Stichwahl in Altdorf: Martin Tabor (SPD) versus Thomas Kramer (CSU)

25.3.2020, 15:07 Uhr
Martin Tabor von der SPD lag bei der Wahl zwar vorne, erreichte aber keine absolute Mehrheit. Jetzt kommt es zur Stichwahl mit Thomas Kramer von der CSU.

© Montage Martin Tabor von der SPD lag bei der Wahl zwar vorne, erreichte aber keine absolute Mehrheit. Jetzt kommt es zur Stichwahl mit Thomas Kramer von der CSU.

SPD-Kandidat Martin Tabor spricht über Wachstum, Stadtkultur und Gesundheitsversorgung.

Herr Tabor, wo sehen Sie Altdorf in zehn Jahren? Als Wachstumskommune wird die Stadt weitere Wohngebiete und Gewerbeflächen brauchen. Wo könnten diese entstehen?

Die große Nachfrage an Flächen zeigt uns den Wunsch vieler Menschen und Unternehmen, in Altdorf zu bleiben beziehungsweise sich hier anzusiedeln. Um den Bedarf an Wohnraum zu decken, habe ich mich bei „Altdorf Nord“ für die Ausweisung des bislang größten Neubaugebietes ebenso stark gemacht wie für viele potentiell kleinere Bauflächen in den Außenorten. Die Voraussetzungen für weitere Gewerbegebiete werden derzeit an der Nürnberger Straße sowie in Ludersheim geschaffen, womit aus meiner Sicht die Bedürfnisse vorerst im Wesentlichen gedeckt sein sollten.


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Grundsätzlich halte ich es für sinnvoller, mir zuerst Gedanken über eine solide Finanzierung der öffentlichen Aufgaben zu machen, die weiteres Wachstum mit sich bringen würde. Eine gute Möglichkeit wäre hier zukünftig der Kauf entsprechender Grundstücke zu einem fairen Preis durch die Kommune, bevor sie zu Bauland ausgewiesen werden. Ein Teil der Wertschöpfung verbleibt somit in der Kommune, die sie – gerade im Hinblick auf den zu erwartenden Rückgang der steuerlichen Einnahmen – mehr denn je benötigt.

Sehen Sie angesichts der künftig wirtschaftlich sicher äußerst schwierigen Zeiten noch eine Chance für eine Veranstaltungshalle in der Stadt? Oder ist die neue Mehrzweckhalle an der Grundschule eine langfristige Alternative zu einer Stadthalle?

Dass sich die Krise um das Corona-Virus auf die Steuereinnahmen der Stadt Altdorf auswirken wird und einige bereits geplante Vorhaben verschoben werden müssen, ist für mich unumstritten. Es gilt zunächst abzuwarten, welche Förderkulissen Bund und Länder auftun werden und dann klug zu entscheiden, welche Maßnahmen zuerst umgesetzt werden können. Die Mehrzweckhalle ist zwar keine Alternative zu einer reinen Veranstaltungshalle. Aber der Neubau einer solchen hat für mich angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung aktuell trotzdem keine Priorität vor Kindergärten, Mittagsbetreuung oder Grundschule.

Vorerst geht es darum, einen geeigneten Standplatz von der Bebauung freizuhalten; mittelfristig gilt es dann, den Haushalt zu stabilisieren und – soweit von städtischer Seite her möglich – die Auswirkungen der Corona-Krise für die Bevölkerung und Wirtschaft mit abzufedern und die lokale Kulturszene anderweitig zu unterstützen. Langfristig werde ich eine neue Stadthalle für Altdorf allerdings nicht abschreiben: Sollte es der städtische Haushalt in einigen Jahren zulassen, über den Bau einer Veranstaltungshalle nachzudenken, könnte dann an geeigneter Stelle eine einfache, aber angemessene Halle entstehen.

Kleine Krankenhäuser sind in ihrer Existenz bedroht. Wie wollen Sie als Bürgermeister den Krankenhausstandort Altdorf stärken?

