Senioren um Hunderttausende betrogen: Polizei schnappt Bande

27.11.2020, 17:57 Uhr
Senioren um Hunderttausende betrogen: Polizei schnappt Bande

© Monika Skolimowska, dpa

Für Hedwig A. war der Schicksalstag ein Montag im November. Eine angebliche Notarin verkündet der 78-Jährigen aus dem mittelfränkischen Kunreuth einen Lottogewinn von 470.000 Euro. Die Seniorin freut sich und zahlte gerne die für die Bearbeitung angeblich anfallenden Gebühren von insgesamt 4000 Euro. Den angekündigten Gewinn sah die Frau aus dem Landkreis Forchheim allerdings nie.

Betrug in Millionenhöhe

Nach jahrelanger Ermittlungsarbeit ist es der Polizei gelungen, die Hintermänner solcher und ähnlicher Betrugsfälle zu fassen. Der entstandene Schaden geht in die Millionen. Insgesamt wurden am 11. November neun Verdächtige im Kosovo festgenommen, darunter auch die mutmaßlichen Köpfe der Bande, wie die Polizei mitteilt. Eine konzertierte Aktion kosovarischer Sicherheitsbehörden, deutscher Ermittlungs- und Justizbehörden sowie dem EU-Projekt CILC (Center for International Legal Cooperation) brachte den Erfolg.


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Die Betrüger hatten vermutlich über Jahre hinweg teilweise sechsstellige Beträge bei ihren Opfern erbeutet, die Fälle verteilen sich über das gesamte Bundesgebiet. Die Kriminellen riefen aus dem Kosovo vor allem ältere, alleinstehende Senioren in Deutschland an und suggerierten diesen einen Lotterie-Gewinn von mehreren hunderttausend Euro.

Wie im Fall von Hedwig A. aus dem Landkreis Forchheim verlangten sie dann, anfallende Gebühren wie Transport-, Versicherungs- oder Notarkosten zu begleichen. Dies erfolgte durch Geldüberweisungen der Geschädigten ins Ausland, die Übermittlung von E-Cash-Codes, Einkaufsgutscheine für große Internetportale oder persönliche Geldabholungen.

Besonders perfide: Für solche Abholungen wurden mitunter Menschen eingesetzt, die selbst schon Opfer der Betrugsmasche geworden waren. Wie im Fall von "Frau Maier". Die 58-Jährige wurde erst vor kurzem zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Sie hatte das Geld bei Hedwig A. in Kunreuth abgeholt und in den Kosovo transferiert - nachdem sie selbst Opfer einer ähnlicher Betrugsaktionen geworden war und 160.000 Euro Schulden angehäuft hatte.

Fälle in Ansbach und Bad Windsheim

Nun sind auch die Drahtzieher gefasst. In Ansbach begannen die Ermittlungen im Jahr 2018, nachdem dort eine Frau um einen Betrag im sechsstelligen Bereich betrogen worden war. Im darauffolgenden Jahr wurden ähnliche Fälle in Bad Windsheim und erneut in Ansbach bekannt. Neben dem finanziellen Schaden waren die Taten für die Opfer oft auch eine starke psychische Belastung. Immer führte die Spur in den Kosovo.


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2019 konnten Ansbacher Ermittler bei einer Reise in den Kosovo schließlich den Ort ausfindig machen, von dem aus die kriminellen Anrufe getätigt wurden. Kurz darauf schlossen sie sich mit den Beamten aus Dresden und Trier kurz, wenig später wurde in Trier einer der Täter festgenommen. Im November folgten seine Komplizen im Kosovo.


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