StUB: "Kostet viel und ist nicht notwendig"

5.9.2012, 08:20 Uhr
StUB:

© Siemens

Egbert Bruse kennt Erlangen bestens, als Baureferent war er viele Jahre für die Stadtentwicklung und -planung verantwortlich. Er hat sich nun das Gutachten der Firma Intraplan zum geplanten StUB-Projekt genauer angeschaut und kommt zu dem Schluss, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht passt.

Dazu hat Bruse eine Handreichung erarbeitet und diese an die Kommunalpolitiker der Region geschickt. In diesem sechsseitigen Papier, das der NZ vorliegt, kommt er zu dem Schluss, mit dem StUB-Gutachten werde nachgewiesen, „dass für die Beförderung des prognostizierten Fahrgastaufkommen die Leistungsfähigkeit einer Straßenbahn (StUB) nicht notwendig ist und hierfür die Leistungsfähigkeit eines ,regional optimierten Busnetzes‘ (RoBus) ausreicht“.

Eine Straßenbahn sei ein „attraktives und effizientes sowie kostspieliges Verkehrsmittel, das eine adäquate Auslastung bedingt, unter anderem durch eine entsprechende Siedlungsstruktur“. Diese Rahmenbedingungen seien allerdings für Erlangen und Umgebung weder gegeben noch geplant. Die StUB werde keine große Entlastung für die Ausfallstraßen – zum Beispiel die B4 – bringen, meint Bruse.

Die Gesamtkosten des Projekts werden auf etwa 365 Millionen Euro geschätzt – davon müsste die Stadt Erlangen etwa 92 Millionen Euro übernehmen. Bruse ist allerdings der Ansicht, dass die tatsächlichen Investitionen deutlich höher liegen würden. Dazu Bruse in seiner Handreichung: „Die Fertigstellung beziehungsweise Inbetriebnahme im Jahr 2019 ist unrealistisch, realistischer ist das Jahr 2025. Dies würde bedeuten, dass zeitlich preisangepasst die Investitionskosten circa über 400 Millionen Euro betragen, entsprechend höher sind auch die jährlichen Kosten und das jährliche ÖPNV-Defizit.“

Der ehemalige städtische Baureferent warnt: „In Anbetracht der Haushaltslage der Stadt Erlangen ist die finanzielle Belastung durch eine StUB mit geringem Nutzen nicht zu verantworten.“ Erlangen sollte sich nicht dazu verführen lassen, hier Schulden zu machen.

Der Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) räumt ein, dass ihn Bruses negative Bewertung der StUB „in dieser schonungslosen Offenheit“ überrascht habe. Vor allem Bruses Einschätzung, dass die StUB deutlich teurer kommen wird als bisher geschätzt, macht Balleis Sorgen. Er ist sich auch unsicher, ob der Zeitplan eingehalten werden kann: „Die StUB wird frühestens im Jahr 2019 in Betrieb gesetzt – das unterstellt allerdings, dass mit maximaler Geschwindigkeit gebaut wird.“

Und Balleis erklärt im Gespräch mit der NZ: Wenn die StUB wirklich kommt, dann müsste die Stadt andere wichtige Investitionen wieder verschieben. Deswegen müsse man sich die Frage stellen: „Kann man sich das leisten? Ich fürchte, dass man es sich nicht leisten kann.“ Der Stadtrat in Erlangen entscheidet – wie berichtet – am 27. September über das Verkehrsprojekt.

 

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