SPD sucht den Dialog

31.5.2019, 13:22 Uhr
SPD sucht den Dialog

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Am Hof machte Dierauff auf die Situation der Landwirtschaft im Allgemeinen aufmerksam und zeigte auf, dass von den vormals 70 Hofstellen in Herbolzheim nur noch wenige vorhanden seien. Es sei immer schwieriger, Hofnachfolger zu finden, was auch an dem guten Arbeitsplatzangebot in der Metropolregion liege.

Dies war auch ein Thema, welches Martin Gundel, Landwirt in Markt Nordheim bewegte. Als Landwirt sei man, so führte er aus, auf die Mithilfe der Familie angewiesen. Und die Arbeitszeiten der mithelfenden Familienangehörigen ginge meist weit über die Arbeitszeiten von angestellten Mitarbeitern in Dienstleistungs- und produzierenden Betrieben hinaus. Doch diese Tatsache sei noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen. Darüber wurde in der Gesprächsrunde nach der Besichtigung der Hofstelle Dierauffs nochmals diskutiert wurde.

Die Sozialdemokraten interessierten sich auch für die Schweinemast des BBV Kreisobmanns. Bei der Besichtigung informierte Dierauff über seinen Betrieb. Er habe 2.600 Mastplätze, die meist zwischen 80 und 90 Prozent belegt seien. Sein Stall sei nach den Vorgaben der "Initiative Tierwohl" errichtet und biete den Schweinen 20 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Auch seien Spielgeräte und Beschäftigungsmaterial wie Raufutter eingebracht, um für Abwechslung zu sorgen. Zudem sei die Errichtung eines Auslaufes geplant, um bei den neuen Haltungsstufen des "LEH" die Stufe 3 anbieten zu können.

Er sei auch Unternehmer und müsse daher schon deshalb auf das Wohl seiner Tiere achten, betonte Dierauff. Der Kreisobmann stimme Gundel zu, dass ohne Mithilfe auch sein Betrieb nicht zu stemmen sei. Aus diesem Grunde habe er zwei Halbtagskräfte angestellt. So sei es ihm überhaupt erst möglich, seine Position im Bauernverband auszufüllen und sich auch um seine Familie zu kümmern.

"Bürokratiemonster" beklagt

Bei dem anschließenden Gespräch kamen auch Peter Hügelschäfer, Milchbauer aus Schnodsenbach und Gerhard Schindler, Biobauer aus Erlachsmühle zu Wort. Auf Nachfrage des Bundestagsabgeordneten Carsten Träger führten Hügelschäfer und Gundel aus, dass die neue Düngeverordnung einschließlich der Stoffstrombilanz "Bürokratiemonster" seien und zusätzlich Arbeitszeit forderten. Ein Problem, welches Träger als umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion mit nach Berlin nehmen wollte, um Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Im Rahmen der neuen Gesetze und Verordnungen seien, so erklärten beide Landwirte, die "täglich ausgeübte gute Praxis nicht ausreichend berücksichtigt. Die Landwirte wissen sehr wohl, wie ihre Ressourcen zu behandeln sind; immerhin ist dies unsere Lebensgrundlage", so Gundel und Hügelschäfer übereinstimmend. Die Preise für Milch in den Jahren 2015 und 2016 seien niedrig gewesen, in den beiden Folgejahren habe sich die Preissituation entspannt. Schindler berichtete, dass ihn die Krise, insbesondere im Bereich der Milchpreise nicht so getroffen habe. Im Biobereich seien die Milchpreise relativ stabil geblieben. Damit noch mehr Milcherzeuger, die auf Bio umstellen, müsste Nachfrage nach Bioprodukten noch stärker steigen. Bernhard Schurz, designierter SPD-Landratskandidat, wies darauf hin, dass die Förderung kleiner Dorfläden zur Selbstvermarktung, auch im Zusammenschluss mehrerer Landwirte, der heimischen Produkte anbiete, überprüft und erweitert werden müsse. Dies führe nach seiner Ansicht auch zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft. Die kurzen Wege von der Produktion zum Verbraucher sei auch gelebter Umweltschutz.

Schwierig, alles umzusetzen

Auf die Nachfrage von Schurz, welche Auswirkungen die neue geplante Gesetzgebung aufgrund des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" und dem sogenannten "Versöhnungsgesetz" als Ergänzung zum Gesetz "Artenvielfalt" habe, waren sich die Landwirte einig, dass es schwierig werde, alles umzusetzen. Dennoch beteilige sich die Landwirtschaft konstruktiv am Gesetzgebungsverfahren. Im Ergebnis, so Dierauff müsse festgehalten werden, dass die Ausübung der Landwirtschaft immer schwieriger werde, wozu die sich immer weiter verschärfende Gesetzgebung ihren Anteil leiste. SPD-Kreisvorsitzende Heike Gareis gab anschließend zu bedenken, dass noch mehr für heimische landwirtschaftliche Produkte geworben werde müsse. Nach ihrer Überzeugung sei ein entsprechender Markt vorhanden. Deshalb sei, so Schurz, die bei diesem Gespräch gezeigte Offenheit der Landwirte sehr wichtig.

Da nicht alles angesprochen werden konnte, wolle man zukünftig weiter im Gespräch bleiben, um sich der Probleme der Landwirtschaft anzunehmen, erklärte Heike Gareis abschließend. Dies wurde von Kreisobmann Jürgen Dierauff begrüßt, der sich für das gezeigte Interesse der Sozialdemokraten bedankte und sich "über jede Unterstützung freute, die unsere heimische Landwirtschaft erhält".

"Ist der Bauer schuld?"

Zum "Bauerntag 2019" lädt der BBV-Kreisverband am Donnerstag, 6. Juni, nach Ulsenheim (Markt Nordheim) ein. Kreisobmann Jürgen Dierauff wird die Besucher um 20 Uhr im Festzelt willkommen heißen, wo die "Landfrauenstimmen" unter der Leitung von Erwin Mari den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestalten. Im Hauptreferat befasst sich Fred Klockgether von der "Honighof-Gesellschaft zur Förderung der Biodiversität und Bestäubervitalität mbH" mit dem aktuellen Thema "Bienensterben und Insektenschwund" und der Frage "Ist der Bauer schuld?"

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