Sicherheitswacht: Präsenz auf Straßen und in Parks

22.10.2019, 05:57 Uhr
Sicherheitswacht: Präsenz auf Straßen und in Parks

© Foto: André De Geare

Mutiger ist sie geworden, seit sie Angehörige der Bayerischen Sicherheitswacht ist. Seit eineinhalb Jahren ist Sabine Dreyer-Hösle dabei, geht mit Kollegen in Erlangen auf Streife – einmal pro Woche, jeweils drei Stunden. Dafür zieht sie sich ihren blauen Anorak mit dem bayerischen Hoheitswappen auf dem Oberarm und dem Schriftzug "Sicherheitswacht" auf dem Rücken über. Mit dabei hat sie Funkgerät, Taschenlampe und ein Pfefferspray für Notfälle. Ihre Einsatzgebiete sind Parks, die Fußgängerzone, Wohngebiete, Plätze, auf denen öffentliche Veranstaltungen stattfinden, und Flüchtlingsunterkünfte.

Vor zwei Jahren hat sie in den Nürnberger Nachrichten über die Sicherheitswacht gelesen. "Bis dahin hatte ich sie noch nie getroffen", sagt die 55-Jährige. Der Artikel hat aber ihr Interesse geweckt. Denn mit Bedauern nehme sie zur Kenntnis, wie sich ihre Stadt negativ verändere. "Damit meine ich aber nicht die Stadt an sich, sondern die Entwicklung der Gesellschaft – die ist überall im Wandel."

Das fängt schon im Kleinen an: Wild abgelagerter Müll; Menschen, die auf Spielplätzen rauchen; Autofahrer, die anhalten, den Motor laufen lassen und mal schnell in die Bäckerei hüpfen, um Semmeln zu kaufen. "Hinsehen statt wegsehen", lautet ihre Devise. Mit "liebevoller Dominanz" gehe sie auf die Menschen zu. Nicht immer kommt sie damit an, abfällige Bemerkungen musste sie schon einstecken. Aber handgreiflich wurde bisher niemand.

Seit 25 Jahren gibt es die Sicherheitswacht in Bayern. In Nürnberg, Ingolstadt und Deggendorf startete seinerzeit das Pilotprojekt. Das Jubiläum ist jetzt in Nürnberg gefeiert worden. Es ist sicher kein Zufall, dass das Innenministerium dafür ausgerechnet das Heimatministerium als Ort gewählt und zugleich zur 3. Landeskonferenz eingeladen hat. Waren es vor zehn Jahren noch 59 Städte und Gemeinden, die Sicherheitswachten gegründet hatten, so haben sich mittlerweile in 162 Kommunen 128 Sicherheitswachten gebildet. Die Zahl der Angehörigen hat sich in dieser Zeit von 538 auf 1103 (darunter 358 Frauen) nahezu verdoppelt.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will das "Erfolgsmodell" weiter verstärken. "Wir haben uns in unserem Konzept ,Sicherheit durch Stärke‘ darauf verständigt, unsere Sicherheitswacht bis 2020 auf 1500 Mitglieder aufzubauen", kündigt der Politiker an. Dafür hat sein Ministerium den Zugang für Interessenten etwas gelockert: Die Altersgrenze für den Beitritt ist von 60 auf 62 Jahre angehoben worden und auch das Wohnortprinzip ist gestrichen worden. "Da kann auch jemand aus dem Nachbarort aufgenommen werden", so Herrmann. Die Sicherheitswacht, so der Minister, sei keine Bürgerwehr, die Mitglieder seien auch keine Hilfssheriffs. "So etwas wollen wir nicht, so wie manche, die da wichtig tun und versuchen, auf diese Weise ihr extrem politisches Süppchen zu kochen."

Rund 150 Sicherheitswächter aus ganz Bayern hörten im Heimatministerium zu. Doch dann waren sie an der Reihe und sagten, was aus ihrer Sicht nicht so rund läuft: Kritik gab es etwa an der "unvollständigen" Uniform. Einheitliche Hosen und Schuhe stellt der Freistaat nicht zur Verfügung. In Ingolstadt springt die Stadt ein: "Wir geben unserer Sicherheitswacht vernünftige Hosen und Schuhe. Das ist ein Ausdruck der Wertschätzung. So was überfordert keine Kommune", erklärt Albert Wittmann, Bürgermeister von Ingolstadt.

Informationsfluss nicht optimal

Moniert wurde auch, dass die Sicherheitswacht per Funk nicht alle wichtigen Informationen erhält. "In unserem Umfeld passierte ein schwerer Verkehrsunfall, wir haben per Funk nichts mitbekommen. Ich hätte helfen können, ich bin auch Rettungssanitäter", berichtet ein Sicherheitswächter aus Deggendorf.

Kritik gab es auch beim Thema öffentliche Verkehrsmittel: Während reguläre Polizisten in Uniform Busse und Bahnen ohne Ticket fahren dürfen, müssen Sicherheitswächter einen Fahrschein lösen. Das sei ein Unding, moniert ein Mann aus Ansbach. Minister Herrmann verspricht, in dieser Sache "mehr Druck" zu machen: "Ich werde dem nachgehen. Auch die Sicherheitswacht muss im Dienst umsonst fahren dürfen."

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