Jahreswechsel in Schwabach und dem Landkreis Roth

Verbotszonen und Appell an die Vernunft: So feiert die Region Silvester

30.12.2021, 06:04 Uhr
Ähnlich groß wie auf unserem Archivfoto wird das Feuerwerk in der Nacht zum Samstag in Hilpoltstein wohl nicht ausfallen: Die Altstadt ist fürs Böllern tabu. Auch Schwabach hat rund um den Marktplatz eine Verbotszone eingerichtet. In der Kreisstadt Roth gibt es hingegen keine besonderen Einschränkungen.

© Bernhard Bergauer, NN Ähnlich groß wie auf unserem Archivfoto wird das Feuerwerk in der Nacht zum Samstag in Hilpoltstein wohl nicht ausfallen: Die Altstadt ist fürs Böllern tabu. Auch Schwabach hat rund um den Marktplatz eine Verbotszone eingerichtet. In der Kreisstadt Roth gibt es hingegen keine besonderen Einschränkungen.

Schwabachs Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht stellt auf Anfrage unserer Zeitung klar: "Es gibt ein bundesweites Verkaufsverbot für Böller. Aber es gibt kein Böllerverbot." Wer also zum Beispiel noch Raketen gelagert hat, darf sie außerhalb bestimmter Verbotszonen wie dem Bereich um den Marktplatz oder das Krankenhaus auch zünden. Allerdings hofft Engelbrecht, dass möglichst viele darauf verzichten: "Wir appellieren an die Vernunft. Die Krankenhäuser sind wegen Corona ohnehin schon an der Belastungsgrenze."

Erfahrungsgemäß kommt es bei der Silvester-Knallerei immer wieder zu Verletzungen. Im vergangenen Jahr hatte es deshalb wegen der schon damals angespannten Corona-Lage in den Kliniken ein Böllerverbot gegeben, an das sich die meisten Bürgerinnen und Bürger auch gehalten hatten. "Das hatte auch die gewünschten positiven Auswirkungen auf die Kliniken in der Städteachse", betont Engelbrecht.

Allerdings war gegen dieses Böllerverbot auch erfolgreich geklagt worden. "Dies hatte zu der kuriosen Situation geführt, dass dieses Verbot nur für den Kläger aufgehoben wurde. In Nürnberg gab es also einen einzigen Menschen, der Feuerwerk machen durfte", blickt Engelbrecht zurück. Wegen des Urteils des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs gibt es heuer kein generelles Böllerverbot. Das gesetzliche Verkaufsverbot ist davon aber unberührt und wurde am Mittwoch auch gerichtlich bestätigt.

Böllern nicht überall erlaubt

Wichtig auch: Es darf nicht überall geböllert werden. Die besondere Verbotszone in Schwabach umfasst den Kern der Innenstadt: Königsplatz, Martin-Luther-Platz, Fleischbrücke, Pfarrgasse bis zur Einmündung in die Rosenbergstraße, die Rosenbergstraße und die Kirchgasse.

Zum anderen gilt bundesweit ein allgemeines Böllerverbot in unmittelbarer Nähe der Krankenhäuser sowie von Kirchen und Kinder- und Altersheimen. "Das ist nicht neu und hat mit Lärmschutz für die Einrichtungen und Brandschutz für die historischen Gebäude zu tun", erklärt Engelbrecht.

Keine Ansammlung, kein Alkohol

Wegen Corona kommen in diesem Jahr in der Innenstadt-Verbotszone aber zwei Regeln hinzu: ein Ansammlungsverbot für Gruppen über zehn Personen und ein generelles Alkoholverbot. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund der Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante erforderlich. Die Einhaltung dieser Regeln werde auch verstärkt kontrolliert, kündigt Engelbrecht an.

Regeln in Roth und Hilpoltstein

In Roth hat die Stadt auf die Ausweisung einer besonderen Verbotszone verzichtet. In Hilpoltstein ist das Böllern dagegen in der Altstadt verboten.

Sperrstunde erst um 5 Uhr

Erleichterungen gibt es dagegen für die Gastronomie: In der Silvesternacht ist bayernweit die Sperrstunde aufgehoben. Geöffnet werden darf deshalb bis 5 Uhr morgens.

Zu Missverständnissen haben auch die Kontaktbeschränkungen geführt. Seit 28. Dezember dürfen sich generell nur noch maximal zehn genesene oder geimpfte Personen treffen. Und wenn eine ungeimpfte Person dabei ist? Dann gilt, dass sich ein Haushalt mit maximal zwei Personen eines anderen Haushalts treffen kann. Kinder bis 14 Jahren werden nicht mitgezählt.

