Tiefgaragenmord: Polizeiarbeit gerät in die Kritik

12.6.2012, 18:06 Uhr
Tiefgaragenmord: Polizeiarbeit gerät in die Kritik

© dapd

Ein ehemaliger Angehöriger der „Soko Susanne“ gab vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth am Dienstag mehrere Pannen bei der Vernehmung des 47 Jahre alten Angeklagten zu. So hatten Soko-Mitarbeiter dem unter Mordverdacht stehenden Landschaftsgärtner mitgeteilt, mehrere Zeugen hätten die Tat beobachtet. Tatsächlich gab es solche Zeugen nicht. Frei erfunden war beispielsweise eine Frau, die das Fahrzeug des Angeklagten bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage gesehen haben wollte.

„Es tut mir sehr leid, es war wohl eine impulsive Reaktion aus der Situation heraus“, entschuldigte sich der Ermittler. Aber auch bei einer Beschattungsaktion am Tag der Beerdigung des Mordopfers hat die Soko Fehler gemacht. Zunächst war die Kriminalpolizei zu dem Ergebnis gekommen, der Angeklagte sei nicht bei der Beerdigung gewesen, was gegen ihn spreche. Der Mann hatte stets das Gegenteil behauptet. Später waren Fotoaufnahmen zum Vorschein gekommen, die eindeutig belegten, dass der Landschaftsgärtner bei der Beerdigung war.

Richter entrüstet über Beamte

Für Entrüstung beim Vorsitzenden Richter Stephan Popp sorgten Aussagen eines anderen Beamten, der die Auswertung von Handydaten des Angeklagten erklären sollte. Zunächst musste der Polizist wieder vor die Tür geschickt werden, weil er sich in den eigenen Aufzeichnungen nicht zurechtfand. Es konnte danach immerhin geklärt werden, dass das Mobiltelefon des Angeschuldigten zum Tatzeitpunkt nicht in Betrieb war. Der angeklagte 47-jährige Landschaftsgärtner bestreitet, die Tante seiner Tochter im März 1999 erstochen zu haben, weil sie ihn wegen sexuellen Missbrauchs des Mädchens anzeigen wollte. Im ersten Verfahren war der Mann 2010 freigesprochen, wegen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter aber zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Der Bundesgerichtshof hob den Freispruch im Februar 2011 auf. Am 10. November begann der zweite Prozess vor einer anderen Strafkammer. Nach dem Fund neuer DNA-Spuren wurde er im November ausgesetzt und kürzlich wieder neu aufgenommen. Wie ebenfalls am Dienstag bekannt wurde, haben sich zwei Kriminalbeamte mit der Tochter des Angeklagten zwei Wochen vor Beginn des zweiten Prozesses im Herbst 2011 zu einem gemeinsamen Essen getroffen. Dabei habe man herausfinden wollen, ob die wichtige Zeugin bedroht werde, sagte der Ermittler aus. Er räumte auf Nachfrage von Richter Popp aber ein, dass lediglich telefonische Nachfragen üblich seien. Ob das Essen, zu dem die Frau von den Beamten sogar zu Hause abgeholt worden war, mit der Staatsanwaltschaft abgesprochen war, blieb zunächst unklar. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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