So kämpfen Frankens Kommunen gegen verödete Innenstädte

9.1.2019, 05:50 Uhr
Bilder wie dieses sind auch auf dem Land in Franken nicht unüblich.

© Armin Weigel/dpa Bilder wie dieses sind auch auf dem Land in Franken nicht unüblich.

Etwa 400 leerstehende Immobilien gibt es derzeit im Landkreis Hof, und in den Nachbarlandkreisen Wunsiedel und Bayreuth sowie in den kreisfreien Städten Hof und Bayreuth ist die Situation ähnlich problematisch. Deshalb haben deren Landräte und Oberbürgermeister nun einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Das Ziel ist ein kreisübergreifendes Leerstandsmanagement, bei dem die fünf beteiligten Kreis- und Stadtverwaltungen künftig Hand in Hand arbeiten sollen.

Federführender Mitarbeiter des Projekts ist Fabian Höhne, der seit eineinhalb Jahren als Regionalmanager im Hofer Landratsamt arbeitet. Vor fünf Jahren hat sich der Familienvater ein kleines Haus im Zentrum von Hof gekauft und genießt das Leben und die Atmosphäre mitten zwischen Geschäften, Cafés und Restaurants. "Unser Babyfon hat auch noch in der benachbarten Pizzeria Empfang, und ich kann in Hausschuhen zum nächsten Bäcker gehen", erzählt der 34-Jährige. In einem Neubau auf der grünen Wiese wäre das nicht möglich.

So kämpfen Frankens Kommunen gegen verödete Innenstädte

© Horst Linke

Höhne will auch möglichst viele seiner Mitmenschen im Landkreis Hof von den Vorzügen überzeugen, die das Wohnen in der City bietet, und rührt bei Vorträgen und in Beratungsgesprächen regelmäßig die Werbetrommel dafür. "Wir wollen junge Familien in den Ort zurückbringen, bestehende Immobilien nutzen und vermeiden, dass zusätzliche Flächen außerhalb verbaut werden", erklärt der Wirtschaftsingenieur, Schwerpunkt Bautechnik.

Kostenloses Internet-Portal

Ein Baustein der geplanten landkreisübergreifenden Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Datenbank, in der in den kommenden zwei Jahren alle leerstehenden Gebäude erfasst und dann im Internet präsentiert werden sollen. Auch die Bürger selbst können auf dieser Plattform ihre Häuser anbieten - und das im Gegensatz zu kommerziellen Immobilien-Portalen kostenlos.

Des Weiteren sind die Verantwortlichen des Projekts Ansprechpartner für mögliche Investoren und für Eigentümer von leerstehenden oder sanierungsbedürftigen Immobilien. "Wir bieten Beratungen an, bei denen wir darüber aufklären, was technisch geht und welche Fördermöglichkeiten es gibt", sagt Fabian Höhne. Hauseigentümern soll dabei auch die Scheu genommen werden, in eine alte Immobilie zu investieren, ergänzt Eva Rundholz, Regionalmanagerin der Stadt Bayreuth.

"Angst vor unkalkulierbaren Kosten"

"Grundsätzlich haben viele Leute Interesse am zentrumsnahen Wohnen und wissen auch den Charme eines Altbaus zu schätzen, aber sie haben Angst vor unkalkulierbaren Kosten und bauen dann lieber komplett neu auf der grünen Wiese", weiß Höhne aus zahlreichen Beratungsgesprächen. Dabei sprechen seiner Ansicht nach viele Gründe für den Umbau oder die Modernisierung von Wohn- und Gewerbegebäuden im Ort. Zum Beispiel seien die Möglichkeiten der Nutzung vielfältiger als bei einem Bau im Neubaugebiet. Zudem lassen sich Wohnwünsche schrittweise realisieren und auch schrittweise finanzieren.

Dazu kommen die in einigen oberfränkischen Regionen extrem niedrigen Immobilienpreise: "Manches sanierungsbedürftige Objekt in der Hofer Innenstadt ist für Preise um die 50.000 Euro zu haben. Dafür kriegen Sie in München gerade mal einen Kfz-Stellplatz, wenn überhaupt", sagt Höhne und lacht.

Architekten beraten

Inzwischen hat der Fachmann etwa 50 Ortstermine zusammen mit Hauseigentümern oder Kaufinteressenten absolviert, um gemeinsam mit den Ratsuchenden eine gangbare Lösung zu finden. "Wir kommen vorbei, schauen uns das Haus unverbindlich an und sprechen darüber, was man mit dem Haus machen kann", erzählt der Leerstandsmanager. Soll zum Beispiel wieder ein Gewerbe einziehen oder kann man einen früheren Laden zu einer Wohnung umbauen?

Wenn diese grundsätzlichen Fragen geklärt sind, können Immobilienbesitzer auf die Beratungsgutscheine dieses landkreisübergreifenden Leerstandsmanagements zurückgreifen. Bei einer Gebäudebesichtigung zusammen mit einem Architekten oder einem Bauingenieur wird ein Konzept entwickelt. Finanziert werden diese Beratungsangebote zu 90 Prozent aus einem Fördertopf des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. 600.000 Euro stellt der Freistaat für dieses Kooperationsprojekt zur Verfügung.

Nach Ansicht von Fabian Höhne ist das natürlich gut angelegtes Geld - auch deshalb, weil die alten Gebäude in den Innenstädten in hohem Maße identitätsstiftend seien. "Die machen das Gesicht einer Stadt aus - und nicht die Neubauten in einem Vorort oder einem Gewerbegebiet."

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