Wendelsteiner als Balljunge bei der EM im Einsatz

21.6.2016, 10:38 Uhr
Wendelsteiner als Balljunge bei der EM im Einsatz

© Foto: oh

Für die Fans zuhause vorm Fernseher war die Nullnummer eher ermüdend. „Ich weiß nicht, ob ich mir das bis zum Ende angeschaut hätte“, gesteht Niclas. „Aber im Stade de France vor über 80 000 Fans, die alles aus sich rausschreien, da erlebt man das ganz anders. Das war unbeschreiblich. Das reißt einen richtig mit.“

Dabei wurde den zwölf Balljungen aus Deutschland eine klare Anweisung gegeben: „Wir durften keine Emotionen zeigen. Ich weiß nicht, wie das bei einem deutschen Tor gewesen wäre“, erzählt Niclas Baumann. „aber es gab ja keinen Torjubel.“

Sein EM-Ticket hat er im Frühjahr in Berlin gelöst. Seine Tante arbeitet bei Adidas. Mit ihr war er bei der Eröffnung eines Adidas-Stores: ein Fest mit Nationalspieler Benedikt Höwedes und dem „Fußball-Freestyler“ Sean Garnier. „Höwedes war eher Dekoration, aber mit Garnier gab es einen Wettbewerb: Man durfte von ihm nicht getunnelt werden und sollte ihn möglichst selbst tunneln. Eigentlich war ich gar nicht unter den Besten. Aber einer sagte noch ab, dann wurde gelost, und ich hatte Glück.“ Und so wurde Niclas Baumann einer der zwölf deutschen Balljungen, denen Adidas das dreitägige Paris-Abenteuer gesponsert hat.

Es gab "Sonderferien"

Auch seine Freie Waldorfschule Wendelstein, in der er die elfte Klasse besucht, wollte ihm dieses einzigartige Erlebnis ermöglichen und hat ihm „Sonderferien“ gewährt. Zumal drei Tage Paris auch eine gute Fremdsprachenübung waren. „Unsere beiden Betreuer haben nur Englisch und Französisch gesprochen.“

Auf dem Programm: ein spannender Mix aus Fußball und Paris-Highlights. „Am Mittwoch nach dem Hinflug waren wir noch am Louvre und bei Notre Dame und haben den Leuten davor ein paar Fußball-Tricks gezeigt. Auf der Seine wurden wir zu einer Speedboat-Fahrt eingeladen. Und nach dem Spiel waren wir um ein Uhr nachts noch am Eiffelturm“, berichtet Niclas. Noch mehr als die berühmten Sehenswürdigkeiten aber hat ihn der Verkehr beeindruckt: „Der ist unglaublich. Das war fast eine Nahtod-Erfahrung.“

SMS von Mesut Özil

Unübersehbar auch die Sicherheitsvorkehrungen. „An jeder Ecke stand ein bewaffneter Polizist. Bis wir im Stadion waren, wurden wir fünf Mal durchgecheckt. Die Stimmung war aber ganz entspannt. Nur fotografieren durften wir innen nicht. Dafür gab es einen offiziellen Fotografen.“

Auch der erhoffte Kontakt mit der Nationalelf hat sich nicht ergeben. Nicht einmal zu Mesut Özil, der den Balljungen per SMS viel Spaß gewünscht hatte. „Wir wollten uns bedanken, aber die Spieler waren total abgeschirmt.“ Ganz nah erlebt hat er sie dennoch. „Beim Aufwärmen habe ich Torwart Fabianski einige Bälle zugeworfen. Der hat mir zugewunken und den Daumen hoch gehalten. Während des Spiels waren dann vor allem Piszczek, Blaszczykowski und Höwedes auf meiner Seite.

Denen habe ich etwa zehn Bälle zugeworfen. Ich hatte eigentlich den besten Platz zwischen Eckfahne und polnischer Bank. Denn dort haben sich auch die Ersatzspieler aufgewärmt. Alle waren hochkonzentriert. Und ich“, schmunzelt Niclas Baumann, „war sogar ein paar Mal im ZDF zu sehen.“

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