bayernweit während des Lockdowns überhaupt geöffnet. Etwa bei Campingplätzen oder Jugendherbergen gingen die Einbrüche Richtung 100 Prozent.

Sieht man sich die regionale Aufschlüsselung an, ergibt sich ein ähnliches Bild. In Schwabach hatten im Januar und Februar 2020 noch jeweils etwa 6000 auswärtige Gäste übernachtet, ein normaler Wert. Im März waren es knapp über 3000 Personen, im April nur noch 1036. Auch im Landkreis Roth herrschte Anfang des Jahres mit über 20 000 Übernachtungen in Januar wie Februar noch Normalität. Im März sank die Zahl auf unter 10 000, im April auf 3851. Im Mai dürfte sich das kaum gebessert haben.

Vom Hotel ins Netz

 

Das ist keine Überraschung. Übernachtungen waren schließlich nur noch aus geschäftlichen Gründen erlaubt und auch Firmen nahmen aus Sicherheitsgründen Abstand davon, ihre Leute auf Reisen zu schicken. Sie wichen aus ins Internet. Der Boom von Videokonferenzen und der Einbruch von Hotelübernachtungen sind zwei Seiten derselben Medaille.

Während der Landkreis Roth Besucher durchaus auch für mehrere Übernachtungen anzieht, ist die Stadt Schwabach eher auf Tagestouristen angewiesen. Nur konnten die während der Krise nicht anreisen. Auch Angebote wie Stadtführungen waren ausgeschlossen.

Doch mittlerweile ändert sich das wieder. Seit Mitte Mai haben unter anderem das Schwabacher Stadtmuseum, der Historische Eisenhammer in Eckersmühlen oder dass Fundreich Thalmässing wieder geöffnet, in letzterem soll es am 28. Juni erstmals wieder eine geführte Wanderung geben. Im Rother Schloss Ratibor gibt es wieder Führungen – nach Voranmeldung und auf zehn Personen begrenzt. In Schwabach heißt es am 26. Juni erstmals wieder "Tatort Schwabach – mit dem Kommissar auf Spurensuche". Die Führung "Schwabach zum Kennenlernen" findet zwei Tage später erstmals seit Beginn der Krise wieder statt.

In Eckersmühlen gibt es derzeit noch keine Führungen. "In die Schmiede würden mit Abstandsregelungen gerade einmal vier Personen hineinpassen, das lohnt sich nicht", erklärt Jörg Ruckriegel. Der Chef des Amts für Kultur und Tourismus im Landkreis geht aber davon aus, dass in absehbarer Zeit wieder Führungen möglich sind. Derzeit gelte: Maximal 15 Leute im Freien, eine Person auf 20 Quadratmeter in abgeschlossenen Räumen. Das könne sich aber bereits kommende Woche wieder ändern, weil die derzeit gültige Verordnung ausläuft.

An diese Verordnung ist man natürlich auch in Schwabach gebunden. "Tourismus mit Corona", so fasst es Petra Schwarz vom Tourismusbüro der Stadt zusammen. Letztlich hangele man sich derzeit von einer Maßnahmenverordnung zur nächsten. "Bei engen Räumen wie den Felsenkellern müsste man derzeit die Leute einzeln durchführen", ergänzt Stadtsprecher Jürgen Ramspeck. "Das macht keinen Sinn."

 

Problem: Zielgruppe

 

Das große Problem für den Schwabacher Tagestourismus, erläutert Schwarz, sei – auch auf mittelfristige Sicht – die Zielgruppe. Seniorengruppen, die mit dem Bus in die Stadt kommen, bleiben derzeit komplett aus, weil derartige Busreisen untersagt sind. Aber auch in Zukunft dürften ältere Menschen, die eher zur Corona-Risikogruppe gehören, bei ihren Reiseplänen vorsichtig sein. Gruppenführungen, so Schwarz, sind für den Rest des Jahres fast komplett storniert worden.

"Wir hatten aber durchaus einige Anfragen wegen Führungen. Es gibt schon Leute, die darauf brennen, dass es wieder losgeht", betont Schwarz.

Im Landkreis ist die Struktur eine andere. Kleine Anbieter, die oft im Nebenerwerb Übernachtungsgäste aufnehmen, sind für den Sommer bereits wieder gut gebucht, so Jörg Ruckriegel. In den touristischen Gebieten wie etwa dem Brombachsee, könne man davon ausgehen, dass die Sommersaison keine schlechte wird. "Dort ist es aber auch nicht möglich, das aufzuholen, was zuletzt verloren gegangen ist", gibt Ruckriegel zu Bedenken. Generell werde der Tourismus eher zögerlich wieder anlaufen, so seine Einschätzung.

Auch im Landkreis, aber besonders in Schwabach hängt das Hotelgewerbe von Geschäftskunden ab. Gerade bei Messen in Nürnberg sind auch die hiesigen Häuser immer gut besucht gewesen. Dieses Geschäft ist nun auf absehbare Zeit ebenfalls eingebrochen. "Auf die Hotellerie kommt noch einiges zu", befürchtet Petra Schwarz und meint damit die Umorientierung der Firmen, die jetzt gezwungenermaßen auf Videokonferenzen und -Schulungen zurückgreifen – und merken, dass es teilweise ganz gut funktioniert.

Ob geschäftlich oder privat, die Zahl der Menschen, die einen Besuch in der Region machen, hält sich derzeit stark in Grenzen. "Es ist noch nicht so wie vorher, das merkt man auch", fasst Jürgen Ramspeck zusammen. Die Zurückhaltung sei schließlich durchaus angebracht. "Wir befinden uns immer noch in einer Pandemie-Situation. Tourismus geht derzeit nur im Rahmen des Möglichen und des Vernünftigen."

Mehr zum Thema: Im Podcast "Horch amol" sprechen Chefredakteur Michael Husarek und Online-Chef Matthias Oberth mit Hans-Dieter Niederprüm, dem Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland, über Perspektiven in der Tourismus-Branche der Region.

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