Chancen des Mädchens sinken

Suche nach achtjähriger Julia geht weiter - Wettlauf gegen die Zeit im Wald

12.10.2021, 13:17 Uhr
Auf der Suche nach dem achtjährigen Mädchen, das am Sonntag beim Wandern verschwand, waren zahlreiche Rettungskräfte unterwegs.

© NEWS5 / Pieknik, NEWS5 Auf der Suche nach dem achtjährigen Mädchen, das am Sonntag beim Wandern verschwand, waren zahlreiche Rettungskräfte unterwegs.

Die Suche nach der im Böhmerwald vermissten achtjährigen Julia aus dem Großraum Berlin wird laut Polizei zu einem Wettlauf gegen die Zeit. "Die Chancen des Mädchens sinken von Stunde zu Stunde", sagte Polizeisprecher Josef Weindl am Dienstag der Passauer Neuen Presse.

"Ohne Essen und Trinken schafft es ein Kind über zwei Tage", sagte er. Die Kälte sei das große Problem. In den vergangenen Nächten hätten sich die Temperaturen um den Gefrierpunkt bewegt. Möglicherweise habe das Kind in einer Höhle etwas Schutz gefunden. "Jede Stunde ist wichtig", sagte Weindl der Zeitung.

Trotz Dunkelheit und Kälte hatten die Helfer schon die zweite Nacht in Folge im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tschechien gesucht. Die Aktion sollte über den Dienstag hinweg fortgesetzt werden - auch mit Hilfe einer Alpinen Einsatztruppe, die das Polizeipräsidium Oberbayern Süd zur Unterstützung in die Region entsandte. Mehr als 30 Einsatzkräfte seien in den Böhmerwald geschickt worden, sagte ein Polizeisprecher - darunter auch Diensthundeführer.

Julia ist seit dem späten Sonntagnachmittag verschwunden. Eine Familie aus der Region Berlin war am Wochenende auf dem tschechischen Berg Cerchov (Schwarzkopf) gewandert, das Gebiet liegt etwa zwei Kilometer von der bayerischen Grenzstadt Waldmünchen entfernt. Die Eltern hatten außer ihren beiden Kindern noch einen Neffen dabei.

Nach den bisherigen Informationen verloren die Erwachsenen die drei Kinder, die im Wald spielten, aus den Augen. Der sechsjährige Sohn und der neunjährige Neffe des Paares wurden schließlich gefunden, die achtjährige Tochter blieb vermisst.

Hundestaffeln aus der Region

Mehrere hundert Einsatzkräfte - Polizisten, Bergwachtler und Feuerwehrleute - hatten am Montag nach der Schülerin in dem Gebiet gesucht. Die Einsatzkräfte kommen sowohl aus Tschechien als auch aus Deutschland. Polizeihubschrauber aus Bayern kreisten über dem Gebiet in Böhmen, am Boden waren Hundestaffeln im Einsatz. Zudem wurden geländegängige Spezialfahrzeuge genutzt.

Zu den Helfern gehörten am Montag auch Menschen und Hunde aus der Region. Um 9 Uhr kam der erste Alarm, berichtet Ute Wittig, die Leiterin der Rettungshundestaffel vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Erlangen-Höchstadt. Zwei Teams ihrer SEG (Schnell-Einsatz-Gruppe) rückten am Montag aus Erlangen Richtung Grenzgebiet aus. Ein erste Einheit um 13 Uhr mit zwei Hunden sowie einem Helfer und um 18 Uhr eine zweite Gruppe mit zwei Ehrenamtlichen und einem weiteren Hund.

Teil der SEG und bei der Suche am Montag beteiligt waren neben dem BRK Erlangen-Höchstadt das BRK Fürth, Nürnberger Land und Südfranken sowie die Johanniter Nürnberg und die Zirndorfer Feuerwehr. Die Staffel-Leiterin selbst kehrte am frühen Dienstagmorgen zurück. Gegen 3.15 Uhr sei Wittig in ihrem Bett gewesen.

Die Polizei geht von keinem Verbrechen aus

Die Polizei vermutet, dass sich die Achtjährige verlaufen habe und geht aktuell von keinem Verbrechen aus. "Es ist ein schwieriges Gelände, ringsherum ist tiefer Wald", sagte die tschechische Polizeisprecherin Dana Ladmanova. Die Familie des Mädchens wird von Psychologen betreut.

Bei der Suche helfen auch Förster und Mitarbeiter des Nationalparks Böhmischer Wald (Sumava), die sich in dem unwegsamen und teils felsigen Terrain auskennen. Der Nationalpark Sumava grenzt an den ältesten Deutschen Nationalpark im Bayerischen Wald. Zwischen Sonntagnachmittag und Montagabend waren nach aktuellen Angaben zusammen etwa 800 Einsatzkräfte auf tschechischer und deutscher Seite an der Suche beteiligt.

Appell der Polizei

Die Polizei appellierte an die Menschen vor Ort, nicht auf eigene Faust nach Julia zu suchen. "Wir bitten darum, nicht den Aufstieg in den Berg zu wagen, sondern hier unten zu bleiben auf den Straßen und in den umliegenden Gemeinden die Augen offen zu halten, einfach um sich hier nicht selber in Gefahr zu begeben", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. "Nicht, dass es dann gegebenenfalls dazu kommt, dass wir noch weitere Personen aus dem Berg bergen müssen oder sogar suchen müssen."


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