Wegen Corona: Kein Prinzenpaar, kein Faschingszug

11.11.2020, 08:00 Uhr
Wegen Corona: Kein Prinzenpaar, kein Faschingszug

© Archivfoto: Günther Wilhelm

Für Friede, Freude, Heiterkeit gibt es heute wenig Anlass. Zumindest die Karnevalisten blicken am 11.11. um 11 Uhr 11 wahrscheinlich nicht so ausgelassen drein, wie sie es sonst an dem Tag um diese Uhrzeit täten. Bei den großen Faschingsgesellschaften in Schwabach und im Landkreis Roth wurde der Auftakt – und nicht nur der – abgesagt. Mancher feiert trotzdem unverdrossen: mit Pappnase und Tröte.

SCHWABACH

"Wir haben den ganzen Fasching abgesagt", sagt Stefan Schwarzmayr, Stellvertretender Vorsitzender des Faschingsvereins "Die Schwabanesen". "Wir hatten lange überlegt, ob wir nicht zur Inthronisation eine Fernseh-Sitzung machen, aber das war uns zu heikel", erklärt er. Es gebe in dieser Saison keine Dämmerung, keine Inthronisation und keinen Faschingszug. "Es tut uns zwar leid, wir haben lange überlegt, aber das Risiko war uns zu groß. Der Vorstand ist verantwortlich, wenn etwas passiert. Der Fasching fällt aus."


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SCHWAND – "Unser Vorstand hat sich am 28. Oktober zusammengesetzt, und wir haben die Dämmerung für dieses Wochenende abgesagt", erklärt Peter Zabold, Vorsitzender des Schwander Carnevals-Clubs (SCC). "Wir haben kein Prinzenpaar, keinen Faschingszug – nichts. Der Fasching ist für heuer gestorben. Die Saison ist abgehakt – wenn auch mit großem Herzschmerz. Aber wir wollten das einfach nicht riskieren", bedauert Zabold. Viele Eltern hätten auch schlicht und einfach die Absage haben wollen. "Seit acht Monaten im Home Office – und dann beim Fasching die Sau rauslassen. Das geht nicht!"

Wegen Corona: Kein Prinzenpaar, kein Faschingszug

© Foto: Jochen Gürtler

Die Tänzerinnen hätten auch keinen Möglichkeit mehr zu trainieren. Sie hatten von Juli bis Oktober trainiert, zuerst auf dem Sportplatz, später dann in der Schulturnhalle, doch das sei nun nicht mehr möglich.

"Auch den Rathaussturm müssen wir dieses Jahr in die Tonne treten", erklärt der SCC-Vorsitzende. Das Risiko sei einfach zu hoch. "Was ist, wenn etwas passiert? Was ist, wenn Corona ausbricht?"

WENDELSTEIN – In Wendelstein fällt der Fasching dieses Jahr aus. Heute um 11.11 Uhr Rathaus-Sturm? "Da passiert bei uns nichts", sagt Kathrin Leitermann, stellvertretende Vorsitzende der Faschingsgesellschaft Grün-Weiß Wendelstein – Die lustigen Wenden, "vielleicht in den sozialen Medien ein paar Bilder von früher – mehr wird es definitiv nicht geben!" "Wir werden uns auch intern nicht treffen", fährt Leitermann fort, "wir werden alle heulen!"

Dabei ist für die Grün-Weißen der erste Faschingstermin schon verstrichen. Die Guggemusik nimmt "seit x Jahren" Teil am traditionellen Faschingsauftakt der "Schnecken" in Heiligenstadt, immer am Samstag vor dem 11.11.. "Das ist immer mit Kostüm und geschminkt", erklärt Kathrin Leitermann. Da werde der Bürgermeister aus dem Rathaus geholt, und die Gugge spielt, und die Schnecken stellen ihre Gruppen vor. Doch heuer nichts dergleichen. "Wir haben uns mit WhatsApp bei Laune gehalten. Und gefragt ,Wie viele Ramazotti hast du schon?’, weil es dort immer Ramazotti gibt", sagt Kathrin Leitermann.

Auch für den Rest der Saison ist nichts geplant. "Der Fasching 2020/2021 liegt brach. Auch im Januar wird es keine Veranstaltungen geben. Uns liegt die Sicherheit der Tänzer am Herzen. Die konnten gerade mal im Oktober trainieren, und jetzt steht alles still. Kein Training, keine Kondition, keine Spannung. Das bedeutet eine immense Verletzungsgefahr. Das wäre zu gefährlich. Und eine Veranstaltung nur mit Gugge und Fanfarenzug und einem Büttenredner wollen wir auch nicht machen."

Eventuell wird die Faschingsgesellschaft Videos von früher ins Internet stellen, "aber das ist alles noch in der Schwebe", so Leitermann, "wir hoffen auf den 11.11.2021. Wenn dann alles erlaubt ist, kommen wir mit einem großen Knall zurück!"

