Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Peter Reiß im Gespräch

1.8.2019, 17:53 Uhr
Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Peter Reiß im Gespräch

© Alexander Jungkunz

In Schwabach ist der Wahlkampf um den Sessel des Oberbürgermeisters überraschend spannend geworden, seit der Amtsinhaber Matthias Thürauf (CSU) seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt hat. Das Schwabacher Tagblatt sprach mit den drei Kandidaten, die aussichtsreiche Chancen auf das Amt haben. Nach CSU-Bewerber Michael Fraas und Christine Krieg von den Grünen ist nun der Sozialdemokrat Peter Reiß an der Reihe. Die Redaktion hat alle Interviewpartner mit demselben Fragenkatalog konfrontiert.

Kurz und knackig, in drei Fragen und drei Antworten, äußert sich Reiß hier im Video:

Wer wird Oberbürgermeister in Schwabach? Peter Reiß im Gespräch

© Alexander Jungkunz

Herr Reiß, der OB, den Sie beerben wollen, ist amtsmüde. Weshalb wollen Sie sich die Tortur des Wahlkampfs und eines anstrengenden Jobs antun?

Peter Reiß: Es ist kein per se anstrengender Job, finde ich, sondern eine schöne Aufgabe, bei der man ständig vor neue Herausforderungen gestellt wird. Man baut mit den Bürgerinnen und Bürgern die Zukunft dieser Stadt - eine tolle Chance. Wahlkampftermine mag ich. Ich finde es schön, mit den Leuten in Kontakt zu kommen.

Was läuft derzeit gut in Schwabach?

Wir haben hier eine tolle Stadtgesellschaft, die in vielen Fragen zusammenhält, die nicht nur räumlich kurze Wege hat, sondern auch in den Köpfen die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Besonders gut ist: Wir haben eine lösungsorientierte Stadtgesellschaft, denn zusammen kann man rasch mehr erreichen.

Und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Erstens ganz klar beim bezahlbaren Wohnraum. Ein Riesenthema, solange die Mieten bei vielen das auffressen, was man verdient. Besonders bei jungen Familien, die sich überlegen zu bauen. Zum zweiten der Verkehr: In Schwabach, das zeigt eine Studie, werden 65 Prozent der Wege motorisiert zurückgelegt, nur neun Prozent mit dem Öffentlichen Nahverkehr und auch nur neun Prozent mit dem Fahrrad. Dieses Verhältnis muss dringend verschoben werden. Ich und die SPD wollen den Radverkehr deutlich attraktiver machen. Ich stelle mir vor, dass die großen Achsenverbindungen in alle Richtungen funktionieren, das tun sie jetzt nämlich leider nicht. Ich bin viel unterwegs, insbesondere mit dem Fahrrad, und stoße immer wieder an Grenzen. So ist das Umsteigen nicht attraktiv. Wir müssen uns auch überlegen: Wie viel Platz auf den Straßen gehört dem Auto, wie viel dem Rad? Und wir müssen uns überlegen, ob man in der Innenstadt durch alle Straßen beidseitig mit dem Auto fahren können muss. Drittes Thema: Betreuung, vor allem Kinderbetreuung. Hier muss sich die Stadt Schwabach dringend mehr engagieren. Wir hatten 2018 wieder einen Rekord- Geburtenjahrgang mit 417 Kindern. Nachholbedarf gibt es natürlich auch bei der Betreuung der älteren Menschen. Und viertens das Stichwort Bürgerbeteiligung: gemeinsam mit den Leuten entwickeln, was wir tun wollen.

Was verbindet Sie selbst mit Schwabach?

Im Grunde mein ganzes Leben. Ich bin in Wolkersdorf in die Grundschule gegangen, dann ins Adam-Kraft-Gymnasium, habe bei der Schwabacher Awo Zivildienst geleistet und während meines Studiums in Schwabacher Restaurants und Bars gejobbt. Ich habe hier Fußball gespielt und hier im Rathaus geheiratet. Ich bin Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Wolkersdorf, die viel Kultur organisiert. Was ich gemacht habe, das habe ich hier gemacht — und das war schön.

Beschreiben Sie Schwabach mit drei Worten:

Schwabach ist eine liebenswerte und starke Gemeinschaft.

Was wären die ersten drei Projekte, die Sie als OB anpacken würden?

