"Wasserwilli": Gießroboter aus Schwabach erhält Innovationspreis

25.10.2020, 12:25 Uhr

© Foto: Blumen Schwarz

In der Diskussion über den Einsatz von autonom fahrenden Gießrobotern auf dem Waldfriedhof sind die Fronten momentan verhärtet . In dieser Woche aber ist eine neue Facette hinzugekommen:

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat der Schwabacher Gärtnerei Schwarz und der Firma Innok Robotics in Regenstauf für den von ihnen entwickelten "Rainos" den "Deutschen Innovationspreis Gartenbau 2020" in der Kategorie Technik verliehen. Dotiert ist der Preis mit 7500 Euro, Schirmherrin des Wettbewerbs ist Ministerin Julia Klöckner.

Hoffen auf neue Bewegung

"Wir freuen uns natürlich sehr über die Auszeichnung", erklärte Gärtnermeister Heino Schwarz im Gespräch mit dem Tagblatt. "Und wir hoffen, dass dadurch nochmals neue Bewegung in die Diskussion kommt. Wir jedenfalls sind weiter gesprächsbereit."

Hintergrund: Nach einer ersten Testphase im Waldfriedhof hatte die Firma Schwarz einen Dauerbetrieb auf dem Waldfriedhof beantragt. Eine klare Mehrheit des Stadtrats aber lehnte dies ab, weil der Roboter technisch noch nicht ausgereift sei. Deshalb sei nur eine weitere einjährige Testphase möglich.

Dafür nennt die Stadt eine Reihe von Bedingungen. Unter anderem dürfe der Roboter nur auf befestigten Haupt- und Nebenwegen fahren. "Damit aber erreicht man nur rund zehn Prozent der Gräber", erklärt Schwarz. "So kann man nicht vernünftig testen."

Deshalb ergibt sich die Situation, dass der Gießroboter eines Schwabacher Gärtners zwar in Pforzheim und im Hamburger Stadtteil Rahlstedt im Einsatz ist, nicht aber in Schwabach selbst. Die Stadt argumentiert, dass die beiden anderen Friedhöfe anders angelegt und deshalb mit einem Waldfriedhof wie in Schwabach nicht vergleichbar seien.

"Wir wollen ja keine Wege kaputt machen, sondern den Roboter weiter verbessern", betont Schwarz. Dafür brauche er von der Stadt aber einen konkreten Kriterienkatalog. Auf den warte er. Die 7500 Euro Preisgeld werden in die weitere Entwicklung des Gießroboters investiert.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium ist ungeachtet diese Debatte in Schwabach von "Rainos" sehr angetan.

"Vorbildliche Innovationskraft"

Mit dem Wettbewerb zeichnet das Ministerium junge Gärtnerinnen und Gärtner aus, "die vorbildlich für die Innovationskraft der Branche stehen", heißt es in der Pressemitteilung.

Die Jury schreibt in ihrer Begründung: "Der Gießaufwand für Friedhofsgärtnereien auf Friedhöfen steigt durch die infolge des Klimawandels wärmeren Sommer rapide. Ein Gießroboter kann hier eine große Hilfe sein. Sicherlich ist das vorgestellte Gerät jetzt noch nicht serienreif und mit den Friedhofsverwaltungen müssen noch die Rahmenbedingungen für den großflächigen Einsatz geklärt werden, aber die Entwicklung ist vielversprechend. Denn mit dem Rainos wird ein anwendungsfreundlicher Gießroboter entwickelt, welcher sowohl in Friedhofsgärtnereien als auch in Baumschulen eingesetzt werden kann."

"Wasserwilli"

"Rainos" bewässert Gräber völlig selbstständig. "Der Roboter ist vor allem nachts im Einsatz. Dadurch stört das fast lautlose Gerät keine Friedhofsbesucher und durch die geringere Verdunstung kann Wasser beim Gießen gespart werden", erläutert Heino Schwarz. "Rainos orientiert sich mit Hilfe eines Laserscanners und ist dadurch auch auf Waldfriedhöfen unabhängig von Satellitenempfang. Außerdem können mit dem Laserscanner Personen und Hindernisse auf dem Weg des Roboters erkannt werden."

Der Roboter schaffe bis zu 180 Gießgräber pro Nacht. "Die Anschaffung eines Rainos amortisiert sich für uns nach fünf bis sechs Jahren", so Heino Schwarz. Beliebt ist der Roboter bei den Gärtnereimitarbeitern schon jetzt. Rainos hat sogar einen Kosenamen bekommen: "Wasserwilli".

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