Süße Unikate aus Mittelfranken

31.12.2008, 00:00 Uhr
Süße Unikate aus Mittelfranken

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Markus und Michael Kühlwein haben in ihrer Heimatgemeinde Anfang 2005 eine Manufaktur für feine Schokoladenspezialitäten gegründet. Zwei junge Brüder, Mitte Dreißig, die aus einer traditionsreichen Lebküchnerfamilie stammen, deren Wurzeln sich bis in das Jahr 1613 zurückverfolgen lassen.

In Auerbach war damals gewisser Jakob Jäckel als Lebküchner tätig, dessen Sohn Hans übte das Handwerk ab 1643 in Nürnberg aus; ab 1761 war ein Johann Jakob Jeckel dann in Burghaslach ansässig, und seitdem war die Familie dort als Lebküchner aktiv. «Je-Kü», so lautete die Familienmarke jahrzehntelang. Bis der Aachener Süßwarenkonzern Lambertz, zu dem Je-Kü seit Ende der 1990er Jahre gehörte, die Produktion einstellte. 150 Mitarbeiter verloren ihre Arbeit. «Dann haben wir uns die Frage gestellt: Was machen wir jetzt?», erinnert sich Markus Kühlwein.

«Wir wollten etwas ganz Neues auf die Beine stellen», das wurde den beiden Brüdern beim Sinnieren auf dem heimischen Dachboden schnell klar, erzählt der Jungunternehmer. Etwas Neues zwar, aber etwas, das doch der Tradition der Familie und dem über Generationen hinweg vererbten Wissen entspricht. Beide Kühlwein-Brüder sind gelernte Fachkräfte für Süßwarentechnik. Markus hat im Lebensmitteleinzelhandel Erfahrung gesammelt - so wussten sie, was nötig ist, um als junges, kleines Unternehmen im Handel unterzukommen. Ein Produkt, das so noch kein anderer macht, zuverlässig produziert und von hoher Qualität.

So war der Import von Süßwaren aus Osteuropa als erste Geschäftsidee schnell wieder begraben. Eigene Produkte sollten es fortan sein.

Den Anfang machten kleinstückige Schokolodenprodukte mit saisonal typischen Motivverpackungen, Osterhasen, Küken, Weihnachtsmänner etwa - und Fußballer zur WM-Zeit, insgesamt über 50 Motive stehen zur Auswahl. Einen siebenstelligen Betrag haben die beiden Brüder in ihre Produktionsanlagen investiert, Existenzgründerkredite halfen dabei - und Vater Martin Kühlwein, der manche Maschine selbst erfunden und gebaut hat. «Es lief gleich sehr gut», erinnert sich Markus Kühlwein.

Über 22 Millionen Schokoladenfiguren wurden im Jahr produziert, die Mitarbeiterzahl wuchs von anfangs fünf auf heute über 30, in Hochzeiten (wie im Winter) können es sogar 70 sein, zum großen Teil Leute, die schon bei Je-Kü gearbeitet hatten, wie Markus Kühlwein erfreut feststellt. Er verhehlt nicht, dass die traditionell guten Geschäftskontakte zu Edeka Nordbayern beim Markteinstieg in den Lebensmitteleinzelhandel sehr hilfreich waren.

Bei den süßen Motivfiguren sollte es nicht bleiben, die Geschäftsidee sollte konsequent weitergedacht werden. «Wir wollten ein Produkt machen, dass uns unvergleichbar macht», erzählt Markus Kühlwein. Und wieder kam die Idee zur rechten Zeit.

Denn auf dem Schokoladenmarkt ist seit längerem zu beobachten, dass hochwertige und im Vergleich zu Massenherstellern außerordentlich hochpreisige Produkte im Trend sind. Was alle gemeinsam haben, ist die Form: rechteckig, wie eine Tafel. Nicht so bei den Kühlweins.

Ihnen kam die Idee, Schokolade so anzubieten, als wäre sie gerade mit der Hand aus der Conche (ein Gerät, dass Schokolade rührt, so dass die Kakaoaromen sich besser entfalten) geschöpft worden und erkaltet. So sieht jedes Stück anders aus, ist also quasi ein Unikat. Das Grundprodukt ist hochwertige Schokolade mit hohem Kakaoanteil: Mindestens 34 Prozent bei Vollmilch, 56 Prozent bei Zartbitter. Massenhersteller begnügen sich mit unter 30 Prozent. Veredelt wird die Schokolade mit hochwertigen Zutaten, die einen Kontrast zur Süße der Schokolade bilden. Karamellisierte Haselnüsse etwa, Mandeln mit Meersalz, oder Johannisbeeren.

Auch die Verpackung, die dem Konsumenten als erstes ins Auge sticht, sollte sich von der Konkurrenz unterscheiden. So sind die Kreationen in durchsichtiger Folie gehüllt und mit einem Clip verschlossen, was dann wie ein hochwertiges Präsent wirkt. Der Markenname lautet: Momami - ein Kunstname, der die Vornamen der Brüder beinhaltet. Ende 2007 kamen die Produkte auf den Markt. Markus Kühlwein: «Das hat eingeschlagen wie eine Bombe.»

Von einer Fachzeitschrift für den Lebensmittelhandel wurde das Unternehmen mit dem in der Branche begehrten Innovationspreis «Sweetie» ausgezeichnet. Mittlerweile wurde die Palette erweitert. Die Schoko-Unikate gibt es auch in den Varianten Elisen-Lebkuchen, Florentiner, Honig&Cornflakes.

Mittlerweile werden in Burghaslach erstaunliche Mengen an Schokolade verarbeitet. Einmal die Woche wird die Schokolade von Qualitätsherstellern angeliefert, flüssig per 18-Tonner-Tanklastzug. Der Exportanteil liegt bei gut 25 Prozent, in 14 Ländern sei man vertreten, mit am besten läuft das Geschäft in England, Österreich und selbst in Australien. In Deutschland laufe es im Norden besser als im Süden, meint Markus Kühlwein, und weiß selbst nicht recht, warum genau. Doch Hauptsache, es läuft.

Informationen im Internet: www.einfach-nur-geniessen.de

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