Ausstellung

Speis und Trank aus Ostpreußen im Ellinger Schloss

11.9.2021, 16:39 Uhr
Speis und Trank aus Ostpreußen im Ellinger Schloss

© Miriam Zöllich, NN

Dabei ist „Kann Spuren von Heimat enthalten“ keine Warnung, wie man sie sonst auf Verpackungen von Lebensmitteln findet, sondern ein Versprechen, sagte Lilia Antipow. Sie leitet das Haus des Ostens in München leitet und hat die Wanderausstellung nach Ellingen verliehen.

Und auch Wolfgang Freyberg, der Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen im Ellinger Schloss, erklärte: „Viele wissen gar nicht, wie viele Rezepte und Lebensmittel aus den Ostgebieten stammen. Das wird für viele Besucher ein Aha-Effekt - da wird man sich wundern.“

Und da hat er vollkommen Recht. Bei Spezialitäten wie den Königsberger Klopsen oder den Böhmischen Knödeln kommt die Herkunft im Namen ja recht plakativ daher. Beim Tilsiter Käse hingegen wissen nur wenige, dass er nicht aus Tilsit in der Schweiz, sondern dem ostpreußischen Tilsit (heute Sowetsk) benannt ist.

Und dass die Rügenwalder Teewurst und damit auch die Wurstprodukte der Rügenwalder Mühle ursprünglich aus einer ostpreußischen Kleinstadt kommen, dürfte für etliche eine Überraschung sein.

Identität und Integration

„Essen und Trinken ist ein Thema, das für jeden zugänglich ist“, erklärt Lilia Antipow zur Eröffnung der Ausstellung in Ellingen. „Viel zugänglicher als etwa Trachten oder Dialekt.“ Denn Nahrung ist etwas, das man teilen kann. Und dennoch eröffnet es die Diskussion über weitaus komplexere Themen wie Identität und Integration.

Traditionelle Rezepte aus der alten Heimat wurden von den Flüchtlingen in Deutschland weiterhin als teil ihrer kulturellen Identität zubereitet und innerhalb der Familie weitergegeben. „Schmeckt wie daheim“ ist das größte Lob.

Und selbst die nachfolgenden Generationen, die selbst nie in Ostpreußen oder Pommern waren, identifizieren sich über Nahrungsmittel und Gerichte mit der Herkunft ihrer Familien. „Bei meinen Eltern stand immer eine Flasche Stonsdorfer Kräuterlikör im Schrank“, erinnert sich Wolfgang Freyberg. „Und wenn die Flasche leer war, stand schon die nächste da.“

"Was ist denn das für ein Dreck?"

Mit der Zeit wurden die Ess- und Trinkgewohnheiten und Rezepte aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten integriert. Königsberger Klopse etwa, die Fleischklößchen in weißer Soße mit Kapern, sind als typisch deutsches Gericht bekannt und rangieren weit oben auf der Liste der Lieblingsgerichte der Deutschen.

Und auch später, als noch bis in die Neunziger Jahre hinein deutsche Minderheiten etwa aus Polen, Russland oder Ungarn nach Deutschland kamen, wurden neue Essgewohnheiten in die hiesige Küche integriert.

Wobei die neuen Gerichte, Produkte und Zutaten zu Beginn auch Skepsis hervorriefen. Mohn etwa war in Deutschland als Kochzutat nicht so weit verbreitet, und als eine Flüchtlingsfamilie in ihrer Unterkunft auf einem Bauernhof Mittags Mohnnudeln auftischte, sagte der Hausherr erschrocken über den schwarzen Mohn: „Was ist denn das für ein Dreck?“

Auch wurden Siedlungen, in denen Vertriebene lebten, als „Knödelviertel“ oder „Knoblauchsiedlung“ bezeichnet – aus Scheu vor den unterschiedlichen Essgewohnheiten.

Überraschungen und typische Rezepte

Die Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ zeigt etliche spannende und überraschende Informationen und Exponate. Die Wanderausstellung aus dem Haus des Deutschen Ostens wurde in Ellingen noch mit eigenen Schautafeln erweitert, auf denen typische Rezepte aus Ostpreußen, Pommern oder Schlesien abgebildet sind.

All diese und noch mehr Rezepte sind außerdem in einem extra aufgelegten Kochbuch erschienen. Und a propos: Auch der wohl bekannteste Kochbuch-Verlag Gräfe und Unzer (GU) hat seine Wurzeln in Königsberg.


Die Sonderausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ist noch bis zum 28. November zu sehen. Auch die Sonderausstellung „Der Elch“ wurde noch einmal verlängert. Weitere Informationen: www.kuturzentrum-ostpreussen.de.