Unstrittig ist für mich, dass dezentrale Krankenhausstandorte Garant einer flächendeckenden medizinischen Grundversorgung und lokale Krankenhäuser für Gemeinden unverzichtbar sind; das wird in der Corona-Krise deutlich. Das Gesundheitssystem darf sich daher künftig auf keinen Fall mehr so stark ökonomischen Zwängen unterordnen, wie das vor der Krise passiert ist. Die Diskussion um den Standort Hersbruck hat jedoch gezeigt, wie schwierig es für die kommunale Politik ist, hier Einfluss zu nehmen, denn Krankenhäuser sind in erster Linie Landesaufgabe.


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Den Standort Altdorf können wir leider nicht mehr aus der Konstellation des Klinikums Nürnberg herauslösen, sondern ihn nur in einer gemeinsamen und energischen Haltung des Kreistages Nürnberger Land stärken. Dafür werde ich mich als neu gewählter Kreisrat einsetzen; als Bürgermeister werde ich auf allen Ebenen als Fürsprecher für das Altdorfer Krankenhaus auftreten.

CSU-Kandidat Thomas Kramer zu Verdichtung, Corona-Krise und dem Altdorfer Krankenhaus.

Herr Kramer, wo sehen Sie Altdorf in zehn Jahren? Als Wachstumskommune wird die Stadt weitere Wohngebiete und Gewerbeflächen brauchen. Wo könnten diese entstehen?

Ich möchte, dass Altdorf sich in den nächsten Jahren gesund und nachhaltig entwickelt. Das neue Wohngebiet Altdorf Nord ist ein sehr großes Areal, welches uns viele gestalterische Möglichkeiten im Bereich zum Beispiel einer nachhaltigen Energieversorgung und einer modernen städtebaulichen Entwicklung bietet. In Kombination mit einer entsprechenden Verdichtung im innerstädtischen Bereich sollte uns dies für die Kernstadt ausreichende Möglichkeiten bieten.

Parallel dazu muss natürlich auch eine Weiterentwicklung der unterschiedlichen Ortsteile, mit ihrem individuellen Charakter möglich sein. Im Bereich der Gewerbeflächen befinden sich zwei Gebiete im Planungsverfahren, das in Ludersheim und das in der Nürnberger Straße. Diese werden den Bedarf für die nächsten Jahre decken.

Sehen Sie angesichts der künftig wirtschaftlich sicher äußerst schwierigen Zeiten noch eine Chance für eine Veranstaltungshalle in der Stadt? Oder ist die neue Mehrzweckhalle an der Grundschule eine langfristige Alternative zu einer Stadthalle?

In der heutigen Situation vom Bau einer Veranstaltungshalle in Altdorf zu sprechen ist nach meiner Ansicht verfehlt und unseriös. Ich spreche täglich mit Menschen, die sich Sorge um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz machen. Das ist die lokale Gastronomie, das ist der Einzelhandel, das sind die Inhaber und Beschäftigten der Firmen, welche sich schon in Kurzarbeit befinden oder kurz davor stehen. Sofern ich am kommenden Sonntag Bürgermeister werden sollte, gilt diesen Menschen meine volle Aufmerksamkeit.


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Solange wir mit der Bewältigung dieser Krise beschäftigt sind, solange Menschen Angst haben müssen um ihre Existenz, solange wir auch nicht die Entwicklung der Finanzen der Stadt einschätzen können, solange kümmere ich mich um die Lösung der aktuellen Probleme und werde keine unrealistischen Versprechungen über die Planung einer Veranstaltungshalle machen.

Kleine Krankenhäuser sind in ihrer Existenz bedroht. Wie wollen Sie als Bürgermeister den Krankenhausstandort Altdorf stärken?

Die aktuelle Corona-Krise verdeutlicht die Wichtigkeit der lokalen Krankenhäuser und das Vorhandensein von ausreichend Kapazitäten. Ich werde mein Kreistagsmandat nutzen, um mich für den Erhalt des Altdorfer Krankenhauses einzusetzen und erwarte dies auch vom Landrat, da der Landkreis die Grundversorgung sicherzustellen hat.

Ich fordere auch, dass der neue Oberbürgermeister in Nürnberg, den Krankenhäusern im Nürnberger Land mehr Aufmerksamkeit schenkt, als der bisherige SPD-Oberbürgermeister. Denn die Stadt Nürnberg ist über das Klinikum Eigentümer der Krankenhäuser im Nürnberger Land und trägt somit die Mitverantwortung.

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