Vorwürfe eingeräumt

Schwerer Kindesmissbrauch in Franken: Angeklagter zum Prozessauftakt geständig

26.5.2021, 18:25 Uhr

Auf der Suche nach Sex hängt ein Mann einen Zettel mit seiner Handynummer auf der Toilette eines Autobahnparkplatzes in Unterfranken aus. Einige Zeit später erhält der heute 50-Jährige eine Nachricht. In derselben Nacht trifft er sich mit einem Mädchen, wie aus der Anklage der Staatswaltschaft hervorgeht.

Der Angeklagte soll die Elfjährige in jener Nacht im Juli 2020 in seiner Wohnung in Unterfranken missbraucht haben - im Beisein ihres Stiefvaters, der sie vermittelt hatte. Am Folgetag habe der Angeklagte das Kind erneut zu sich bestellt, so die Anklage. Diesen Missbrauch nahm der Lebensgefährte der Mutter laut Staatsanwaltschaft mit seinem Handy per Sprachmemo auf.

Vier Prozesstage angesetzt

Seit Mittwoch muss sich der 50-Jährige nun wegen schweren Kindesmissbrauchs in zwei Fällen vor Gericht verantworten. Zudem wird dem Deutschen die Verbreitung pornografischer Schriften vorgeworfen. Für den Prozess sind vier Tage angesetzt. Ein Urteil wird am 4. Juni erwartet.

Gegen den Lebensgefährten der Mutter war vergangene Woche das Urteil gefallen: zehn Jahre Haft wegen schwerer Zwangsprostitution, schweren sexuellen Missbrauchs und wegen des Herstellens von kinderpornografischen Schriften (Az.: 12 Js 8837/20).

Der 49-Jährige hatte demnach das Mädchen zwischen Sommer 2018 und Sommer 2020 selbst mehrfach missbraucht. Oftmals fotografierte und filmte er die Taten in einer Wohnung im Raum Bad Kissingen und bei Rad- oder Campingausflügen in der Umgebung. Zudem hatte er das Mädchen Lastwagenfahrern nachts auf Rast- und Autobahnparkplätzen zum Missbrauch angeboten.

Angeklagter räumt Vorwürfe ein

Als der nun angeklagte 50-Jährige in jener Nacht entschied, das Kind mit in seine Wohnung zu nehmen, habe er laut Staatsanwalt "billigend in Kauf genommen", dass das Mädchen unter 14 Jahre alt war. Schon beim Anblick hätte das klar sein müssen. Zudem habe das Mädchen beim ersten Treffen auf Nachfrage des Angeklagten sein richtiges Alter genannt.

Über eine Erklärung seiner Verteidigerin räumte der Angeklagte zum Prozessauftakt am Mittwoch die Vorwürfe im Wesentlichen ein. Er gab aber an, nicht gewusst zu haben, dass es sich um ein Kind gehandelt hatte. Sollte das Gericht ihm dies glauben, könnte die Strafe milder ausfallen.

Die Jugendschutzkammer hatte gleich zu Beginn des Prozesses die Öffentlichkeit für die Aussage des Mannes ausgeschlossen. Weitere Details des Geständnisses wurden nicht mitgeteilt.


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Der Angeklagte war den Ermittlern zufolge nicht der einzige Fremde, der sich an dem Mädchen vergangen haben soll. Die Ermittler gehen davon aus, dass auch ein Lastwagenfahrer auf einer Autobahnraststätte das Mädchen missbrauchte - für fünf Euro und eine Packung Zigaretten. Nach dem Mann wird noch immer gesucht.

Die Mutter hat laut Staatsanwaltschaft von einigen Taten des Lebensgefährten gewusst. Die 39-Jährige muss sich in einem gesonderten Verfahren wegen Beihilfe zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern durch Unterlassen verantworten. Das Verfahren wird voraussichtlich Ende Juni 2021 beginnen.


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