Tafel Nürnberger Land sucht dringend Nachwuchs

29.12.2019, 19:35 Uhr
Die Tafel verteilt, was übrig bleibt. Auch mal mit dabei: eine Ladung Osterhasen zum Weihnachtsfest. Eine Mitarbeiterin hat Schokotierchen weihnachtlich mit passenden Mützen eingekleidet.

Die Tafel verteilt, was übrig bleibt. Auch mal mit dabei: eine Ladung Osterhasen zum Weihnachtsfest. Eine Mitarbeiterin hat Schokotierchen weihnachtlich mit passenden Mützen eingekleidet.

Erst war Walter Heinze in der Ausgabe in Burgthann tätig, dann meldete er sich als Fahrer in der Zentrale in Feucht. Um halb acht geht seine Tour los. Er holt die leeren Kisten aus Feucht ab und macht sich mit einem der drei Kühlfahrzeuge auf den Weg. Zehn bis zwölf Märkte fährt er nach einem präzise getakteten Plan an, um dort Lebensmittel abzuholen. Alles Trocken- und Kühlware. Bis er wieder in Feucht ist, ist es Mittag. Nachmittags fährt er dann zur Ausgabe in eine der Stellen vor Ort. Heute ist Schwaig dran.

Zwei bis dreimal in der Woche fährt Heinze für die Tafel. Ein richtiger Teilzeitjob. Er ist einer von 24 (Bei-)Fahrern der Tafel Nürnberger Land. Zwei davon arbeiten in Vollzeit, alle anderen, wie Heinze, tun dies ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Und warum? "Naja man ist von der Straße weg", scherzt der Rentner. "Nein im Ernst, es macht Freude und es ist schön mit Menschen in Kontakt zu kommen. Und nebenbei hält es körperlich fit", schiebt er hinterher.

Mützchen für Hasen

In Deutschland leben Millionen Menschen in Einkommensarmut oder sind unmittelbar von ihr bedroht. Wenn das Geld knapp wird, sparen sie oft bei der täglichen Ernährung. Gleichzeitig fallen täglich bei Lebensmittelproduzenten, Supermärkten und Veranstaltungen große Mengen von Lebensmitteln an, die – obwohl qualitativ einwandfrei – nicht mehr verkauft werden können. Dazu zählen Lagerbestände mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum, Backware vom Vortag, Überproduktionen, falsch Verpacktes, eingedellte Konserven oder Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. Und Dinge, die saisonal völlig fehl am Platz sind: Osterhasen zum Beispiel. Zu Weihnachten. "Ist wirklich letztens vorgekommen", sagt Robert Vogtherr, Schriftführer der Tafel Nürnberger Land. Eine Mitarbeiterin habe dann Mützchen für die Schokohasen gemacht, damit sie weihnachtlicher aussehen. "Zu Ostern kriegen wir dann die Weihnachtsmänner", sagt Vogtherr lachend.

Tafeln wie die im Nürnberger Land schaffen einen Ausgleich zwischen Überfluss und Mangel: Sie sammeln überschüssige Lebensmittel im Handel und bei Herstellern ein und verteilen sie an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen, kostenlos oder gegen eine symbolische Münze. Verteilt werden bei den Tafeln ausschließlich gespendete Lebensmittel.

"Die Tafel hat mir geholfen"

In der Zentrale in Feucht geht es zur Weihnachtszeit rund wie eh und je: In der ehemaligen Autowerkstatt stapeln sich die Paletten bis unters Dach, die vier Kühlräume sind wohl gefühlt mit Salami, Weihnachtswurst, Sahne und anderem Kühlgut. Die riesige Spühlmaschine schäumt Transportkisten ein. Mitten im Geschehen: Lagerarbeiter und Bufti Gerhard Mögen. Er hat gerade zusammen mit Logistikerin Margitta Honig eine Ladung Lebkuchen in Empfang genommen. In der Lagerhalle riecht es nach Zimt, Nelken, Anis, Kardamom und Schokolade.

"Ich wollte etwas Sinnvolles machen", erklärt Mögen. Er ist seit eineinhalb Jahren im Lager tätig. Zu seinen Aufgaben gehört es, Waren zu sortieren, einzulagern, und dafür zu sorgen, dass alles gerecht in die Ausgabekisten verteilt wird. Er arbeite gern hier, sagt er. Ebenso wie seine Kollegin Honig. "Weil ich gerne Menschen helfe, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen", erklärt sie. Als allein erziehende Mutter von drei Kindern, weiß sie wovon sie spricht: "Die Tafel hat mir sehr geholfen, als ich Hilfe gebraucht habe."

Unbesungene Helden

Honig, Mögen und ihre Kollegen vom Lager, Fahrer wie Heinze, ebenso wie die alles organisierenden Bürokräfte Uschi Knott und Heike Kokesch sind die unbesungenen Helden der Tafel. Sie arbeiten im Hintergrund. Zusammen mit den Helferinnen an den Ausgabestellen und dem Vorstand halten sie das Großprojekt "Tafel" am Laufen. Gerne vergleicht Vorsitzender Helmut Doyen die Tafel Nürnberger Land mit einem mittelständischen Unternehmen. Bei 300 Ehrenamtlichen, sechs Hauptberuflern, zehn Ausgabestellen und einem Jahresetat im sechsstelligen Bereich ist der Druck auf die Verantwortlichen groß. "Eigentlich bräuchten wir einen Geschäftsführer", sagt Vogtherr.

Und wie bei vielen Vereinen fehlt auch der Tafel der Nachwuchs. Heißt in dem Fall: junge Rentner. "Zusätzlich zum Beruf wird das schwierig", gibt Vogtherr zu. Besonders im Vorstand sucht die Tafel dringend nach Menschen, die sich etwa als Kassier oder Schriftführer engagieren möchten.

Wer sich für eine Mitarbeit interessieren sollte oder einfach mehr wissen will, kann sich telefonisch im Sekretariat unter 09128/724990 oder per E-Mail mail@tafel-nuernberger-land.de melden.

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