Tarifwechsel: So einfach sparen Sie Stromkosten

15.11.2020, 05:55 Uhr
In der Weihnachtszeit steigt in vielen Haushalten der Stromverbrauch. Wer immer noch in einem Grundversorgungstarif steckt, kann die Kosten leicht durch einen Wechsel senken.

© Volker Nies, picture alliance / dpa In der Weihnachtszeit steigt in vielen Haushalten der Stromverbrauch. Wer immer noch in einem Grundversorgungstarif steckt, kann die Kosten leicht durch einen Wechsel senken.

Viele Verbraucher in Deutschland bezahlen nach Berechnungen der Bundesnetzagentur zu viel für Strom und Gas, weil sie ihre teuren Grundversorgungstarife nicht kündigen. Allein durch einen Wechsel zu einem anderen Gaslieferanten könnten sie jährlich im Durchschnitt 240 Euro sparen, wie aus Zahlen für den neuen Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt hervorgeht. Für Haushaltsstrom in der Grundversorgung hat die Bundesnetzagentur zum Stichtag 1. April 2020 einen Durchschnittspreis von 33,8 Cent je Kilowattstunde ermittelt. Zu beachten ist jedoch, dass ein Vergleich der reinen Energiepreise pro Kilowattstunde nur bedingt aussagekräftig ist. Denn hinzu kommen noch die Grundpreise, die je nach Anbieter stark variieren.

Mehr als ein Drittel der Haushaltskunden hatte im vergangenen Jahr noch einen teuren Grundversorgungs-Vertrag. Warum dieser Tarif überhaupt so hoch ist, erklärt Heidi Willer, Sprecherin des Nürnberger Versorgers N-Ergie: "Der Grundversorger muss grundsätzlich jeden Haushaltskunden mit Strom oder Gas beliefern. Diese Versorgung bekommt jeder ohne Vertragsbindung. Man kann von heute auf morgen wechseln. Je länger dagegen eine feste Laufzeit ist, desto besser kann der Stromversorger beim Einkauf kalkulieren und entsprechend günstigere Preise anbieten."

Oft gibt es beim Wechsel noch einen Bonus

Schon durch einen anderen Vertrag beim örtlichen Stromversorger lasse sich eine deutliche Einsparung erreichen, betont die Bundesnetzagentur. Das größte Sparpotenzial gebe es bei einem Wechsel zu einem Wettbewerber des örtlichen Lieferanten, da in diesem Fall der Durchschnittspreis pro Kilowattstunde 31,2 Cent betragen habe. Zu beachten ist jedoch, dass ein Vergleich der reinen Energiepreise pro Kilowattstunde nur bedingt aussagekräftig ist. Denn hinzu kommen noch die Grundpreise, die je nach Anbieter stark variieren. "Für einen Haushaltskunden mit einer jährlichen Abnahme von 3500 Kilowattstunden ergibt das eine durchschnittliche Ersparnis bei den Stromkosten von rund 90 Euro pro Jahr", teilt die Behörde mit. Sonderbonifikationen wie Bonuszahlungen für Neukunden könnten diese Ersparnis von rund acht Prozent noch deutlich erhöhen. Es gilt aber, den Vertrag genau zu lesen. Oft wird ein günstiger Tarif nach einer bestimmten Laufzeit deutlich teurer.

Für Gaskunden gibt es aufgrund der größeren Mengen, die vor allem fürs Heizen benötigt werden, meist noch größere Einsparpotenziale. Auch hier ist der Grundversorgungsvertrag mit 6,99 Cent pro Kilowattstunde die teuerste Belieferungsart. Sie sei 2019 dennoch von rund einem Viertel der Gaskunden genutzt worden. Bei den Alternativanbietern habe der Durchschnittspreis nur 5,96 Cent je Kilowattstunde betragen. Durch einen Wechsel hätte ein Haushalt 240 Euro im Jahr sparen können, rechnet die Netzagentur vor.

Im Internet lassen sich über Vergleichsportale wie Check24 oder Verivox die günstigsten Strom- und Gastarife finden. Allerdings gibt es hier einige Punkte zu beachten, die in den Voreinstellungen des Portals geändert werden sollten. Zum Beispiel sollte man einen Bonus nicht einrechnen lassen, um die Jahreskosten besser einschätzen zu können. Oft werden in der Grundeinstellung auch nur Tarife angezeigt, zu denen der Verbraucher direkt über das Vergleichsportal wechseln kann – das schränkt die Auswahl ein. Zu beachten ist außerdem eine Tücke in der Einstellung "hohe Kundenempfehlungsquote": Solche Empfehlungen gibt es nur für Tarife, für die das Vergleichsportal eine Provision erhält. Über die richtige Nutzung von Vergleichsportalen und viele weitere Aspekte des Tarifwechsels informieren die Verbraucherzentralen im Internet unter verbraucherzentrale.de/wissen/energie.

Der Abstand zwischen den Tarifen wird größer

Die Verbraucherschützer kritisieren schon seit langem die Preisgestaltung bei der Grundversorgung. "Viele Grundversorgungstarife sind preislich überhöht", sagte Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. Zum Jahreswechsel gebe es beim Strom "in zahlreichen Netzgebieten Spielräume für Preissenkungen", weil die Beschaffungskosten der Versorger gesunken seien und die EEG-Umlage niedriger ausfalle. Die Bundesregierung hat den Beitrag der Verbraucher zur Förderung des Ökostroms auf 6,5 Cent im kommenden Jahr gedeckelt. In diesem Jahr liegt die EEG-Umlage bei 6,756 Cent. Die Versorger verweisen darauf, dass sie zur Versorgungssicherheit Strom und Gas weit im Voraus einkaufen müssen und deshalb nicht kurzfristig niedrigere Börsenpreise weitergeben könnten. Außerdem müssten bei den Grundversorgungstarifen Forderungsausfälle durch säumige Zahler berücksichtigt werden.

Der Abstand zwischen Grundversorgungs- und Alternativtarifen ist nach den Zahlen der Bundesnetzagentur in den vergangenen Jahren größer geworden. Beim Strom war demnach der Grundversorgungstarif 2010 gut 4 Prozent teurer, jetzt sind es rund 8 Prozent. Beim Gas wuchs der Abstand im gleichen Zeitraum von gut 9 auf über 17 Prozent. Aber warum bleiben viele Haushalte den teuren Tarifen treu? Verbraucherschützer Sieverding nennt vier Gruppen: Für Verbraucher mit einem Schufa-Eintrag sei ein Wechsel nur bei wenigen Anbietern möglich. Es gebe aber auch Kunden, die sich durch die Formalitäten des Wechsels überfordert fühlten oder durch Insolvenzen von Anbietern abgeschreckt seien. Andere "wollten eigentlich schon längst mal wechseln, aber haben es noch nicht angepackt". Stadtwerke hätten aber auch Kunden, die bewusst ihrem traditionellen Versorger treu blieben, weil er Schwimmbäder, Vereine oder den Nahverkehr unterstützt.

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