Truppenübungsplatz: Schwabach und der Bund legen Streit bei

6.12.2018, 06:00 Uhr
Der frühere Truppenübungsplatz aus der Vogelperspektive. Unten die Kleingartenanlage beim Stadtteil Eichwasen. Links davon hatte der Bund eine freie Fläche aufgeforstet. Das hätte er aber nicht tun dürfen. Jetzt ist der Streit mit der Stadt aber beigelegt.

Der frühere Truppenübungsplatz aus der Vogelperspektive. Unten die Kleingartenanlage beim Stadtteil Eichwasen. Links davon hatte der Bund eine freie Fläche aufgeforstet. Das hätte er aber nicht tun dürfen. Jetzt ist der Streit mit der Stadt aber beigelegt.

Es geht dabei um mehr als um ein Grundstück für ein Einfamilienhaus. Der frühere Truppenübungsplatz der Amerikaner, den nach dem Abzug der US-Army bis vor einigen Jahren noch die Bundeswehr Roth sporadisch genutzt hat, umfasst immerhin 95 Hektar. 54 Hektar davon sind von Wald bedeckt, 26 Hektar sind Grünland, zehn Hektar besonders wertvolle Offenlandbiotope, der Rest Verkehrsflächen.

Der Streit mit dem Bund begann, als die Bundesforstverwaltung im südlichen Teil des Truppenübungsplatzes eine Offenlandfläche aufforstete als Ersatzmaßnahme für Rodungsarbeiten am Bundeswehr-Standort Roth. Die Bundesforstverwaltung hätte dies nicht einfach machen dürfen, obwohl dem Bund die Flächen gehören. Doch sie sind auch Teil eines großen Landschaftsschutzgebietes, und damit hätte die Stadt immer beteiligt werden müssen.

Langes juristisches Tauziehen

Nun, das juristische Tauziehen zog sich über ein Jahrzehnt hin, inzwischen haben aber die beiden Parteien einen außergerichtlichen Vergleich geschlossen. Die Quintessenz: Die bereits aufgeforstete Fläche darf Wald bleiben, muss aber im Laufe der Jahrzehnte in einen ökologisch besonders wertvollen Eichenwald umgebaut werden. Zwei weitere für Aufforstungen vorgesehene Flächen müssen frei bleiben. Darüber hinaus verpflichtet sich der Bundesforst, die übrigen zum Truppenübungsplatz gehörenden Wälder ebenfalls ökologisch aufzuwerten (hier gibt es das größte Potenzial). Und: Der Bund muss auch die wertvolle offene Fläche erhalten und die zahlreichen Biotope (meist Amphibientümpel) pflegen. Eine Verbuschung oder "Verwaldung" kann entweder durch den Einsatz von Schafen oder durch eine jährliche Mahd verhindert werden.

Mit dem Vergleich können offenbar beide Parteien gut leben. Der Bund kann die 95 Hektar für sein ganz persönliches Öko-Konto nutzen, indem er durch ökologische Aufwertung einen Ausgleich schafft für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle. Die Stadt Schwabach wiederum bekommt diese ökologische Aufwertung dieser Flächen im stadtnahen Bereich gewissermaßen kostenlos auf dem Silbertablett präsentiert. Markus Baumeister, der Chef der Unteren Naturschutzbehörde, und der auch für den Naturschutz zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht sprechen von einer Win-Win-Situation.

Rückzugsräume schaffen

Engelbrecht und Baumeister wollen im Frühjahr zunächst mit dem Naturschutzbeirat und dann mit dem Umweltausschuss darüber debattieren, was die Stadt tun kann, um den früheren Truppenübungsplatz zum einen als Naherholungsgebiet zu etablieren, um ihn zum anderen aber auch zu einem Rückzugsgebiet für Vierbeiner und Vögel zu machen. Es müsse ein vernünftiges Maß an Nutzung, aber eben auch ein vernünftiges Maß an Beruhigung geben, so Engelbrecht.

Anders ausgedrückt: Der bisher schon existierende Rundweg wird ganz sicher als Spazierweg erhalten bleiben. Dort, wo man in der Vergangenheit schon schlecht hingekommen ist – zum Beispiel das Areal bei den (ehemaligen) Bunkeranlagen – könnten Rückzugsräume für Bodenbrüter oder Amphibien entstehen.

Bund bleibt Eigentümer

Eine kleine Kröte muss die Stadt übrigens bei diesem Vergleich mit dem Bund schon schlucken: Grundsätzlich hätte Schwabach die 95 Hektar große Fläche ganz gern übernommen, ähnlich wie sie das nach jahrzehntelangen Verhandlungen mit dem früheren Kasernengelände getan hat. Doch der Bund hat kein Interesse gezeigt, das Gebiet abzutreten. Knut Engelbrecht kann das auch verstehen. "Ich hätte die Flächen an Stelle des Bundes auch nicht hergegeben."

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