Spaenle: "Entscheidend sind nicht Laptops, sondern Lehrer"

23.10.2016, 06:00 Uhr
Digitalisierung im Klassenzimmer bleibt ein heißdiskutiertes Thema.

Digitalisierung im Klassenzimmer bleibt ein heißdiskutiertes Thema.

Der Bund gibt fünf Milliarden Euro für die Anschaffung digitaler Hilfsmittel. Macht es wirklich Sinn, Smartphone-Abhängige, die sich ohnehin nicht mehr konzentrieren können, auch noch im Unterricht vor einen Bildschirm zu setzen?

Spaenle: Die Digitalisierung kommt, ob wir das wollen oder nicht. Unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel aktiv zu gestalten. Pädagogisch gesehen ist die Hardware weniger zentral, technisch ist sie wichtig.

Das müssen Sie erklären.

Spaenle: Digitalisierung verändert das Kerngeschäft schulischer Vermittlung bis hin zur wissenschaftlichen Arbeit. Aber man muss aufpassen, dass der Lehrer Subjekt des Handelns bleibt und nicht zum Objekt wird.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle steht Rede und Antwort.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle steht Rede und Antwort.

Sie rufen also nicht das Ende der Kreidezeit aus?

Spaenle: Entscheidend für einen guten Unterricht sind nach wie vor weder Whiteboards noch Laptops, sondern die Lehrkräfte. Früher war das Sprachlabor das Maß der Dinge, dann hatte man die ersten Computer und Overhead-Projektoren. Der Quantensprung jetzt ist, dass die Lernmittel - etwas überspitzt gesagt - intelligent werden und darauf müssen wir Antworten finden.

Wäre es nicht sinnvoll, ein neues Hauptfach zu schaffen, in dem die wichtigsten Aspekte der Digitalisierung erläutert werden?

Spaenle: Es gibt ja zum Beispiel schon das Fach Informatik, das sich damit beschäftigt.

Beim Streit um G 8 oder G 9 eiert die Staatsregierung seit Jahren herum. Der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete und frühere Bildungsstaatssekretär Karl Freller hat einen Ausweg präsentiert. Sein Konzept, das er „Zehn Plus“ nennt, soll Horst Seehofer gut gefallen - und Ihnen?

Spaenle: Niemand eiert herum. Es ist pädagogisch notwendig, dass die Anwendung unterschiedlicher Lernzeit auch in der größten Schulart, am Gymnasium, möglich ist. Kollege Freller leistet mit seinem Vorschlag einen Beitrag zum Dialogprozess. Der Vorschlag fußt auf einer Grundüberlegung, wie es das Flexibilisierungsjahr bereits anbietet.

Wohin geht die gymnasiale Reise? „Zehn Plus“, ein freiwilliges Zusatzjahr nach der zehnten Klasse, meint ja etwas anderes als das, was Sie wollen.

Spaenle: Wir befinden uns - wie im Kabinett beschlossen - in der Dialogphase: Ein Eckpunkt des Dialogs ist die Möglichkeit, dass die Einzelschule einen Antrag formuliert, eine neunjährige Lernzeit anbieten zu können. Auch andere Vorschläge wie ein angekündigtes Modulkonzept oder der Vorschlag des Kollegen Freller werden in den Dialog mit einbezogen.

Blicken wir auf die Hochschulen. Viele Nürnberger quält die Hängepartie bei der Umsiedlung von Teilen der Technischen Fakultät aus Erlangen und diverser Lehrstühle der Ohm-Hochschule auf das ehemalige AEG-Gelände. Wann ist es denn so weit?

Spaenle: Wir sind an der Arbeit.

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