So unterhaltsam war Geschichtsunterricht noch nie

NÜRNBERG - "Sie heißen Philipp, Dominik und Jürgen und sie erzählen euch Dinge über die Vergangenheit, die ihr so garantiert noch nie gehört habt." So beginnt der Podcast "Ach?" aus Nürnberg. Obwohl die drei historische Themen behandeln, muss der Zuhörer nicht geschichtsinteressiert sein, um dranzubleiben: Denn das "Triumvirat für historisch inspirierte Humorvermittlung" ist einfach wahnsinnig unterhaltsam.

"Ich liebe es einfach, mich in ein Thema zu verbeißen", sagt Jürgen Krauß, der als Online-Marketing-Manager arbeitet und in seiner Freizeit in liebevoller Recherche die Podcast-Episoden des Trios vorbereitet. "Am liebsten sind mir Heldengeschichten, Biographien mit mehreren Highlights", erzählt der 37-Jährige, und entsprechend leichtfüßig, lustig und lehrreich kommt "Ach?" einmal im Monat daher. So hat es in die bisher 20 Folgen schon der schlechteste Golfer aller Zeiten geschafft, der deutsche Robin Hood aus dem Erzgebirge oder der flüchtigste Verbrecher der Welt.

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Dabei ist jede Folge so aufgebaut, dass Krauß den beiden anderen die (wahre) Geschichte seines Helden präsentiert, die sie genau wie die Zuhörer noch nicht kennen. Durch Nachfragen und Kommentare von Dominik Schmitt (36) und Philipp Weißmann (35) kann sich die Story entfalten – meist bis in absurdeste Details.

Filzlappen gegen den Hall

Als Hörer kamen die drei schon vor über zehn Jahren in Kontakt mit dem Format Podcast. Darüber hinaus produzierte Krauß bereits 2008 zusammen mit Schmitt, mit dem er gemeinsam bei einem Verlag arbeitete, beruflich einen Podcast über Videospiele. "Damals gab es noch gar keine technische Infrastruktur wie heute, es war alles noch Handarbeit. Für die Aufnahme haben wir im Großraumbüro Filzlappen um uns herum aufgehängt, damit es nicht so hallt", erzählt Krauß.

Es entsteht die Idee, auch privat einen Podcast zu machen. "Es ist einfach ein geiles Format", so Krauß. Allerdings soll noch ein dritter Mann her: "Der Jürgen und ich kennen uns einfach zu gut", meint Schmitt. Bei einem Treffen der Computernerd-Szene in Hamburg vor zwei Jahren finden die drei Franken dann zusammen: "In der Podcaster-Ecke stand er auf einmal da. Es war unglaublich, dass er uns sympathisch war und auch noch aus Nürnberg kam", erzählt Jürgen über Programmierer Weißmann, der in seiner Freizeit Theater spielt. "Er bringt die spontane und lustige Impro-Komponente in unseren Podcast ein."

Die Einkaufsliste für die technische Ausrüstung hatte das Trio bereits im Kopf, das Thema jedoch noch nicht. Die drei einigen sich auf einen Podcast nach dem amerikanischen Vorbild "The Dollop", der historische Themen behandelt, allerdings beschränkt auf die USA. Die Pilotfolge nimmt das neue Triumvirat an Weißmanns Wohnzimmertisch auf. Inzwischen treffen sich die Nürnberger einmal im Monat. "Dann gehört der Abend uns."

Witzige Ratespiele

Zwischen den Episoden, die schon mal zweieinhalb Stunden dauern können, produzieren die "drei planlosen Geschichtsnichtwissenschaftler", wie sie sich selbst nennen, kurze Bonus-Folgen – so gibt es zuverlässig alle sechs Tage neues Material. Jeder bringt darin abwechselnd kuriose Fakten über eine Persönlichkeit mit, die ihm besonders am Herzen liegt. Das können zum Beispiel Schauspieler sein wie Peter Steiner und Klaus Kinski oder auch Programmiererin Ada Lovelace und Unternehmerin Beate Uhse. Die anderen beiden raten, um wen es sich handeln könnte.

Mit insgesamt über 50 000 Aufrufen und im Schnitt zirka 750 Aufrufen pro Folge kann der fränkische Podcast bereits glänzen. Die erfolgreichste Episode hatte sogar 1500 Aufrufe. "Eine unserer ersten Bewertungen bekamen wir von einer Familie, die uns im Auto auf dem Weg in den Urlaub gehört hat. Da ging uns das Herz auf", so Weißmann.

Für die Zukunft wünschen sich die Podcaster das Material gebündelt in Buchform, Live-Auftritte und natürlich, dass ihre Sendung noch mehr Leute erreicht. Wer reinhören will, dem sei die Adresse www.das-a.ch ans Herz gelegt.