ROTH – Keine Dämmerung, kein Weiberfasching, keine Saalveranstaltung. Der Rother Carneval-Verein (RCV) hat "alle Veranstaltungen komplett abgesagt", wie Präsident Jochen Gürtler mitteilt. "Wenn sich dabei jemand anstecken würde, wäre es fatal." Übermorgen hätte der Empfang bei den Rother Stadtwerken den Auftakt zur Session markiert – daraus wird natürlich nichts. Und selbst eine nur vereinsintern geplante kleine Feier mit Ordensverleihung kann jetzt nicht stattfinden. Gürtler hat zwar sicherheitshalber noch einen Januartermin in dem Lokal reserviert – "aber mal sehen". Und vielleicht, so hofft er, sind im Januar oder Februar ein paar ganz kleine Auftritte des Tanzmariechens in Kindergärten oder Seniorenheimen möglich: mit viel Platz zu den Zuschauern.

Trotzdem lässt sich der RCV-Präsident die Laune nicht verderben: Am 11.11. setzt er sich die Pappnase auf und tutet in die Tröte, ganz für sich und die Kollegen im Büro.

ALLERSBERG – Am Hinteren Markt in Allersberg, wo sich kurz nach 11 Uhr eigentlich Bürgermeister, Pfarrer und Ehrengäste versammeln, um die offizielle Eröffnung der Session zusammen mit Tanz und Gesang von Grundschulkindern mitzuerleben, dort gibt es heuer nur ein Plakat zu sehen. Das Allersberger Faschingskomitee hat das Banner aufgestellt, "um wenigstens ein Zeichen zu setzen, dass wir im Standby-Modus sind", sagt Präsident Alexander Böck.

Wo sonst die ersten Gaudi-Attacken geritten und der "Till" als hölzernes Synonym für das Faschingskomitee am geschmückten Brunnen aufgestellt wird, da feiert und tanzt und schunkelt heuer niemand. "Ein bisschen Resignation" mache sich momentan schon breit, gesteht Präsident Böck. Man sei flexibel, "wenn also ein Wunder geschieht, dann könnten wir schnell was auf die Beine stellen". Aber geplant sei nichts, auch nicht der Ordenskommers am Dreikönigstag. Böck: "Selbst der Optimistischste weiß, dass daraus nichts wird." Überlegt habe man auch, Sitzungen und Veranstaltungen virtuell zu übertragen. "Aber um das auch sehenswert zu machen, wäre viel zu viel Aufwand erforderlich."

SPALT – Ebenfalls "gegen jegliche Variante, auch gegen virtuelles Feiern", hat sich die Karnevalsgesellschaft (KaGe) Spalt ausgesprochen. Denn, so die Vorsitzende Franziska Heckl, "wer faschingsbegeistert ist, für den bedeutet Fasching, dass man zusammen sein kann, zusammen schunkeln und was trinken kann. Virtuell und daheim auf dem Sofa geht das einfach nicht." Auch das Aufstellen des Narrenbaums lässt man diesmal bleiben. Obwohl es draußen stattfindet, herrscht dabei natürlich immer dichtes Gedränge.

Bei der KaGe wird nicht genau am 11.11. der Startknopf gedrückt, sondern schon einige Tage früher: "Wir haben letzte Woche schon getrauert." Trotzdem kann sie sich noch nicht recht vorstellen, dass der Fasching einfach ausfällt, dass die Stadt am Weiberfasching nicht voller Menschen ist, die Fleckli nicht durch die Straßen ziehen. Und für die Aktiven im Verein sei es nicht leicht, das Training virtuell via zoom genauso motiviert fortzusetzen wie sonst. Heckl seufzt: "Aber was soll man machen, es hilft ja nichts."

GREDING – Die Goißlschnalzer hätten "angeschnalzt", die Schützen hätten mit Böllerschüssen losgelegt, um die Gredonia in ihre neue Faschingssaison zu begleiten, Musik und Bewirtung waren geplant – bis Ende Oktober. Der Lockdown hat die Veranstaltung – obwohl im Freien – dann auch gegenstandslos gemacht, und für den kommenden Samstag, den traditionellen Tag der "Dämmerung", hat man sich gar nicht erst auf die Suche nach einem Prinzenpaar gemacht, sagt Alexander Hill. Der Präsident ist seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Gredinger Faschingsgesellschaft aktiv, für ihn machen das gemeinsam Feiern, Schunkeln und Tanzen den Fasching aus. Von einem virtuellen Ersatz verspreche er sich nichts. Im Januar wolle man noch einmal konferieren, aber er ist nicht einmal sicher, "ob die nächste Saison 2021/22 schon wie gewohnt gefeiert werden kann".

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