Keine Obergrenze für Gastronomie

"Das heißt, große private Silvesterfeiern sind nicht erlaubt", erklärt Engelbrecht. "Für die Gastronomie gibt es aber keine Obergrenze, weil hier ohnehin 2G gilt, Ungeimpfte also keinen Zutritt haben." "Gastronomen dürfen also mehr als nur zehn Leute einlassen. Sonst würde es sich ja nicht lohnen, überhaupt zu öffnen", ergänzt Jürgen Ramspeck, der Pressesprecher der Stadt.

Polizei setzt auf Vernunft

Auf die Einhaltung der Regeln muss die Polizei achten. "Wir gehen davon aus, dass sich die Menschen auch beim Feiern vernünftig verhalten und die Vorgaben beachten", betont Martin Kupka, der Leiter der Polizeiinspektion Schwabach. Dennoch sei Silvester schon immer "eine besondere Herausforderung" gewesen. Darauf sei man aber vorbereitet. "Wir können in geeigneter Weise reagieren und haben dafür die personellen Vorkehrungen getroffen."

Diakoneo-Klinik: "Wichtige Maßnahme"

Die Diakoneo Klinik Schwabach begrüßt das Verkaufsverbot für Böller "uneingeschränkt", wie deren Pressesprecher Markus Wagner betont. "Angesichts der andauernd angespannten Situation für unsere Mitarbeitenden durch die Pandemie ist jede Möglichkeit, Mehrbelastungen zu vermeiden, eine wichtige Maßnahme. Insbesondere Verletzungen nach Gebrauch von Feuerwerk hat es jedes Jahr gegeben."

Einen noch größeren Effekt erwartet das Krankenhaus durch die Beschränkung der Teilnehmerzahl bei Versammlungen. "Unsere Notfallmediziner hatten vor der Pandemie eine Häufung von Verletzten festgestellt, weil es in großen Menschenansammlungen alkoholbedingt häufiger zu gefährlichen Situationen gekommen war", so Wagner. Aber: "Einer besonderen Vorbereitung in der Notaufnahme bedarf es dabei nicht."

Die Kreisklinik in Roth weist darauf hin, dass schwere Brandverletzungen hauptsächlich in großen Krankenhäusern behandelt werden.

Rettungsleitstelle stockt auf

Marco Henkel, der Leiter der "Integrierten Rettungsleitstelle" (ILS) des Roten Kreuzes in Schwabach, erklärt: "2020 hatten wir das ruhigste Silvester jemals. Auch heuer gehen wir von einem ruhigen Dienstbetrieb aus." Die ILS koordiniert die Einsätze von Rettungsdienst und Feuerwehr in Schwabach und den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen.

"Wir nehmen Silvester aber nicht auf die leichte Schulter", betont Henkel gleichzeitig. Der Rettungswagen am Stellplatz in Allerberg wird deshalb statt 12 nun 24 Stunden bereitstehen. Und das Team in der ILS wird in dieser Nacht vorsorglich von drei auf fünf Kräfte aufgestockt. Auch die Rufbereitschaft wird erhöht.

Feuerwehr: "Ganz normaler Tag"

Schwabachs Feuerwehrkommandant Holger Heller spricht von einem "ganz normalen Tag". Besondere Vorkehrungen für Silvester habe man noch nie getroffen. Schlicht weil es nicht erforderlich sei. Auch an Silvester stünden immer genügend ehrenamtliche Feuerwehrkräfte bereit.

Warnung vor Böllern etwa aus Tschechien

Wer in den letzten Stunden des vergangenen und den ersten des neuen Jahres meint, mit illegalen Böllern aus ehemaligen Ostblock-Ländern mit möglichst viel Lärm Aufsehen erregen zu müssen, spielt unter anderem mit der Gesundheit.

Denn Böller beispielsweise aus Tschechien können, weil sie oft viel (zu viel) Schwarzpulver enthalten, für „schwerste Verletzungen sorgen“, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken wissen lässt. Zudem fallen nicht genehmigte Böller unter das Sprengstoffgesetz. Wer damit erwischt wird, riskiere eine empfindliche Geldstrafe.

Auf CE-Siegel achten

Deshalb: Finger weg von Krachern, die nicht mit dem CE-Siegel versehen sind. Wer legale Kracher beispielsweise im benachbarten Tschechien kauft, kann diese ohne Probleme importieren und außerhalb der Verbotszonen in die Luft jagen, so die Auskunft des Polizeipräsidiums Mittelfranken.

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