Als erstes würde ich bei allen größeren Projekten offene Formate und Plattformen der Bürgerbeteiligung entwickeln, bei denen die Menschen mitmachen und mitgestalten können. Als zweites will ich dafür sorgen, dass wir insbesondere beim geförderten bezahlbaren Wohnbau stark auftreten. Das dritte ist der Umstieg aufs Rad und die Schaffung eines Radrings, grob orientiert an der Stadtmauer.

Wo sehen Sie die Stadt nach Ihrer ersten Amtszeit, im Jahr 2026?

Ich sehe die Stadt dann immer noch als die starke Gemeinschaft, die sie ist, sogar als eine noch größere, weil alle weiterhin und noch besser zusammenarbeiten, weil sich Leute mitgenommen fühlen bei Entscheidungen. Ich sehe Schwabach dann erheblich weiterentwickelt, weil die Innenstadt attraktiv und lebendig ist, weil die Menschen ihr Leben leben können, so wie sie es sich wünschen.

Warum sind Sie in der Partei, für die Sie antreten?

Ich bin in der SPD, weil es die Partei ist, die immer das Ziel hat, die Interessen aller Menschen zu berücksichtigen, und die ganz stark in sich trägt, dass man für alle eine gerechte und gute Lösung findet, unabhängig von Einkommen oder Herkunft und mit Berücksichtigung der Frage, wie die jeweilige individuelle Lage gerade ist. Das zeichnet, das weiß ich, meine Partei aus.

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Die aktuelle Lage Ihrer Partei kann nicht gerade als rosig bezeichnet werden. Wie schätzen Sie das ein?

Für mich zählt jetzt erst mal der Kommunalwahlkampf, weil sich da in dem nun offenen Rennen in Schwabach Vieles noch finden wird, sowohl was den OB angeht als auch den Stadtrat. Ich und die 40 Personen, die bei der Wahl für die Schwabacher SPD stehen, sind ein tolles personelles Angebot. Da können wir tolle Ergebnisse herausholen — das ist im Moment für mich der Fokus.

Beurteilen Sie bitte Ihre Konkurrenten — wie sehen Sie Christine Krieg (Grüne), wie Michael Fraas (CSU)?

Christine Krieg kenne ich schon beruflich, weil ich während meiner Referendarzeit in der Anwaltskanzlei war, in der sie arbeitet. Ich schätze sie beruflich wie privat und halte sie für sehr kompetent, auch als eine angenehme Person. Das gilt im gleichem Maße für Michael Fraas. So wie ich ihn kennengelernt habe in den vergangenen Wochen, wo man ja viel im Wahlkampf ist, ist er jemand, mit dem man gut reden kann und zurecht kommt. Klar, dass er aus Nürnberg kommt und kein Eigengewächs ist wie ich, das ist für die Schwabacher schon ein Thema.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich würde mich selbst vor allem als motiviert beschreiben, als motiviert, Dinge zu verändern, aber auch Dinge zu schaffen, von denen ich glaube, dass sie gut und richtig sind. Ich sehe mich auch als lösungsorientiert, weil ich finde, im Leben geschehen so viele Sachen, bei denen sich Dinge verändern, und es ist eine große Aufgabe, sozusagen das Spielfeld zu drehen. Ich denke, es ist auch ein Teil von Führungsverantwortung, das Spielfeld zu drehen, zu erforschen, was ich aus einer neuen Situation machen kann. Das sind Sachen, die zu mir passen. Auf keinen Fall würde ich mich als den klassischen Politiker beschreiben, im schlechten Sinn von Berufspolitiker. Ich bin jemand, mit dem man über alles reden und von dem man stets ein offenes Ohr und eine ehrliche Antwort erwarten kann.

Vollenden Sie bitte diese drei Sätze:
Schwabach ist für mich wie …

... die Kruste auf einem Schäufele, und wenn es Schwabach nicht gäbe, müsste man es erfinden.

Ich will OB werden, weil …

... ich gemeinsam mit allen Schwabacherinnen und allen Schwabachern unsere Stadt in die kommenden Herausforderungen führen und diese gemeinsam bewältigen möchte.

Jetzt freue ich mich erst mal auf …

... die Geburt meiner Tochter im September.

 

Hier gelangen Sie zu den Interviews mit CSU-Kandidat Michael Fraas und Grünen-Kandidatin Christine Krieg; und zu den Porträts von FW-Kandidat Markus Hoffmann und FDP-Kandidat Axel Rötschke.

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