Wassermungenau: Wie im Wilden Westen

26.8.2019, 11:20 Uhr
Vier der sieben Longhorn-Rinder von Bernd Fries. Bei der braunen Kuh wächst ein Horn nach oben, das andere nach unten. Warum das so ist, weiß niemand.

© Foto: Gunther Hess Vier der sieben Longhorn-Rinder von Bernd Fries. Bei der braunen Kuh wächst ein Horn nach oben, das andere nach unten. Warum das so ist, weiß niemand.

Ein Bulle, drei Kälber und drei Kühe. Die Erwachsenen tragen riesengroße, weit ausladende Hörner. Die Spitzen der Hörner beim Bullen sind so weit auseinander, dann man sie mit den Fingerspitzen der ausgebreiteten Armen gerade noch zu fassen bekommt. Wenn man sich traut.

Sie tragen Namen

Sie tragen alle Namen. Der Bulle heißt "Stardust". Die anderen heißen "Powderhorn", "Beaver Creek", "Snowbird", "Cotton Candy", "Smart Sharona", und "Foxy". In einer Mästerei bei Günzburg stehen zwei weitere: "Silverton" und "Durango". "Telluride" lebt bei Ansbach Sie werden ordentlich gefüttert und dann geschlachtet oder weiterverkauft. Die anderen dürfen noch länger die grüne Weide bei Wassermungenau genießen.

So gefährlich sie mit ihren riesigen Hörnern aussehen, so sanft sind sie. Der Chef auf der Weide ist eindeutig "Stardust". Wenn ihm etwas nicht passt, dann stupst er eine Kuh entweder mit einem Horn oder mit dem Kopf an.

Die Longhorns brauchen wegen ihrer ausladenden Hörner viel Platz. Sie haben zwar einen Stall, sind aber sommers wie winters draußen. Im Winter treiben sie sich oft in dem Wäldchen herum. Wenn es regnet, genießen das die Longhorns und lassen sich richtig abregnen. Pralle Sonne hingegen mögen sie nicht so gerne. Dann ziehen sie sich oft in den Schatten zurück. Die Weide ist 6,5 Hektar groß, hinzu kommen der kleine Wald und der Stall. Fürs Futter gibt es eine entsprechende Raufe, wo die Longhorns mit ihren Hörnern einfädeln und dann fressen können. Bei einer normalen Raufe würden sie sich verhaken. "Dann kann ich es mir aussuchen, ob ich das Horn abschneide oder die Raufe auftrenne", sagt Bernd Fries, dem die Longhorns gehören.

Gutes Sozialverhalten

Die Longhorns sind friedlich und zeigen ein gutes Sozialverhalten. Ihr Fleisch ist hervorragend, es hat weniger Cholesterin als Hühnerfleisch und deutlich weniger Fett als das anderer Rinderrassen. Allerdings werden sie spät reif, sind also deutlich später als andere Rinder schlachtbereit.

Die Texas-Longhorns sind absolut genügsam und fressen eigentlich alles, sogar Dornen. Ihre Klauen sind härter als die von anderen Rindern. Zum Kalben brauchen sie keinen Tierarzt. "Irgendwann ist das Kalb halt da", sagt Bernd Fries. Die Kleinen können auch sofort stehen und suchen selbständig das Euter der Mutter

Wassermungenau: Wie im Wilden Westen

© Foto: Gunther Hess

Bernd Fries war 2013 zum Skifahren in Colorado und sah dort eine Herde Longhorns stehen. Er wusste: "So etwas muss ich auch haben." Nur: In Deutschland gibt es nicht so viele Longhorns. Fündig wurde er im Internet in Altencreußen-Prebitz. Nein, zum Verkaufen sei davon keines, bekam als Antwort bei einem Anruf. Wenig später stand doch ein Bulle zum Verkauf. So begann Bernd Fries seine kleine Zucht mit dem Bullen "Stardust". Der durfte sich dann auch mit ein paar Kühen anderer Rassen vergnügen. Heraus kamen Kreuzungstiere. Die gibt es nicht mehr. Um Inzucht zu vermeiden, muss Fries früher oder später seine Longhorn-Kühe künstlich besamen lassen.

Mit den Longhorns verdient Bernd Fries derzeit kein Geld. Mittlerweile konnte er noch Longhorn-Kühe dazu kaufen. Jetzt kann sich "Stardust" mit seinesgleichen amüsieren. Herausgekommen ist dabei etwas Besonderes: Das Fell von Kalb "Snowbird" ist schwarz-braun-weiß, was laut Fries absolut selten ist.

"Die vertragen alles. Von 50 Grad minus bis 50 Grad plus", ist Bernd Fries überzeugt. "Das ist ein Hobby", sagte der Eigentümer der Longhorns. "Du musst schon selber ein Rindvieh sein, um so etwas zu machen", sagt er.

Eigentlich betreibt er einen Viehhandel. Seine Lastwagen transportieren Jungrinder von und zu Züchtern. Inzwischen verkauft er an einem Automaten auch "Dry Aged Beef". Dieses Rindfleisch ist gut abgehangen und entsprechend trocken.

Seine Familie lässt sich zurückverfolgen bis ins 17. Jahrhundert. Ihr gehörte in Schwabach früher einmal der Gasthof Zum Goldenen Stern. In Wassermungenau, wo Bernd Fries geboren ist, hatte die Familie immer Wirtschaft, Metzgerei, Schafzucht und Viehhandel. In Schwabach betrieb Familie Fries auch den Schlachthof bis er Anfang der 90er Jahre geschlossen wurde.

Die Hörner der Longhorns sind respekteinflößend. Doch es geht durchaus noch gewaltiger. Die Rekord-Länge der Hörner beträgt laut Bernd Fries 3,03 Meter.

Er liebt seine Longhorns. Obwohl er jedes Jahr zehntausende Rinder kauft und verkauft. Nur eben andere Rassen. Die Familie wohnt in Wassermungenau, im Ort. Sonntags radelt Bernd Fries immer seiner Ehefrau hinaus, um sie zu besuchen. Zu den Fans gehören übrigens auch seine Fahrer. "Die schauen immer nach den Longhorns", sagt Fries. Er ist natürlich auch Mitglied im dem Longhorn-Verband Texas Longhorn Association.

So schnell wie ein Reitpferd

"Das sind schöne Tiere", sagt Bernd Fries. Und sie sind schnell. "So schnell wie ein Reitpferd. In den USA werden sie mit Sattel geritten.

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